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Fehmarn: Eine Liebe fürs Leben

Die Wochenenden verbringt die frühere Surfweltmeisterin Andrea Hoeppner da, wo sportlich alles anfing: auf Fehmarn. Längst ist es eine Langzeitbeziehung zwischen der Insel, dem Meer und ihr. Sie nimmt uns mit für einen Ausflug auf die Sonneninsel in der Ostsee.

Datum 26.06.2022

Einen ganzen Sommer könnte man auf der Insel Fehmarn an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste verbringen. Hier, wo die Sonne so viel scheint, Camping eine Lebenseinstellung ist und sich die Segel der Windsurfer gegen den Wind drehen, werden Ferienträume wahr. Mit dem 9-Euro-Ticket ab Hamburg ist die Insel zudem bestens mit dem Regionalverkehr erreichbar. Was es auf Fehmarn alles zu entdecken gibt und wie Sie ein sommerliches Wochenende gestalten können, verrät Windsurferin Andrea Hoeppner. 

FREITAG

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Andrea Hoeppner lernte auf der Insel Fehmarn das Windsurfen – auf Weltklasse­-Niveau.

Das imaginäre Tor zum Wochenende ist 963 Meter lang und 21 Meter breit. Es ist aus Stahl und Beton und verbindet in 23 Meter Höhe die Insel Fehmarn in der Ostsee mit dem Festland: die Fehmarnsundbrücke. In dem Moment, in dem Andrea Hoeppner die Mitte des „Kleiderbügels“, wie die Brücke genannt wird, erreicht, fährt sie alle vier Fenster elektrisch herunter und brüllt gemeinsam mit ihrem Mann und ihrer Tochter Smilla laut und deutlich ins Nichts: „Hallo, Fehmarn!“

„Das machen wir jedes Mal so“, erzählt sie lachend. Und es sei jedes Mal wieder peinlich, aber auch herrlich. „Denn wenn die Fenster runter sind, nimmst du mit dem ersten Atemzug den Geruch der Ostsee wahr. Und der ist großartig.“ Am leckersten rieche das Meer „bei schlechtem Wetter“. Regen. Sturm. Und Druck in der Luft.

An so ziemlich jedem Wochenende pendelt Familie Hoeppner aus Hamburg in ihr Haus in Staberdorf. Andrea seit nunmehr 48 Jahren, denn aufgewachsen ist sie mit ihren Eltern in dem 60 Quadratmeter großen Ferienhäuschen genauso wie in der Hansestadt. Später übernahm sie das Domizil von den Eltern. 1997 kaufte sie es und später mit ihrem Partner das Nachbarhaus noch dazu – und vermietet es.

Urlaub auf Fehmarn: Campen statt Kampen

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Die Fehmarnsundbrücke verbindet das Festland mit der Ostseeinsel Fehmarn.

Zu Sturm und Druck in der Luft hat Andrea Hoeppner eine besondere Beziehung. In den 1980ern und 1990ern zählte sie zur absoluten Weltspitze in der Windsurfszene, errang drei Welttitel. „Seit ich surfen kann, bin ich in Fehmarn verliebt.“ Im Alter von elf Jahren lernte sie, Wind und Welle zu beherrschen.

Üblicherweise reisen die Hoeppners Freitagnachmittag an. Komme das Meer in Sicht, so die Inhaberin einer PR-Agentur, „fällt der ganze Stress der Woche von mir ab. Du bist nicht mehr als 150 Kilometer weg von Hamburg, weniger als zwei Stunden im Auto unterwegs gewesen, aber Lichtjahre vom Alltag entfernt.“

Umarmt vom Wasser entfalte sich schnell der ganze Charme des Eilands. Fehmarn ist keine Insel für den Jetset wie Sylt, keine Küste mit Laufsteg wie Scharbeutz, es gibt kein „Gosch“ in der Fußgängerzone von Burg, dem Insel-Hauptstädtchen, und auch keine „Sansibar“ in den Dünen. Auch Hotels für Hipster wie in Sankt Peter-Ording sucht man vergebens. „Campen statt Kampen“ hieß es mal im Hamburger Abendblatt. Es ist eine Insel für die ganze Familie, die ihre erste Blütezeit erlebte, als die Surfertypen im Bulli heranknatterten. Inzwischen haben die Wassersportpionier:innen Familien gegründet und sind immer noch da.

Am Freitagabend geht es für die Hoeppners nicht gleich in ihr zweites Zuhause. Zum Anreiseritual gehöre auch das Treffen im Kreise der Surffreund:innen und Nachbar:innen bei „Korfu“ in Burg. Dort ist die griechische Küche solide, Geselligkeit und Gastfreundschaft sind dafür grandios. Der erste Ouzo stehe schon vor dem Essen auf dem Tisch. Anis ist schließlich erwiesenermaßen verdauungsfördernd.

SAMSTAG

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Softeis der Extraklasse gibt’s in der Eisdiele »Raddens« in Burg.

„Ich bin eine Ultra-Frühaufsteherin“, sagt Andrea Hoeppner, daher gehe sie morgens um halb sieben zunächst mal „die Fische erschrecken“. 20 Meter Fußweg sind es von ihrer Terrasse bis ins Meerwasser. Egal ob 4. Januar oder 4. Mai oder 4. August – nicht viel wärmer als eisig sei die Temperatur. „Aber für mich ist das der ultimative Frischekick“, sagt sie und fügt scherzend hinzu: „Meine Haut bleibt dadurch weich.“ Die besten Badeplätze der Insel befinden sich in Meeschendorf am Freistrand. Wer es gern einsamer und naturbelassener hat, fährt nach Gahlendorf, im Osten der Insel.

Wenn Andrea Hoeppner beim Schwimmen einen Kutter sichtet, um den viele Möwen kreisen, fährt sie noch vor dem Frühstück zum Hafen in Burgstaaken. „Die Fischer verkaufen ihren Fang direkt vom Kutter herunter.“ Breit ist das Angebot nicht, da die Ostsee als überfischt gilt und die Fangquoten gesenkt wurden, aber „Schollen, die dann noch in der Einkaufstüte zappeln“, kauft sie und manchmal auch frisch filetierten Dorsch. Der kommt dann zu Hause als Ceviche auf den Tisch: roher Fisch, mariniert mit Limette, Chili und Koriander von Edeka-Jens aus Burg.

Surfschulen ohne Ende

Wer so gern surfen geht wie sie, der verbringt den Samstag natürlich auf dem Wasser. Neuerdings nicht nur mit Bord und Segel, sondern mit Wing Foil. Weil es so praktisch ist, liegt ihr Lieblingsspot gleich vor der Haustür. Welcher der beste sei, hänge sowieso immer von der Windrichtung ab. Wer’s lernen möchte, geht in eine der Surfschulen in Burgtiefe, Wulfen, Flügge, Gold, Strukkamp, Lemkenhafen oder nach Orth. Am grünen Brink in der „Belt Bude“ treffen sich die Surfer:innen und Kiter:innen zum After-Surf-Bier. Auch das hat Tradition.

Die Küstenlandschaft, insgesamt 78 Kilometer, variiert von Dünen im Westen bis zur Gahlendorfer Steilküste im Osten. Man findet weichen Sand am Südstrand, der Zugang zum Meer ist inmitten des Naturschutzgebietes  Wallnau ganz anders und nicht minder reizvoll. An einigen Abenden zieht es Andrea Hoeppner nach Burg. Am schönsten ist die kleine Stadt in der kopfsteingepflasterten Breiten Straße, hier befindet sich auch das Burg Filmtheater. „Das ist meines Wissens eines der ältesten deutschen Verzehrkinos. Mit Stühlen und Tischen, an denen ein Rufknopf installiert ist, um Drinks und Snacks nachzubestellen.“

SONNTAG

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Im „Café Sorgenfrei“ sind die Plätze im Freien begehrt, weil man windgeschützt sitzt und den Wasser­ verkehr prima beobachten kann.

„Ruhetage gibt es keine, wenn du mal Leistungssportlerin gewesen bist“, sagt Andrea Hoeppner. Und daher gehört ihr Sonntag dem Rennrad. Stolz verweisen die Fehmarner:innen darauf, dass ihre knapp 22 Kilometer lange Insel insgesamt 300 Kilometer an Radwegen ausweist. Der Ostseeradweg dreht eine Schleife auf Fehmarn, und wer dabei am Meereszentrum hält, macht nichts verkehrt. Auch zum Nabu Wasservogelreservat Wallnau fährt man mit dem Rad. Man strampelt an der Küste teilweise auf der Deichkrone, im Südosten fährt man zwischen Staberhuk und Katharinenhof. „Am schönsten ist es jedoch, eines der vielen Hofcafés anzusteuern“, sagt Andrea Hoeppner. Sie mag das in Albertsdorf, ebenso das in Klausdorf. Am liebsten aber besucht sie das „Café Sorgenfrei“ ihrer Freundin Billa am Dünenweg in Burgtiefe. „Sie hat die Terrasse in drei Himmelsrichtungen anlegen lassen, deswegen findest du immer einen windgeschützten Platz.“ Und dort sitze man und schaue dem Verkehr in der Hafeneinfahrt zu.

Abends geht es dann wieder zurück nach Hamburg. Auf Wiedersehen, Fehmarn! Auf bald! In ein paar Jahren möchte Andrea Hoeppner ganz auf ihre Lieblingsinsel ziehen.

Unsere MERIAN-Tipps für Fehmarn

SEHENSWERT

Breite Straße

Shoppen ist nicht so wichtig auf Fehmarn, aber deswegen sind Sie ja hier und nicht auf Sylt. Auf der Hauptgeschäftsstraße in Burg kann man bis zum Markt nett flanieren. Ein hübscher Abstecher führt in das nach einem Fehmarner Heimatforscher benannte Peter-Wiepert-Museum, das die Geschichte der Insel dokumentiert. www.museum-­fehmarn.de

Nabu Waservogelreservat Wallnau

Teiche, Schilfflächen, Wiesen und kleine Gehölze prägen die Westküste. Dieses Schutzgebiet versucht, beste Lebensbedingungen für Tiere und Pflanzen zu schaffen. www.wallnau.nabu.de

Meereszentrum Fehmarn

Beeindruckende Aquarienanlage mit vier Millionen Liter. Gezeigt wird die tropische Meereswelt mit schillernden, bunten und exotischen Fischen. www.mega-­meereswelten.de

ESSEN, TRINKEN, SCHLAFEN

Café Sorgenfrei

Sie müssen schon ein Stück zu Fuß gehen, um diesen schönen Platz an der Mole in Burgtiefe zu erreichen. Aber Sie werden belohnt: mit selbst gebackenen Torten und Kuchen, chilliger Musik und Cocktails bei entspannter Atmosphäre. www.cafe­-sorgenfrei.de

Aalkate

Inspiriert von etlichen Reisen nach Kapstadt verkauft Kristian Sejrbo in Lemkenhafen „Savanna“-Cider aus Südafrika und grillt Fisch. Hier gibt’s nicht nur das beste Bismarckbrötchen der Insel, sondern auch den besten Matjes (in Sherry!). www.original­-aalkate-­fehmarn.de

Hofcafé Albertsdorf

Eine der schönsten Scheunen der Insel, umgebaut zum Café. In den Morgenstunden riecht es nach Blechkuchen, Brot und Brötchen. Das Frühstück: prima. Wer mit diesem Duft in der Nase aufwachen will, mietet am besten die Ferienwohnung. www.hofcafe-­albertsdorf.de

Ferienhof Paulsen

Tolle Unterkünfte in neuen Reetdachhäusern in Staberdorf. Wenn Urlaub auf dem Bauernhof, dann hier. www.bauernhof-­fehmarn.com

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