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Venice Simplon-Orient-Express: Nostalgie trifft auf Luxus

Er ist der König unter den Luxuszügen – und gleichzeitig eine wahr gewordene Legende, die noch heute fasziniert. Merian verrät spannende Details zur Geschichte des Venice Simplon-Orient-Express – sowie Routen, Preise und Ausstattung.

Text Milena Härich
Datum 28.02.2025

Wohl kein anderer Zug der Welt verfügt über einen so hohen Bekanntheitsgrad wie der Orient-Express – oder, wie er heute genannt wird, der Venice Simplon-Orient-Express. Kein Wunder, der Fernreisezug hat schließlich eine sehr lange Historie: Schon im Jahr 1883 rollte er erstmals über die Gleise, auf der Strecke Paris - Konstantinopel. Noch nie zuvor hatte es einen Zug gegeben, der seine Passagiere auf luxuriöse Art und Weise an die verschiedensten Orte in Europa – und sogar darüber hinaus – bringen konnte.

Auch durch literarische Adaptionen gewann der Orient-Express im 20. Jahrhundert an Bekanntheit. Schon Agatha Christie ließ sich von dem rollenden Palast inspirieren und schrieb 1934 den Klassiker „Mord im Orient-Express“, der seither bereits fünfmal verfilmt wurde. Auch Schriftsteller Graham Greene nutzte die Faszination, die von dem Zug ausgeht, für sein literarisches Werk: Sein Roman „Stamboul Train“ erschien bereits im Jahr 1932. Noch heute können Gäste den Mythos Orient-Express bei einer Fahrt durch Europa selbst erleben. Der Zug verkehrt hauptsächlich auf der Strecke Paris - Venedig, doch er fährt auch andere Städte wie Prag, Amsterdam, Rom oder Wien an. Alles Wissenswerte zum Venice Simplon-Orient-Express erfahren Sie im Folgenden.

Wem gehört der Orient-Express?

Venice Simplon-Orient-Express © iStock/Roberto
Faszination und Legende zugleich: der Venice Simplon-Orient-Express.

Der Venice Simplon-Orient-Express gehört zum Portfolio des Luxus-Reiseveranstalters Belmond. Belmond ist eine Tochtergesellschaft des Luxus-Unternehmens LVMH.

Wo fährt der Venice Simplon-Orient-Express?

Venedig mit Gondel und Wassertaxi © Unsplash/Angelo Casto
Der Venice Simplon-Orient-Express fährt von März bis Oktober regelmäßig nach Venedig.

Der Venice Simplon-Orient-Express verkehrt zu ausgewählten Terminen von März bis Oktober auf der Strecke Paris - Venedig. Für Passagiere ist der Einstieg in beiden Metropolen möglich; auch Teilstrecken sind buchbar. Zwischenstopps sind beispielsweise die Städte Genf, Florenz oder Rom. Weitere Destinationen sind unter anderem:

  • Wien
  • Prag
  • Any
  • Albertville
  • Bourg-Saint-Maurice
  • Amsterdam
  • Budapest
  • Innsbruck
  • Moûtiers
  • Verona
  • Portofino

Einmal im Jahr findet ein besonderes Highlight statt: Dann transportiert der Orient-Express seine Gäste auf der Originalstrecke von Paris nach Istanbul, wo sich früher Konstantinopel befand, und zurück. Die Reise ist für 2025 schon restlos ausgebucht; erst 2026 wird es wieder möglich sein, diesem nostalgischen Erlebnis beizuwohnen.

Übrigens: Hier finden Sie alle Verbindungen des Venice Simplon-Orient-Express.

Wie lange dauert eine Fahrt mit dem Orient-Express?

Die meisten Routen des Zuges beinhalten nur eine Übernachtung, es gibt aber auch drei-, fünf- und sechstägige Reisen. Wer eine mehrtägige Reise bucht, übernachtet in der Regel zwischendurch im Hotel – zum einen, weil die meisten Kabinen keine Dusche aufweisen, zum anderen, weil in verschiedenen Städten Zwischenstopps fürs Sightseeing eingelegt werden.

Venice Simplon-Orient-Express: Neuerungen

Die Hotelkette Accor hat in den letzten Jahren zwei Orient-Express-Hotels eröffnet – das Orient Express La Minerva in Rom geben und das Orient Express Palazzo Donà Giovannelli in Venedig.

Ab April 2025 geht ein neuer Zug von Belmond an den Start: der Orient Express La Dolce Vita, der Reisende durch verschiedene Regionen Italiens bringt. Zwischenstopps sind etwa Rom, Siena, Portofino, Venedig und Taormina

Eine weitere Neuheit – buchbar ab März 2025 – ist die Suite L'Observatoire im Venice Simplon-Orient-Express, die vom französischen Künstler JR gestaltet wurde und einen kompletten Schlafwagen umfasst.

Ausstattung an Bord des Venice Simplon-Orient-Express

© Coco Capitán/Belmond
Der Venice Simplon-Orient-Express verfügt über vier verschiedene Restaurants und einen Barwagen.

Schon von außen sieht der berühmte Zug opulent und prächtig aus: Die originalgetreu restaurierten Waggons sind in Royalblau und Gold gehalten. Wer einen Blick ins Innere wirft, wird fasziniert sein: Die Ausstattung ist mindestens genauso edel. Hochwertiges dunkles Teakholz, das für die lackierten Vertäfelungen genutzt wird, trifft auf Samtpolster, weiße Tischdecken treffen auf florale Tapeten aus Velours. Überall gibt es Kristallgläser, poliertes Messing und gepolsterte Sessel. Neben den luxuriösen Schlafwagen gibt es vier Restaurantwagen, einen Piano-Barwagen, einen Service- und Gepäckwagen sowie eine Boutique, in der Gäste Wohnaccessoires mit Orient-Express-Bezug erstehen können.

Gastronomie im Orient-Express

In den unterschiedlichen Speisewagen werden köstliche Gerichte von Koch Jean Imbert gereicht, etwa sautiertes Kalbskotelett mit Pfifferlingsauce und Auberginen-Parmigiana. Für Naschkatzen gibt es eine Auswahl an Konfekt; zu empfehlen ist auch der kolumbianische Kaffee. Die Restaurantwagen im Nostalgie-Zug heißen:

  • L'Oriental Dining Car
  • Côte d'Azur Dining Car
  • Etoile du Nord Dining Car
  • Kitchen (Fine Dining)

Der Barwagen wurde von Gérard Gallet entworfen und durfte schon Berühmtheiten wie Cher, Gregory Peck und Alan Whicker begrüßen. 

Reiseerlebnis Venice Simplon-Orient-Express: Suiten der Extraklasse

Venice Simplon-Orient-Express, Badezimmer der Grand Suite © Ludovic Balay/Belmond
Hier zu sehen: die Les Montagnes Suite Cabin.

An Bord gibt es vier verschiedene Abteilkategorien: Gäste haben die Wahl zwischen Historic Cabin, Suite, Grand Suite und der L'Observatoire Suite. In den Suiten werden Fahrgastträume Wirklichkeit: Ein hübsches Zwanzigerjahre-Waschbecken ist ebenso vorhanden wie ein kleiner, geräumiger Tisch mit Stuhl, eine regulierbare Heizung und Leselampen. Außerdem gibt es weiche Handtücher und Nackenrollen. In jeder Kabine gibt es einen Waschtisch. Pro Waggon steht Übernachtenden eine Toilette zur Verfügung; das Frühstück und der Nachmittagstee werden vom Steward in die Kabine gereicht.

Venice Simplon-Orient-Express: Die Grand Suiten

Als Inbegriff von Glamour können die Grand Suiten des Zuges bezeichnet werden – daher starten die Preise für eine Übernachtung hier auch bei 11.180 Pfund (etwa 13.536 Euro) pro Person. Erst seit 2018 gibt es diese Schlafwagen-Klasse; die Original-Waggons bleiben dem Stil der Zwanziger Jahre aber treu. In einem Waggon befinden sich lediglich drei Grand Suiten – daher haben Reisende hier enorm viel Platz. Die Grand Suiten sollen das Gefühl von grenzenlosem Luxus vermitteln, der schon in den Goldenen Zwanzigern nur den reichsten Menschen vorbehalten blieb. Deshalb profitieren Passagiere hier von einigen Annehmlichkeiten, beispielsweise werden sie mit Champagner und Kaviar begrüßt. Im Preis inklusive ist auch ein Privattransfer zwischen Hotel und Bahnhof am Abfahrts- und Zielort. Hinzu kommt, dass Ihnen ein Zweiertisch in einem der Speisewagen garantiert wird. Auch in den Grand Suiten gibt es natürlich einen großzügigen Lounge-Bereich – mit Samtpolstern, poliertem Teakholz, hochwertigem Marmor und zwei Betten mit edler, weicher Bettwäsche. Darüber hinaus verfügen diese Kabinen über ein eigenes WC und eine Dusche.

Die L'Observatoire Suite

Ab März 2025 ist diese außergewöhnliche Neuerung buchbar: L’Observatoire, ein vollständig zur exklusiven Nutzung bestimmter Wagen, der von dem visionären französischen Künstler und Fotografen JR gestaltet wurde. 

Auf großzügigen 31 Quadratmetern entfaltet sich ein Refugium der Eleganz. Eine Bibliothek mit Hunderten von Büchern des renommierten französischen Verlags Gallimard lädt zum Schmökern ein, während ein oculusförmiges Oberlicht den Blick auf den Sternenhimmel freigibt. Der luxuriöse Wagen bietet nicht nur ein eigenes Marmorbad mit Dusche und freistehender Badewanne, sondern auch feinste Annehmlichkeiten wie exklusive Loungewear. Ein 24-Stunden-Kabinensteward steht auch hier jederzeit zur Verfügung, um höchsten Komfort zu gewährleisten.

Ein weiteres Highlight stellt die intime Teestube dar – ein versteckter Rückzugsort mit Kamin und einem liebevoll gestalteten Miniatureisenbahnmodell.

Die neue Suite im Venice Simplon-Orient-Express bietet Platz für maximal zwei Gäste. Preis und Reservierungsmöglichkeiten sind auf Anfrage erhältlich.

Venice Simplon-Orient-Express: Service an Bord

© Ludovic Balay/Belmond
Badezimmer in einer Suite des Venice Simplon-Orient-Express
© Ludovic Balay/Belmond
Die Cabins und Suiten des Zugs schaffen eine gemütliche Atmosphäre.
© Poppy Thorpe/Belmond
Étoile du Nord Dining Car im Venice Simplon-Orient-Express

Das glamouröse Ambiente des nostalgischen Zuges wird durch den exzellenten Service an Bord nochmals aufgewertet. Für jede Schlafkabine steht ein Steward zur Verfügung, der sich rund um die Uhr um die Belange seiner Gäste kümmert – sei es das Servieren des Frühstücks oder des Tees, das Beziehen der Betten, während Sie beim Dinner sind, oder die Aufbewahrung Ihrer Reisedokumente. Jeder Schlafwaggon verfügt über einen Knopf, mit dem Sie den Steward jederzeit zu sich rufen und ihn um seine Dienste bitten dürfen. Alle Mitarbeitenden im Orient-Express geben auch gerne Tipps für die Freizeitgestaltung an den Zwischenstopps.

Im Reisepreis inklusive ist übrigens auch die Verpflegung – vom Frühstück über Mittagessen und den Nachmittagstee bis hin zum Menü zu Abend. Das Frühstück und der Tee werden in der Kabine gereicht, das Mittag- und Abendessen in den exklusiven Speisewagen. 

Am Abend sollten Sie unbedingt nach dem Dinner den Barwagen besuchen, der neben tollen Getränken auch mit einem Piano aufwartet. Hier gibt es oft Live-Musik-Sessions, bei denen sich der Tag bestens ausklingen lässt.

Orient-Express: Preise für die Zugreise

© Ludovic Balay/Belmond
Jede Suite hat ihren eigenen individuellen Flair.

Die Preise für den Venice Simplon-Orient-Express variieren je nach Reisedauer und -ziel sowie nach Kabinenkategorie. Wer ein Doppel-Abteil ohne Lounge-Bereich und nur eine Übernachtung bucht, wird deutlich weniger Geld ausgeben als diejenigen, die sich den Luxus einer Grand Suite gönnen wollen. Trotzdem muss Reisenden klar sein: Eine Fahrt mit dem Orient-Express ist ein einmaliges Erlebnis und vom Preisniveau daher sehr hoch. Grundsätzlich starten die Preise für eine Historic Cabin bei 3.530 Pfund (etwa 4.275 Euro) pro Person – für eine Übernachtung. Eine normale Suite ist ab etwa 7.260 Pfund (etwa 8.792 Euro) pro Person buchbar, die Grand Suite startet bei 11.180 Pfund (etwa 13.536 Euro) pro Passagier:in. Je länger Sie unterwegs sind, desto mehr müssen Sie einplanen – auch für Trinkgeld und die Verpflegung während der Zwischenstopps. Im kommenden Jahr werden die Preise voraussichtlich noch etwas höher liegen.

Venice Simplon-Orient-Express: Tickets buchen

Für 2025 sind schon sehr viele Zugreisen mit dem Orient-Express ausgebucht, so zum Beispiel auch das jährliche Highlight, die Fahrt nach Istanbul. Es gibt jedoch eine Warteliste des Betreibers Belmond, auf der sich Interessierte eintragen können. Für 2026 lassen sich noch Reisen zu vielen Terminen buchen. Die Buchung kann direkt beim Anbieter Belmond erfolgen, aber auch bei anderen Reiseportalen und -anbietern, zum Beispiel bei Ameropa oder Lernidee. Manchmal finden sich hier auch spontan etwas günstigere Angebote.

Orient-Express: Die Geschichte einer Legende

Am 5. Juni 1883 brach der Orient-Express zu seiner ersten Reise auf. Von Paris aus ging es ins damalige Konstantinopel – und das in einer bis dato völlig ungewohnten Atmosphäre des Luxus. Erfinder des Zuges war der Belgier Georges Nagelmacker, der eine eigene Gesellschaft namens „Compagnie des Wagons-Lits“ (Gesellschaft für Schlafwagen) gründete und dann den Orient-Express auf die Schienen brachte. Eine Besonderheit in dieser Zeit war es auch, dass die unterschiedlichsten europäischen Länder trotz zahlreicher Konflikte und Herausforderungen zusammenhalten mussten: Nagelmacker schloss zahlreiche Verträge mit Nachbarstaaten, um die Bahnreise zukunftssicher zu gestalten. Das brachte die verschiedenen Staaten einander näher und ermutigte mehr Menschen dazu, die eigenen Nachbarländer kennenzulernen.

Mit dem nahenden Beginn des Ersten Weltkrieges änderte sich die Kooperationsbereitschaft der Regierenden; der Orient-Express transportierte infolgedessen nur noch Politiker, die zu Staatsgesprächen und Banketten fuhren. Für die zivile Bevölkerung wurde eine neue Strecke, die durch Kroatien, Italien und die Schweiz führte, entwickelt. Von nun an nannte sich der Zug Simplon-Orient-Express.

Schon bald wurde der Luxuszug zum Statussymbol der Reichen und Schönen; schon die Innenausstattung aus feinstem Teakholz, opulenten Teppichen und dem besten Kristall sorgte dafür. Besonders in den Goldenen Zwanzigern füllten sich die Waggons mit Berühmtheiten, von Filmstars über Politiker bis hin zu Adeligen. Deshalb wurde der Orient-Express häufig auch als „Zug der Könige“ betitelt. Jahrelang hatte der Fernreisezug eine monopolähnliche Stellung inne; nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch etablierten sich weitere Strecken der Konkurrenz, die viel günstiger waren und teilweise sogar mehr Gäste anzogen. Das hatte zur Folge, dass immer mehr Teilstrecken des Orient-Express gestrichen wurden – und der Verkehr in den Sechzigern sogar gänzlich zum Erliegen kam.

Die Renaissance des Venice Simplon-Orient-Express

Die Geschichte des Zuges sollte hier jedoch noch nicht zu Ende sein: Zu Beginn der Achtziger Jahre veranlasste der englische Unternehmer James B. Sherwood die Restaurierung des Originalzuges im Art-Déco-Stil der Zwanziger Jahre. Bereits am 25. Mai 1982 ratterte der Nachfolger des Orient-Express, der seither Venice Simplon-Orient-Express genannt wird, über die Schienen.