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Nachhaltig durch Europa: Das sind die Reisetrends 2022

Flug, Hotel, Urlaub gestrichen: Zwei Jahre lang haben die meisten auf Auslandsreisen, viele sogar ganz auf Urlaub verzichtet. Im Jahr 2022 kommt der Tourismus endlich wieder in Fahrt. Wohin es uns zieht und welche Trends sich abzeichnen, berichten wir anhand mehrerer Umfragen.

Text Mila Krull
Datum 20.09.2022

Überfüllte Abflughallen, ausgebuchte Hotels und voll besetzte Züge: 2022 ist ganz Deutschland wieder im Reisefieber, beschreitet neue Wege und besucht neue Destinationen. Kein Wunder: Nach zwei Pandemie-Jahren sind viele Maßnahmen gelockert oder aufgehoben und die Lust auf Urlaub und neue Eindrücke ist größer denn je. 

Angebote wie das 9-Euro-Ticket, die Wiederaufnahme des regulären Flugverkehrs und das Marketing der Regionen haben die Entwicklung weiter befeuert. Wir haben auf Grundlage von Umfragen und Studien die aktuellen Reisetrends und -wünsche unter die Lupe genommen.

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Laut einer Umfrage von Google und Statista hat die Bereitschaft zu reisen im Jahr 2022 um ganze 80 Prozent zugenommen. 83 Prozent der Befragten gaben an, in diesem Jahr auf jeden Fall zu verreisen. Das beliebteste Urlaubsziel bleibt dabei Deutschland (29 Prozent), gefolgt von Destinationen in Europa (28 Prozent). 15 Prozent gaben an, auf einen anderen Kontinent reisen zu wollen.

2022 stehen Strandurlaub und Städtetrips hoch im Kurs

Besonders beliebt sind der klassische Strandurlaub sowie Städtetrips mit Kunst- und Kulturprogramm. Die meistgesuchten Reisedestinationen im ersten Halbjahr 2022 waren Deutschland, die Türkei, Italien, Griechenland und Kroatien. Auch die Niederlande, Spanien und Österreich sind nach wie vor beliebte Reiseziele. Ähnliches zeigt sich in einer Auswertung der Ferienhausvermittlung HomeToGo: Hier zählen Kroatien, Deutschland, Italien und die Niederlande zu den meistgefragten Urlaubsländern. Ein Großteil der Urlaubenden bevorzugt ebenfalls eine Auszeit am Strand (40 Prozent).

Nachhaltig zu reisen wünschen sich viele – aber in der Praxis hakt es

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Nicht nur im Alltag, auch im Urlaub gewinnen Aspekte wie Umweltschutz, Regionalität und Klimaschutz weiter an Bedeutung. Unterwegs wollen immer mehr Menschen auf Recycling, Ressourcen und Emissionen achten. „Wie kann man nachhaltig reisen?“ – lautete eine der meistgestellten Fragen bei Google zum Thema.

Laut einer weltweiten Studie des Buchungsportals Booking.com wollen sich 50 Prozent der Reisenden 2022 bemühen, nachhaltiger zu reisen. Ein Viertel der Befragten gab an, aktiv nach Informationen über die Nachhaltigkeitsmaßnahmen einer Unterkunft zu suchen. 28 Prozent haben sich demnach im vergangenen Jahr für ein Reiseziel entschieden, das näher am Wohnort liegt, um den ökologischen Fußabdruck zu verringern.

Nachhaltiger Urlaub: Zu teuer und zu wenige Alternativen

Die Auswertungen kommen zu einem Schluss: Die Aufmerksamkeit und das Bewusstsein für nachhaltiges Reisen wachsen. Doch die Bereitschaft, für den Umwelt- und Klimaschutz auf Komfort und Freiheiten während des Reisens zu verzichten, ist bei einem Großteil noch verhalten. Viele Urlaubende wissen zudem nicht, wie sie nachhaltiger reisen können.

Nicht nur die mangelnde Information über nachhaltige Transportmittel, Unterkünfte und Reiseziele ist ein Problem. Ein weiteres wiegt deutlich schwerer: die meist höheren Kosten. Laut Google und Statista sind nachhaltige Urlaube für 40 Prozent der Befragten zu teuer. Zwar sind immer mehr Menschen bereit, mehr Geld für bewusstes Reisen auszugeben. Allerdings sollten sich die Kosten in Grenzen halten. 

Abhilfe könnten demnach günstigere Bus- und Bahntickets schaffen. Auch wünschen sich Urlauber:innen mehr Auskunft etwa durch nachhaltig zertifizierte Hotels oder umweltfreundliche Fortbewegungsmittel. 

Nebensaison und ruhigere Plätze: Interesse an alternativen Reisen steigt

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Des Weiteren zeichnet sich ein Trend zu mehr Flexibilität und alternativen Reisen ab. Laut der Auswertung von Booking.com haben sich im vergangenen Jahr 28 Prozent dazu entschieden, außerhalb der Hauptsaison zu verreisen. Mehr als die Hälfte zeigte sich bereit, beliebte Attraktionen und Ziele zu meiden, um eine Überlastung zu verhindern. Ein Viertel gab an, eine Alternative zu ihrem bevorzugten Reiseziel zu wählen.

Per Flugzeug in den Urlaub bleibt für viele die erste Wahl

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Trotz des wachsenden Bewusstseins für Nachhaltigkeit ist das Flugzeug nach wie vor eines der beliebtesten Transportmittel. Das zeigt sich auch in den Suchanfragen: Im Vergleich zu 2021 ist das Suchvolumen zum Thema Fliegen in diesem Jahr um 150 Prozent gestiegen. Laut der Umfrage des US-Unternehmens gab mehr als ein Drittel der Befragten an, auf das Fliegen zu verzichten, um nachhaltiger zu reisen. 36 Prozent planten fest mit einer Flugreise. Die beliebtesten Ziele: Palma de Mallorca, Istanbul, New York und Barcelona. Etwas mehr entschieden sich für einen Urlaub per Auto oder Camper (41 Prozent).

Generation Z auf Reisen: Das ist jungen Menschen wichtig

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Umweltbewusst und Ressourcen schonend: Die junge Generation legt beim Reisen Wert auf Nachhaltigkeit. 76 Prozent der 18 bis 24-Jährigen ist es laut Google und Statista wichtig, im Urlaub einen geringen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen. Um auch auf Reisen bewusst zu handeln, sind mehr als 40 Prozent der jüngeren Menschen bereit, unterwegs Müll zu vermeiden sowie Strom und Wasser zu sparen. Auf einen Mietwagen kann laut Befragung etwa ein Drittel verzichten. 

Das Engagement für mehr Klimaschutz wirkt sich allerdings kaum merklich auf die Wahl des Verkehrsmittels oder Urlaubsziels aus. 38 Prozent gaben an, 2022 ins weiter entfernte europäische Ausland reisen zu wollen, 20 Prozent zog es auf andere Kontinente. Fast die Hälfte (43 Prozent) der jungen Erwachsenen hat dazu eine Flugreise geplant, 41 Prozent entschieden sich für Auto oder Camper. Um den Urlaub nachhaltiger zu gestalten, wären 25 Prozent der Befragten bereit, auf eine Flugreise zu verzichten. 

Ein anderes Thema, das stark an Bedeutung gewonnen hat, ist das Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Mit dem 9-Euro-Ticket gab es in diesem Sommer erstmals die Möglichkeit, kostengünstig per Bahn durch ganz Deutschland zu reisen. Bereits vor dem Verkaufsstart im Juni gaben laut einer YouGov-Umfrage knapp die Hälfte der 18- bis 24-Jährigen an, das 9-Euro-Ticket sicher nutzen zu wollen. Auch die Google-Umfrage zeigt: 45 Prozent der jungen Erwachsenen erachten es als hilfreich, wenn Bus und Bahn günstiger werden.