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Wandern in Galicien: Der zauberhafte Weg der Leuchttürme

An Galiciens „Todesküste“ finden sich bezaubernde Leuchttürme, eindrucksvolle Panoramen über den Atlantik und viel Geschichte. Wir geben Tipps für die Wanderung auf dem Weg der Leuchttürme und verraten spannende Hintergrundinfos.

Datum 23.08.2023

Natürlich müssen es Fußabdrücke eines Kobolds sein, die uns den Weg weisen. Schließlich sind wir hier in Galicien, dem Land der keltischen Mythen, der Hexen, der Fabelwesen. An der Costa da Morte, der „Todesküste“, spielen Legenden, Aberglauben und Geistergeschichten eine große Rolle.

Obwohl die Fußabdrücke des Kobolds neongrün sind, muss man oft genau hinsehen, um die Markierungen, die manchmal auch Punkte oder Pfeile sein können, auf Felsen und an Bäumen zu finden. Denn im regnerischen Nordwesten Spaniens ist alles grün und der Küstenweg im Gegensatz zu den Trampelpfaden des galicischen Jakobswegs so einsam, dass die Natur ihn immer wieder überwuchert.

Dabei gehört der Camiño dos Faros, der „Weg der Leuchttürme“, zu den schönsten Küstenwanderwegen Europas. Weil es hier am Atlantik etwas kühler ist, kann man ihn selbst im Hochsommer problemlos gehen.

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Wandern an der Costa da Morte in Galicien

© iStock/Mlenny
Ein Highlight auf dem Wanderweg an der Costa da Morte: Kap Finisterre.

Von Malpica mit seinem pittoresken Hafen verläuft der 200 Kilometer lange Weitwanderweg am Meer entlang bis zum sagenumwobenen Kap Finisterre. Den Namen gaben ihm die alten Römer. Für sie war es das Ende der Welt – „Finis Terrae“. Der Weg bietet ein stetiges Auf und Ab zwischen Buchten und Klippen, er entführt in die Eiszeit und Jungsteinzeit – und man erfährt auf ihm eindrücklich, warum die Region Todesküste heißt.

Je weiter man sich auf der Halbinsel von Malpica dem ersten Etappenziel nähert, dem Leuchtturm von Punta Nariga, desto tiefer taucht man in die unberührte Natur ein. Keine Straßen, keine Autos. Kurz vor dem imposanten Leuchtturm in Form eines Schiffes öffnet sich eine von Wind und Salzwasser skurril geformte Granitfelsen-Landschaft.

Von Niñóns nach Ponteceso geht es auf der nächsten Tagesetappe am Kap Roncudo vorbei. Hier wachsen in den Küstenfelsen die besten Percebes – Entenmuscheln. Eine galicische Delikatesse, die man am Abend im Fischerdorf Corme auf jeden Fall bestellen sollte.

Camiño dos Faros: Zwischen Ruinen und Sandstränden

Laxe an der Costa da Morte, Galizien, Wegweiser © IMAGO/Pond5 Images
Laxe ist einer der schönsten Orte an der Todesküste in Galizien.

Der Anstieg auf den 312 Meter hohen Monte Castelo de Lourido zwischen Ponteceso und Laxe ist am nächsten Tag zwar mühsam, der Panoramablick auf die Flussmündung der Ría de Corme aber unvergesslich. Eigentlich verläuft der Leuchtturmweg durchgängig am Meer. Doch heute macht er einen langen Abstecher ins grüne Hinterland.

Man kommt durch dunkle, nebelverhangene Wälder und alte Dörfer mit den für Galicien typischen Hórreos, auf Stelzen gebaute Getreidespeicher aus massivem Stein. Hier treffen Wandernde auf die archäologische Fundstätte Castro de Borneiro, die Ruinen einer befestigten Siedlung aus der Eiszeit.

Wenige Kilometer weiter stößt man auf die 4.000 Jahre alten Dolmen von Dombate. Die Megalithen und riesigen Granitfelsplatten werden auch als „Kathedralen der galicischen Jungsteinzeit“ bezeichnet.

Vom Leuchtturm von Laxe und seinem Sandstrand führt der Weg zunächst wieder steil hinauf zum Berg von Soesto. Der Blick auf die vor uns liegende Tagesetappe verspricht eine Wanderung über schneeweiße Sandstrände. Der Traba-Strand ist fast 2,6 Kilometer lang. Man würde am liebsten sofort in die Wellen springen. Doch die Strömung ist gefährlich und das Wasser viel zu kalt.

Folgenschwere Schiffsunglücke an Galiciens Todesküste

Das Tankerunglück der „Prestige“ löste an der Todesküste 2002 eine katastrophale Ölpest aus. 64.000 Tonnen Schweröl verschmutzten damals die Küste. Rund 250.000 Seevögel verendeten qualvoll.

Der Untergang der „Prestige“ war das für die Natur folgenschwerste, aber nicht das erste Schiffsunglück an Galiciens Todesküste. Das wird einem auf der Tagesetappe zwischen Arou und Camariñas durch den englischen Friedhof eindrucksvoll verdeutlicht: Eine Vielzahl kleiner Steinhaufen direkt am Wasser erinnert an die mehr als 170 ertrunkenen Besatzungsmitglieder der „HMS Serpent“. Das englische Schulschiff kenterte 1890 vor dem Kap Vilán.

„Die Strömungen und Winterstürme hier sind gefährlich und unberechenbar“, sagt Cristina Fernández. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts seien hier vor allem viele englische Frachter auf dem Weg in die britischen Kolonien gekentert. „Deshalb hat unsere Küste auch diesen schaurigen Namen bekommen.“

Die erste Leuchtturmwärterin in Spanien 

Die Galicierin aus Camariñas hat schon viele Schiffsunglücke gesehen. Sie war 1973 die erste Leuchtturmwärterin Spaniens und 46 Jahre lang am Faro de Vilán im Einsatz. Auch im Ruhestand kehrt sie immer wieder zu dem auf den Klippen thronenden Leuchtturm zurück, in dem sie den Großteil ihres Lebens verbrachte und in dem sie sogar ihre drei Kinder zur Welt brachte.

Nostalgisch erzählt sie von Einsamkeit, Freiheit, den Naturgewalten an der Küste, haushohen Wellen und den Geistern Schiffbrüchiger. Tausende sollen es im vorherigen Jahrhundert gewesen sein. Die englische Forschungsreisende Annette Meakin verwendete im Jahr 1908 erstmals den Namen „The Death Coast“. Auf dem Weg der Leuchttürme erinnern immer wieder verrostete Anker und Steinkreuze an die ertrunkenen Seefahrer.

Der Weg der Leuchttürme in Galicien: Am Ende der Welt

Wallfahrtskirche Virxe da Barca, Muxía © IMAGO/agefotostock
Hier zu sehen: die Wallfahrtskirche Virxe da Barca in Muxía.

Steilklippen, Buchten mit weißen Sandstränden und kunterbunte Blumenwiesen wechseln sich auf dem Weg zu den nächsten Etappenzielen ab, dem Leuchtturm von Muxía und der daneben liegenden Wallfahrtskirche Virxe da Barca. Laut christlicher Legenden soll dem im nahen Santiago de Compostela bestatteten Apostel Jakobus hier die Jungfrau erschienen sein, weshalb auch viele Jakobspilger:innen weiter bis nach Muxía wandern und die Ruhe des Leuchtturmwegs kurz verschwindet.

Die im 9. Jahrhundert entdeckten Überreste des Heiligen Jakobus sollen Galicien aber angeblich am Kap Finisterre erreicht haben. Über die atemberaubende Halbinsel von Touriñán endet hier – am Ende der damals bekannten Welt – auch der Camiño dos Faros.

Weitere Informationen zum Weg der Leuchttürme in Galicien

Camiño dos Faros in Galizien, Strand © IMAGO/Pond5 Images
Der Camiño dos Faros ist einer der schönsten Küstenwanderwege Europas.

Anreise: Am besten reisen Sie per Flugzeug nach Santiago de Compostela, von dort aus geht es weiter im Mietwagen.

Wanderweg: Für den mittelschweren, rund 200 Kilometer langen Küstenwanderweg Camiño dos Faros zwischen Malpica und dem Kap Finisterre sollte man acht bis elf Tagesetappen einplanen. Infos über die Route, Unterkünfte, Resteurants und Transportmöglichkeiten finden Sie hier.

Beste Reisezeit: Die beste Zeit ist zwischen Mai und Oktober, dann beginnen die Herbststürme.    

-Manuel Meyer, dpa

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