© IMAGO/Westend61
Natur

Auf Safari im Hwange-Nationalpark: Simbabwes Elefanten-Paradies

Auf Safari in Simbabwes größtem Schutzgebiet: Im Hwange-Nationalpark lassen sich Elefanten in freier Wildbahn beobachten – neben Löwen, Giraffen und Zebras. Autorin Simone Spohr nimmt Sie mit auf die Reise und gibt Tipps rund um Unterkünfte, Währung und Anreise.

Datum 22.08.2023

Pünktlich wie ein bestelltes Begrüßungskomitee erscheint er an der Schranke zum Nationalpark. Mit wiegendem Gang quert der mächtige Elefantenbulle das trockene Gras und legt dann unter zwei meterhohen Solarpaneelen eine Pause ein. Schatten ist auch ihm willkommen.

Der 1928 gegründete Hwange-Nationalpark, etwa drei Autostunden von Victoria Falls und dem Flughafen entfernt, ist das größte Schutzgebiet Simbabwes und berühmt für seine Elefantenherden. Rund 45.000 Tiere leben auf der Fläche von rund 14.500 Quadratkilometern, was grob ungefähr der Größe von Schleswig-Holstein entspricht.

Auch interessant:

Tierbeobachtung im Hwange-Nationalpark

Elefant trinkt aus Wasserloch im Hwange-Nationalpark (Simbabwe) © IMAGO/Nature Picture Library
Bei einer Safari durch den Hwange-Nationalpark sind immer wieder Elefanten anzutreffen.

Am Hauptcamp wartet Ranger Shepherd. Er soll uns im Jeep ins „Somalisa Camp“ im nördlichen Matabeleland chauffieren. Die Fahrt zu dem Camp am Fluss Kennedy Vlei ist unsere erste Pirschfahrt im Park. Wie auch in anderen Schutzgebieten können auch hier die Ranger:innen viel zur Tier- und Pflanzenwelt erzählen.

Shepherd stoppt den Jeep. Drei Giraffen stehen auf dem Weg und lassen sich beim Fressen nicht stören. Neugierig schauen einige Zebras aus der Ebene herüber. Grüne Baumlandschaft wechselt sich mit Savanne ab, gelbe Pisten gehen in rote Sandwege über.

Die früheren Wasserläufe in der Region – die sogenannten Vleis – sind schon lange ausgetrocknet. Kurz nach der Gründung des Parks wurden in den 1930er Jahren deshalb rund 60 künstliche Wasserstellen angelegt. Nicht nur in den langen Trockenperioden sind die Chancen auf Tierbeobachtungen dort besonders gut.

Doch wir sichten schon viel früher die nächsten Elefanten. Kaum fahren wir wieder los, bricht eine Elefanten-Großfamilie zwischen den Büschen hervor und will auf die andere Seite der Piste. Elefantenkühe stupsen die Kleinsten mit dem Rüssel auf Kurs, junge Bullen lugen zum Auto. Shepherd lässt den Motor vorsichtshalber leise weiter tuckern. So könnte er bei Bedarf schnell im Rückwärtsgang die Distanz vergrößern.

Simbabwe: Hwange-Nationalpark kommt an seine Grenzen

Elefantenfamilie im Hwange-Nationalpark in Simbabwe © IMAGO/Nature Picture Library
Der enorme Nahrungsbedarf der Elefanten bringt den Hwange-Nationalpark an seine Grenzen.

Seit rund zehn Jahren gehört der Hwange-Nationalpark zum Kavango-Zambesi-Schutzgebiet-Netzwerk (KAZA). Dieses Gebiet, etwa anderthalb Mal so groß wie Deutschland, gilt als das weltweit größte grenzüberschreitende Netzwerk von Schutzgebieten.

„Die Elefantenherden können von Simbabwe und Botsuana in Gebiete in Sambia und Angola weiterziehen, wo es noch genug Raum und Nahrung für sie gibt“, sagt Shepherd. So die Vision – laut der Umweltstiftung WWF mangelt es aber noch an geeigneten Korridoren für die Tiere, weil Siedlungen am Rand der Parks den Weg versperren.

Eine Folge davon: Unbeabsichtigt zerstörten Elefanten bei ihren Wanderungen in den Dörfern am Parkrand die Ernten und verbreiteten Angst bei den Menschen. Doch nach WWF-Angaben ist es wichtig, dass die Elefanten in die anderen Gebiete kommen. Denn der Hwange-Nationalpark kommt an seine Grenzen, die Vegetation und die Artenvielfalt leiden unter dem Nahrungsbedarf der Dickhäuter.

„Ein erwachsener Elefant frisst pro Tag etwa 200 Kilogramm Grünzeug“, sagt Ranger Shepherd. 200 Kilogramm Baumrinde, Äste, Sträucher und Gräser – hochgerechnet auf die Population von rund 45.000 Tieren entspräche das um die 9.000 Tonnen täglich.

Gefährdete Tiere: Elefanten brauchen Schutz

Dass die Zahl der Elefanten im Hwange-Nationalpark und anderen Gebieten des südlichen Afrikas in den vergangenen Jahren wieder wächst, ist eine gute Nachricht: „Bei der Weltnaturschutzunion IUCN steht er dennoch auf der Roten Liste der stark gefährdeten Arten“, so Ranger Shepherd. Er sagt, in den vergangenen 50 Jahren sei der Bestand der Savannenelefanten um mindestens 60 Prozent geschrumpft, der Bestand der kleineren Afrikanischen Waldelefanten noch mehr.

Elefanten werden seit Jahrtausenden gejagt. Ihr Elfenbein ist als Trophäe und für kunstvolle Schnitzereien begehrt. Erst vor rund zehn Jahren starben im Hwange-Nationalpark mehr als 80 Elefanten und andere Tiere, weil Wildernde viele Wasserlöcher vergiftet hatten. Um den Erhalt der Afrikanischen Elefanten zu sichern, braucht es noch viel Engagement. „Am besten ist es, wenn auch Menschen aus den Dörfern dabei Arbeit finden und etwas über die Tiere lernen“, sagt Shepherd.

Somalisa Camp: Unterkunft im Hwange-Nationalpark

Somalisa Camp in Simbabwe, Hwange-Nationalpark © IMAGO/imagebroker
Das „Somalisa Camp“ ist eine der luxuriöseren Unterkünfte im Hwange-Nationalpark.

Auch im Somalisa-Luxuscamp geben die Tiere den Takt vor. „Kommt schnell“, sagt Gästebetreuerin Egania. Mit dem Willkommensdrink in der Hand laufen wir über einen Holzsteg. Zwei Elefanten stillen ihren Durst in einem früheren Pool, mehr als ein Dutzend Dickhäuter prusten und planschen am nahen Wasserloch.

„Kurz nach der Eröffnung haben die Elefanten unseren Pool als Wasserstelle beschlagnahmt“, sagt Egania und lacht. „Da mussten wir einen neuen Pool für die Gäste bauen.“ Am alten Gästepool mache ich es mir auf einer Liege bequem. Einer der grauen Riesen scheint mich dabei genauso wenig aus den Augen zu lassen wie ich ihn.

Auf Safari: Löwen im Hwange-Nationalpark

Jeep und Löwin im Hwange-Nationalpark © IMAGO/Danita Delimont
Mit dem offenen Jeep lässt es sich sehr nah an die Tiere des Hwange-Nationalparks herankommen.

Bei der Nachmittags-Pirsch knistert nur wenige Minuten vom Camp entfernt schon Shepherds Funkgerät. „In der Nähe der Wasserstelle Kennedy 2 sind Löwen“, sagt er und lenkt prompt den Jeep dorthin. Wie aus dem Nichts schält sich bald aus dem blassgelben Gras eine Löwin heraus, eine zweite folgt, dann tollen etliche Löwenjunge Richtung Wasser. 

Plötzlich liegt Spannung in der Luft. Es erscheint der König der Tiere, und zwar im Doppelpack. Majestätisch schreiten die muskulösen Raubkatzen zum Wasser. „Die zwei sind Brüder“, flüstert Shepherd. Die Löwenmännchen halten sich nicht lange auf und beginnen, ihr Revier zu markieren: Auf Höhe unseres offenen Jeeps dreht einer der Löwen den Kopf, schüttelt seine Mähne und stößt ein lautes Brüllen aus. Zum Glück scheint ihm diese Machtdemonstration zu genügen; er dreht ab und schlendert seinem Rudel hinterher.

Beim Einschlafen an diesem Abend ziehen Zebras, Giraffen, Elefanten und Löwen vor meinem inneren Auge entlang. Unterschwellig registriere ich jedes Knistern und Knacken. Schließlich trennt mich nur eine Zeltwand vom Territorium der Wildtiere.

Weitere Informationen zum Hwange-Nationalpark

Landschaft im Hwange-Nationalpark in Simbabwe © IMAGO/Zoonar
Bezaubernd schön: die Landschaft im Hwange-Nationalpark in Simbabwe.

Anreise: Den Flughafen Victoria Falls erreichen Sie von Deutschland aus mit verschiedenen Airlines, mit einem Umstieg etwa über Windhoek, über Johannesburg oder über Addis Abeba. Zum Hwange-Nationalpark kommen Sie dann mit dem Mietwagen oder in Form von organisierten Safari-Touren von zwei bis drei Tagen Länge.

Beste Reisezeit: Für Safaris ideal ist die Trockenzeit zwischen April und November.

Einreise: Ein Touristenvisum für Simbabwe gibt es etwa am Flughafen Victoria Falls bei der Einreise – es ist 30 Tage gültig und kostet 30 US-Dollar, so das Auswärtige Amt (AA) in seinen Reisehinweisen. Zudem brauchen Reisende einen gültigen Reisepass.

Übernachten: Im Hwange-Nationalpark gibt es unterschiedliche Unterkunftskategorien.Das staatliche Camp bietet in Lodges oder Cottages eher einfache Übernachtungsmöglichkeiten ab umgerechnet etwa 40 Euro pro Nacht, auch für Selbstversorger:innen. Für Camper:innen gibt es in der Nähe von Wasserlöchern einige Stellplätze zu mieten, ab etwa 30 Euro pro Nacht pro Person. Luxuriöse Unterkünfte wie das „Somalisa Camp“ von African Bush Camps berechnen für Vollverpflegung inklusive Safari-Programm pro Nacht und Person ab rund 500 Euro.

Geld: Nach Angaben des AA ist der US-Dollar als die bisher gängige Währung durch eine neue Landeswährung, den Zimbabwe Dollar, ersetzt worden. Die Bezahlung mit US-Dollar sei in den meisten Geschäften, Hotels und Restaurants aber weiterhin möglich. Ebenso bevorzugen viele Unternehmen die Bezahlung damit. Das AA rät: „Prüfen Sie mit Ihrem Reiseveranstalter, Ihrem Hotel oder Ihrer Lodge, wie Sie Zahlungen leisten oder Bargeld erhalten können.“

Gesundheit: Eine Beratung über eine Malaria-Prophylaxe ist ratsam.

Weitere Informationen finden Sie bei der Tourismusbehörde des Landes.

-Simone Spohr, dpa

Das könnte Sie auch interessieren

© Andreas Kretschmer/Unsplash
Natur
Urlaub an der Nordsee: Auf Safari im Wattenmeer

Was mitunter karg und unbewohnt scheint, beherbergt eine außergewöhnliche Artenvielfalt. Im Wattenmeer der Nordsee wohnen einige ganz besondere Tiere. Sie und ihr Lebensraum lassen sich bei einer Watt-Safari bestens erkunden.

© iStock/Elena-studio
Natur
Teide Nationalpark: Teneriffas atemberaubende Vulkanlandschaft

Mit seinen 3.715 Metern ist der Pico del Teide auf Teneriffa im wahrsten Sinne ein echter Höhepunkt. Merian gibt Tipps rund um einen Ausflug zum Vulkan und zu den Sehenswürdigkeiten des Nationalparks.

© Hungry For Holiday/Unsplash
Natur
Sagenumwobener Schwarzwald: Willkommen im Zweitälerland

Bergbau, Totentanz und Hexenkräfte: Um das Zweitälerland im Schwarzwald ranken sich zahlreiche spannende und doch düstere Sagen. MERIAN nimmt Sie mit an die wichtigsten Orte im Zweitälerland und verrät Ihnen, wo Legenden und schaurige Geschichten lauern…

© Yvonne Pferrer
Camping
Yvonne Pferrer im Interview: Mit dem Van um die Welt

Yvonne Pferrer ist Schauspielerin, Autorin, Content Creatorin und vor allem Reisende. Am liebsten fährt sie mit ihrem Partner und Musiker Jeremy Grube in einem umgebauten Van um die Welt. Im Interview verrät Sie uns Ihre Reise-Geheimnisse.