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Jakobsweg: Tipps und Infos rund ums Pilgern

Der Jakobsweg: Für viele Menschen ist eine Wanderung auf dem Camino de Santiago in der atemberaubenden Landschaft Nordspaniens ein besonderer Herzenswunsch. Tipps und Informationen für die Pilgerreise.

Text Mila Krull
Datum 19.09.2024

Der Weg zum Glück hat einen Namen: Eine Reise auf dem Jakobsweg hat schon so manch einem Pilgernden eine neue Sicht aufs Leben beschert. Entlang der kilometerweiten Caminos, die ganz Europa durchziehen, finden Menschen neue Erkenntnisse, alte Erinnerungen, einzigartige Erfahrungen und Weggefährten, aus denen Freunde fürs Leben werden.

Ob auf dem berühmten Camino Francés oder dem malerischen Camino del Norte entlang der Küste: Ein besonders reizvoller Abschnitt führt Wandernde durch den Norden Spaniens. Dabei geht es vorbei an bedeutenden Wallfahrtsorten und malerischen Landstrichen. Unterwegs finden Pilgernde in hunderten Herbergen und Gaststädten am Wegesrand Orte der Rast. Ob Anfänger oder Rückkehrer: Hier finden Sie alle wichtigen Informationen rund um die Wanderung und was es vor der ersten Pilgerreise zu beachten gibt.

Übung vorab: Der Jakobsweg in Deutschland

Schilder an der Abtei Weingarten weisen den Jakobsweg. © IMAGO / Manngold
Auch durch Deutschland führt der Jakobsweg, wie hier in Baden-Württemberg

Zu Recht sagt man: Der Weg beginnt in Ihrem Haus. Auch Deutschland ist von einem dichten Netz der Jakobswege überzogen. Doch wer von hier aus starten und am Ziel in Santiago enden will, sollte jede Menge Zeit und Durchhaltevermögen mitbringen. Der kürzeste Weg von Berlin – nur ein Beispiel – ist 2.968 Kilometer lang. 

Tipp: Wer zum ersten Mal zu einer längeren Wanderung aufbricht, sollte vorab ein paar Übungstouren unternehmen. So kann man bereits vor Beginn der Pilgerreise abschätzen, wie viele Kilometer am Tag zu schaffen sind, Kondition sowie Ausdauer trainieren und die Kleidung testen. Auch um Wanderschuhe einzulaufen, eignen sich erste kürzere Tagestouren durch die heimatliche Umgebung bestens.

Jakobsweg für Anfänger: Camino Francés und Camino del Norte

Imposanter Anblick: Die Kathedrale in Santiago de Compostela ist das Ziel der Pilgerreise © Unsplash
Imposanter Anblick: Die Kathedrale in Santiago de Compostela ist das Ziel der Pilgerreise

Auch in Spanien, Portugal und Frankreich gibt es nicht den einen Jakobsweg. Gut zwei Drittel der Pilger gehen den berühmten Camino Francés (779 Kilometer) von Saint-Jean-Pied-de-Port in Frankreich nach Santiago de Compostela. Alternativen sind etwa der längste Weg Via de la Plata (ab Sevilla über 1.000 Kilometer) oder der schwierigste Weg, der Primitivo: Er beginnt in Oviedo und ist zwar nur knapp 300 Kilometer lang, täglich sind aber mehrere Hundert Höhenmeter zu überwinden. Der asturische König Alfons II. soll ihn im 9. Jahrhundert als Erster gegangen sein und damit die Pilgerschaft begründet haben. Für Anfänger eignet sich diese anspruchsvolle Strecke hingegen weniger.

Unsere Tipps für einfache Etappen des Jakobswegs: Besonders schön ist der Camino Portugués (240 Kilometer) ab Porto; die ersten 160 Kilometer verlaufen entlang der portugiesischen Atlantikküste. Mindestens genauso einzigartig ist der Camino del Norte, der in Irun an der Grenze zu Frankreich beginnt, 850 Kilometer lang ist und größtenteils an der Küste entlangführt.

Die beste Reisezeit für den Jakobsweg

Wer den Jakobsweg in vollen Zügen genießen will, sollte eine Wanderung für April oder Oktober planen. Das Wetter ist mild, die Temperaturen angenehm, der Ansturm auf den Weg und die Herbergen ist nicht so groß wie in den Sommermonaten Juli und August. Im Frühjahr und Herbst erreichen die Temperaturen rund um León 15 bis 18 Grad mit höchstens sieben Regentagen im Monat. Wer jedoch den Trubel sucht, ist zum Jakobstag am 25. Juli in Santiago de Compostela. Am Vorabend gibt’s ein Lichterfest, am Tag selbst die „Königsmesse“ in der Kathedrale. Dann jedoch sind die Herbergen oft schon am Nachmittag voll und die Temperaturen klettern auf 30 Grad – für Anfänger eher ungeeignet. 

Wo beginnt der Jakobsweg?

Wegmarkierung am Rande des Camino in Spanien © IMAGO / Zoonar
Immer der Muschel nach: Der Jakobsweg führt durch ganz Galicien

Unter dem Namen Jakobsweg gibt es in Europa zahlreiche Wanderstrecken. Der bekannteste und beliebteste Weg ist der Camino Francés, der durch Nordspanien führt und im Pyrenäenort Saint-Jean-Pied-de-Port beginnt. 

Wer den Camino Francés am Stück läuft, braucht viel Zeit. Anfänger sollten für die komplette Strecke mindestens 33 Tage kalkulieren. Für den Camino del Norte benötigt man etwa 35 volle Wandertage. Die beste Alternative lautet: den Weg in Etappen laufen. Wer langsamer oder schneller sein möchte, variiert die Länge der Strecke nach eigenem Wunsch – das dichte Netz der Herbergen lässt dafür genügend Spielraum.

Anreise zum Jakobsweg

Die meisten Pilgerer, die den Camino Francés in Saint-Jean-Pied-de-Port starten, buchen einen Flug oder reisen per Zug an. Der nächstgelegene Flughafen ist Biarritz in rund 50 Kilometern Entfernung. Von hier aus verkehren regelmäßig Züge und Busse nach Saint-Jean-Pied-de-Port. Von Westdeutschland aus können Reisende über Paris mit dem Zug nach Bayonne fahren und von hier aus den Startpunkt der ersten Etappe erreichen. 

Wer den Camino del Norte beschreiten will, kann einen Flug nach San Sebastián oder Bilbao buchen und mit dem Zug oder einem Bus (zum Beispiel mit ALSA) den Startpunkt in Irun erreichen.

Der Pilgerausweis und die Urkunde „La Compostela“

Ein Mitarbeiter stempelt den Pilgerpass eines Reisenden. © IMAGO / Andia
Wer auf dem Jakobsweg genug Stempel gesammelt hat, erhält am Ende eine Urkunde.

Wichtig: Wer in den Herbergen entlang des Jakobsweges übernachten will, braucht einen Pilgerausweis. Mit diesem Dokument wird Ihre Reise entlang des Caminos dokumentiert. Auf Spanisch wird der Ausweis auch „Credencial del Peregrino“ genannt. Für 5,99 Euro können Reisende den Pass vorab online erwerben oder in den Touristenbüros und Herbergen vor Ort kaufen. Der Pilgerausweis dient auch als „Stempelheft“ und als Erinnerung an die einzigartige Reise.

Am Ende wartet die Urkunde: Doch nur wer mindestens 100 Kilometer gelaufen ist, bekommt am Ziel in Santiago die begehrte „Compostela“ im Pilger-Büro. Letzter Startpunkt: Sarria. Ab dort brauchen Pilgernde zwei Stempel am Tag in ihrem Pass. Die Stempel gibt es in Herbergen, am Wegesrand und in fast allen Bars oder Restaurants.

Herbergen auf dem Jakobsweg

In fast jedem Ort auf dem Camino gibt es mehrere Unterkünfte, fast alle sind sauber und gepflegt. Die meisten Schlafplätze bieten in der Regel die städtischen Herbergen, die Municipales. Dort können keine Betten reserviert werden, eine Übernachtung – fast ausschließlich in einfachen Doppelstockbetten – kostet meist zwischen fünf und zehn Euro. Die Herbergen sind in der Regel zwischen 13 und 22 Uhr geöffnet und können nur für eine Übernachtung genutzt werden. Warmes Wasser und Bettwäsche sind vorhanden. 

In den privaten Herbergen liegen die Preise zwischen zehn und zwölf Euro. Hier finden Reisende meist etwas mehr Ruhe und Komfort als in den öffentlichen Herbergen. In einigen privaten Unterkünften können Betten zudem reserviert werden, was die Planung für vorausschauende Reisende oder in größeren Gruppen vereinfacht. Entlang des Camino Francés gibt es zudem immer wieder die Möglichkeit, in Klöstern zu übernachten. Wer sich nach anstrengenden Etappen ausreichend erholen möchte, findet in Pensionen und Hotels entlang des Weges komfortablere Ausstattungen.

In den meisten Herbergen ist es möglich, Essen zuzubereiten, Internet zu nutzen und Wäsche zu waschen. Achtung: Die Belegung der Herbergen erfolgt nach der Reihenfolge der Ankunft. Pilgernde mit Behinderung und Pilgernde, die zu Fuß reisen, werden zuerst aufgenommen. Schließlich die Personen, deren Gepäck mit Shuttles angeliefert wird. Wer die Herberge während der Hauptpilgerzeit zu spät erreicht, findet wohlmöglich kein freies Bett mehr. Mit einem Anruf können Pilgernde vorab mitunter die Kapazitäten abfragen. Herbergen finden Pilgernde zum Beispiel in der App Camino Love.

Gepäck auf dem Jakobsweg

Rucksack, Wanderstiefel und Wanderstöcker entlang des Jakobweges. © IMAGO/Zoonar
Die richtige Ausrüstung ist auf dem Jakobsweg essentiell.

Allgemein gilt auf dem Jakobsweg: Je weniger Gewicht, desto besser. Denn am Ende des Tages freuen sich Wandernde über jedes Kilo, das sie auf dem langen Pilgerweg sparen können. Wer sein Gepäck nicht selbst tragen kann oder möchte, kann den eigenen Rucksack bequem per Shuttle vorausschicken. An vielen Herbergen und Etappenzielen sammeln entsprechende Services das Gepäck ein und fahren es bis zum nächsten, vereinbarten Ziel voraus. Es gibt mehrere Transportunternehmen, die entlang des Jakobsweges tätig sind. So zum Beispiel die spanische Post Correos oder Caminofácil. Der Gepäck-Versand kostet zwischen vier und sieben Euro pro Etappe und wird immer häufiger genutzt.

Der richtige Rucksack

Zunächst benötigen Pilgernde einen geeigneten Wanderrucksack. Hierbei empfiehlt sich ein leichtes Modell mit einem Fassungsvermögen zwischen 35 und 40 Litern sowie einem gepolsterten Tragegestell mit Hüftgurt. Ideal ist zudem die Aufteilung in ein großes Hauptfach, mehrere Außentaschen etwa für Trinkflaschen und ein separates Bodenfach für Schuhe oder schmutzige Wäsche. Für Regentage ist eine entsprechende Hülle nützlich. 

Schlafsack

Für die Nächte in den Herbergen benötigen Pilgernde eigene Schlafsäcke. Wer in den wärmeren Monaten unterwegs ist, dem empfiehlt sich ein leichter Kunstfaserschlafsack. Diese wiegen meist weniger als ein Kilogramm und lassen sich auf kleinem Raum verstauen. 

Kleidung

Elementar für die Wanderung ist die richtige Kleidung. Hier lohnt es sich, vorab etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen. Der wohl wichtigste Kauf sind die passenden Wanderschuhe. Wenden Sie sich hierfür gern an einen fachkundiges Personal in einem Outdoor-Geschäft. Hier können Sie die Schuhe unter verschiedenen Begebenheiten testen. Vor Beginn der Reise sollte das Schuhwerk unbedingt ausreichend eingelaufen sein. Neben einer Trekkinghose - im Idealfall mit Zip-Funktion für heißere Tage - benötigen Wandernde zudem Funktions-Shirts für die verschiedenen Begebenheiten. Auch Unterwäsche aus Merino-Wolle ist bei Wander-Profis beliebt, da diese schneller trocknet als Baumwolle. Sie ist zudem reißfest, strapazierfähig und entwickelt weniger schnell Gerüche. Ebenfalls essentiell: Die richtigen Wandersocken, denn sie können vor Blasenbildung schützen. Auch eine dickere Fleecejacke, Regenausrüstung und eine windfeste Kopfbedeckung sollten nicht fehlen.

Wichtige Ausstattung

Zum weiteren Gepäck gehören zudem: Laufstöcke, Mikrofaser-Handtuch, Sandalen, Trinkflasche/Trinkblase und weitere Hygieneartikel sowie eine kleine Reiseapotheke, in der Blasenpflaster nicht fehlen dürfen. Eine ausführliche Packliste finden Sie auf der Webseite des Jakobswegs

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