Das Schloss Le Clos-Lucé ist unter all den märchenhaften Palästen an der Loire eher unscheinbar. Doch seine Geschichte macht es besonders: Hier verbrachte das Universalgenie Leonardo da Vinci seine letzten Jahre. Eine wundervolle Ausstellung zeigt sein Wirken.
Datum 10.11.2021
Die zwei Schlösser von Amboise
Die knapp 80 Loire-Kilometer zwischen Blois und Tours gehören sicher zu den schönsten: die beiden großartigen Städte selbst, Schlösser wie Chambord und Chenonceau und etwa in der Mitte das hübsche Städtchen Amboise, mit gleich zwei Schlössern. Verbunden durch einen Tunnel – und eine aufregende Geschichte: über die letzten Station im Leben des großen Leonardo da Vinci.
Leonardos Garten
Die Handschrift ist unverkennbar: Leonardo da Vinci, natürlich. Auch Pferde hat das italienische Universalgenie gezeichnet. Ausschnitte seiner Werke hängen als halb durchsichtige Kunstobjekte zwischen den Bäumen des „Jardin de Léonard“ im Schloss Clos-Lucé. Auch Nachbauten seiner Erfindungen – Flugmaschinen, Pumpen, Panzerwagen – sind ausgestellt. Denn Leonardo da Vinci war nicht nur Maler, sondern auch ein herausragender Ingenieur, Architekt, Anatom und Mathematiker.
Den Helikopter ausprobieren
Die riesigen, nach seinen Zeichnungen und mit Material der damaligen Zeit rekonstruierten Maschinen sind einfach sensationell. Umso mehr, als dass man sie selbst bedienen kann. Die Schwenkbrücke, der Helikopter, das Orgelgeschütz, der Panzer, der Laufradkran oder der „Leonardo“-Kahn auf dem Schlossteich – alles kann man ausprobieren! Im Schloss selbst kann das originalgetreu nachgebaute Studierzimmer des Italieners besichtigt werden.
Geheimgang für den König
Doch was machte das Genie überhaupt an der Loire? König Franz I. hatte ihn eingeladen, 1516 zog der alte Meister von Rom nach Frankreich um. In Clos-Lucé verbrachte Leonardo seine letzten Lebensjahre mit einer großzügigen Pension und der Bewunderung des Königs. Der Monarch selbst residierte gleich um die Ecke im prächtigen Stadtschloss von Amboise, mit königlichem Blick in die Landschaft und unterirdischem Geheimgang zur Residenz da Vincis.
Die ersten Teile der Burg waren unter Ludwig XI. im 15. Jahrhundert erbaut worden. Später verwandelte Karl VIII. das Gebäude in ein Lustschloss und schmückte es mit einer Kapelle für seine junge Gemahlin Anne de Bretagne.