© Paul Ripke
Interview

Auf Reisen mit Paul Ripke

Im Reise-Interview erzählen Vielreisende von ihrem Leben aus dem Koffer. Welche Musik sie begleitet, wo das Bier zum Sonnenuntergang am besten schmeckt und von welchen Ländern sie noch träumen. Diesmal: Paul Ripke, Fotograf, Podcaster, Influencer, Jetlag-Profi und Orientierungsweltmeister

Datum 05.04.2025

Paul Ripke ist einer der bekanntesten Fotografen Deutschlands. Spätestens seit seinen ikonischen Bildern vom Sieg bei der Fußball Weltmeisterschaft 2014 und seinen Arbeiten mit Künstlern wie Marteria oder Lena Meyer-Landrut ist der gebürtige Heidelberger eine feste Größe in der deutschen Medienwelt.

Neben seiner Arbeit als Fotograf arbeitet Ripke an diversen weiteren Projekten: Er produziert seinen eigenen Podcast „Alle Wege führen nach Ruhm“ mit Joko Winterscheidt, entwirft Mode mit seinem Label PARI, veröffentlicht Bücher und sprüht auch sonst nur so vor Ideen.

Heute lebt Ripke mit seiner Familie in Kalifornien – und ist ständig unterwegs. Im Interview mit Merian verrät der Fotograf, welches Land er gerne noch bereisen möchte, mit welchen strengen Regeln er gegen Jetlag vorgeht und warum ein bisschen Chaos zur perfekten Reise einfach dazugehört.

Paul Ripke: Ohne diese Travel Essentials geht nichts

Merian: Welches Souvenir überlebt jeden Umzug?

Paul Ripke: Powerbanks. Ich bin mir sicher: eine Powerbank kann Freundschaften starten. Fast jeder braucht irgendwann eine, wenn das Handy leer ist. Ich weiß fast immer, wo ich mit welcher Person mit der entsprechenden Powerbank war und ich kann mich nur schwer davon trennen. Ein paar habe ich auch weggegeben, die sind irgendwo auf der Welt unterwegs.

Was packst du immer ein und benutzt es nie?

Highend Schlafbrillen. Solche die gleichzeitig kühlen und Musik spielen können oder sowas. Ich glaube, ich werde da inzwischen gezielt vom Metakonzern getargetet und falle immer wieder drauf rein, benutze die dann aber eigentlich nie.

Welche Spezialität ist eine Reise wert?

Ein eiskaltes lokales Bier zum Sonnenuntergang, das dann so schön an der Flasche abperlt. Dazu der richtige Sonnenuntergang. Ein Aloha Bier auf Kauai, dafür lohnt es sich, um die halbe Welt zu fliegen, aber ein kaltes Tegernseer am Tegernsee ist auch schön.

Rituale, Dinge oder Orte, die du an neuen Städten immer aufsuchst?

Joggen. Dabei kann man eine Stadt total gut entdecken und es ist super gegen Jetlag. Und dann versuche ich auch direkt rauszugehen und lokal zu essen, statt im Hotel. Ein Street Market oder wo es mich sonst hintreibt.

Was sind deine Travel Essentials?

Kopfhörer, Powerbank und Cash. Ich habe immer 1.000 Dollar in bar dabei. Ein großer Notgroschen, ich weiß, aber das hat mir aber schon oft das Leben gerettet.

Mit Rapper Materia um die Welt

© Paul Ripke

Welcher Song ruft bei dir sofort Reiseerinnerungen hervor?

Das ganze Album „Zum Glück in die Zukunft II” von Marteria. Als es 2014 erschien, sind wir zu zweit mit einem Around-the-World-Ticket auf Weltreise gegangen. Unterwegs haben wir kleine Videos gedreht, zum Beispiel in Lukla, Nepal, auf einem Hügel mit ein paar Kids, die da herumstanden. Ich höre das Album noch heute gerne und denke an diese Zeit zurück.

Welche Orte suchst du unterwegs immer auf und welche vermeidest du?

Ich vermeide eigentlich alles, was Ketten sind und wo ich weiß, was auf mich zukommt, das finde ich langweilig. Ich versuche immer lokale Empfehlungen zu bekommen, oft labere ich einfach Leute an und frage sie, was hier gut ist. So kommt man an verrückte und schöne Orte.

Von was machst du unterwegs Fotos und an wen schickst du sie?

Privat fotografiere ich fast gar nichts. Ich glaube, als Fotograf habe ich für mich gelernt, im Moment zu leben. Und habe auch ein ganz gutes Gedächtnis.

Hast du eine Marotte, die deine Reisepartner um den Verstand bringt?

Ich bin sehr, sehr spät dran beim Fliegen, komme auf die Minute pünktlich zum Abflug, so kann ich mehr Zeit meines Lebens mit dem verbringen, was ich machen möchte.

Andersrum nervt es mich sehr, wenn Leute viel Zeitpuffer einbauen. Das gibt auch manchmal Konflikte innerhalb der Familie.

„Orientierung ist eigentlich das einzige, was ich wirklich gut kann“
Paul Ripke

Was sind deine Strategien für Wartezeiten?

Reden. Ich schwalle fast immer mein Umfeld voll, frage Leute, die vor oder hinter mir in der Schlange stehen, was sie so machen und woher sie kommen, da lernt man faszinierende Dinge. Meine berufliche Laufbahn basiert zu 90 Prozent auf Kontakten, die beim Reisen zustande gekommen sind.

Wann bist du denn auf Reisen noch aufgeregt?

Ich bin immer aufgeregt, vor allem bei Jobsachen. Vor allem wenn die enge Zeitplanung dann doch mal schief geht. Und bei Sporterebnissen jeglicher Art, da bin ich auch sehr aufgeregt, aber positiv.

Welchen Luxus gönnst du dir unterwegs immer?

Wenn es irgendwie geht, fliege ich auf Langstreckenflügen Business Class. Das hat auch einen großen Einfluss auf Jetlag.

Paul Ripke: Seine Tipps gegen Jetlag

Was sind Deine Methoden gegen Jetlag?

Ich esse nichts in der Luft, und ich trinke einen Tag vor langen Flügen und einen Tag danach keinen Alkohol – weil der die innere Uhr verändert. Die dritte Regel ist eher psychologisch: Beim Betreten des Flugzeugs, stelle ich meine Uhr um. Ab dann lebe ich nach der Zielzeit. Zusätzlich verbiete ich mir und allen anderen 48 Stunden lang das Wort „Jetlag”. Und was noch hilft: eisbaden!

Wann hast du dir unterwegs gedacht, hier könntest du für immer bleiben?

Ich glaube, engagierte Reisende leben von diesem Gedanken. Wir sind vor acht Jahren in die USA ausgewandert und hier sehr glücklich, aber wir könnten uns auch vorstellen, woanders zu leben.

Wie genau planst du Reisen?

Ich bin ein sehr kurzfristiger Mensch und buche deshalb alles selbst und oft spontan. Vorher nicht zu wissen, wo ich schlafe, wenn ich unterwegs bin, mich spontan entscheiden zu können, ob ich an einem Ort bleibe, oder weiterreise, schaue, wo das Wetter dann gerade gut ist oder es ein nettes Lokal gibt - das ist für mich Freiheit.

Eine spontane Entscheidung, die eine ganze Reise verändert hat?

In Chile haben wir uns einen Mietwagen genommen, dann jemanden beim Tanken angequatscht und gefragt, wo hier die coolste Bar ist. Abends haben wir ihn dort wiedergetroffen und für fünf Tage als Guide gebucht. Er hat schnell verstanden, was wir so für Leute sind und worauf wir Bock haben. Das Schlimmste, was auf einer Reise passieren kann, ist, dass alles genau so geworden ist, wie man es sich vorgestellt hat.

Wann hast du dich das letzte Mal verirrt?

Orientierung ist eigentlich das einzige, was ich wirklich gut kann. Meine Eltern waren leidenschaftliche Reiser, ich saß als Kind viel in Flugzeugen, habe stundenlang aus dem Fenster geguckt und mir schon beim Landeanflug eine Stadt eingeprägt. Orientierung hat auch mit dem wachen Wahrnehmen seiner Umgebung zu tun, finde ich. Dann kamen Navigationssysteme um die Ecke und haben mir die einzige Sache, die ich wirklich weltmeisterlich konnte, weggenommen.

Ein Reisefoto, das du mit unseren Lesern teilen würdest?

Zeigt den Flughafen von Lukla in Nepal. Eine der gefährlichsten Landebahnen der Welt.

Ein kleines Flugzeug hebt von der kurzen Landebahn von Lukla mitten im Himalaja ab © Paul Ripke

Welcher Gepäcktyp bist du?

Ich habe einen großen Spleen für Gepäck und nutze bestimmt 20-30 Koffer im Wechsel. Ich bin aber auch Handgepäckstyp, natürlich auch wegen der Kameras und Akkus, die ins Handgepäck müssen, aber ich bemühe mich, das Handgepäck so zu packen, dass ich immer noch normal unterwegs sein kann, wenn der Koffer mal nicht ankommt.

Was ist unterwegs besser alleine als in Gesellschaft?

Alles. Ich bin beruflich oft alleine unterwegs, aber auch privat versuche ich, mindestens einmal im Jahr ohne Begleitung irgendwohin zu fahren. Ich genieße das Reisen sehr, und dieser Genuss ist allein viel schöner.

Was war der schönste Ort, an dem du je warst?

Eine schwierige Frage, aber ich glaube es ist Lukla in Nepal. Dort liegt der letzte Flughafen vor dem Himalaja, eine absurde, kleine, verrückte Stadt mit dem verrücktesten Flughafen der Welt.

Gibt es ein Reiseziel, von dem du noch träumst?

Nordkorea würde ich gerne mal sehen. Aber ich bin ich jemand, der schlecht mit Regeln umgehen kann, das funktioniert auch ganz gut im Leben, ist aber für Nordkorea wahrscheinlich ein schlechter Ansatz. Deswegen gehe ich vielleicht auch aus Selbstschutz nicht da hin.

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