© iStock/GISTEL Cezary Wojtkowski
Sehenswürdigkeiten

8 besondere Sehenswürdigkeiten in Vilnius

Unterschätzt und übersehen: Vilnius läuft eher unter dem Reise-Radar. Doch völlig zu unrecht, denn die litauische Hauptstadt ist reich an Geschichte, Kultur und spannenden Sehenswürdigkeiten.

Text Mila Krull
Datum 22.06.2024

Wer durch die engen Straßen der Altstadt wandelt, mag kaum glauben, dass er sich inmitten einer europäischen Hauptstadt befindet. So ruhig und leergefegt sind die teils autofreien Gassen. Eintritt für Tagestourist:innen? Undenkbar. Stundenlanges Schlangestehen? Weit gefehlt. Zugang nur mit Timeslot? Pah!

Von den Besuchermassen, die sich täglich durch Barcelona, Venedig und Amsterdam schieben, fehlt in Vilnius jede Spur. Ganz entspannt können Reisende deswegen die historischen Bauwerke entdecken, ohne Reservierungen in Restaurants Platz nehmen und den Museen einen spontanen Besuch abstatten. Mit welchen spannenden Sehenswürdigkeiten Vilnius zudem überzeugen kann, erfahren Sie hier. 

1

Altstadt von Vilnius

© iStock/MNStudio
Die Altstadt von Vilnius mit der Universität

Kopfsteinpflaster, verkehrsberuhigte Gassen und Barockbauten, so weit das Auge reicht: in kaum einer Metropole ist das Sightseeing so entspannt wie in der litauischen Hauptstadt. Die spannendsten Sehenswürdigkeiten von Vilnius liegen nur wenige Gehminuten voneinander entfernt, zwischendurch laden gemütliche Cafés zu einem Päuschen auf ihren Terrassen ein. Im Jahr 1994 erklärte die UNESCO die malerische Altstadt zum Weltkulturerbe, Grund dafür war unter anderem der Reichtum an architektonischen Schätzen aus der Gotik und der Renaissance. Besonders bekannt ist Vilnius jedoch für den litauischen Barock: unter anderem werden ihm die Universität, die Kasimir-Kirche und die Kirche St. Katharina zugeordnet. 

2

Schloss Vilnius und der Kathedralenplatz

© Mila Krull
Der Glockenturm und die klassizistische Kathedrale von Vilnius

An diesen Sehenswürdigkeiten kommt kaum ein Reisender vorbei: Der weitläufige Kathedralenplatz markiert das Zentrum von Vilnius. Wer sich einen besseren Überblick verschaffen will, besteigt den 52 Meter hohen Glockenturm, der eine kleine, aber informative Ausstellung beherbergt. Nebenan strahlt die zugehörige Basilika, die im späten 18. Jahrhundert an der Stelle einer einstigen heidnischen Kultstätte entstand. Dorische Säulen, symmetrische Formen und die schneeweiße Fassade verleihen der Kathedrale ihr typisch klassizistisches Antlitz. Deutlich farbenfroher kommt die Kasimir-Kapelle im Inneren daher: Für deren schmuckvolle Marmorwände, Fresken und Goldverziehrungen lohnt ein Besuch.

Praktisch: Zur Kathedrale hatten es die einstigen Herrscher nicht weit. Das Schloss Vilnius, das den Großfürsten von Litauen bis 1795 als Residenz diente, liegt gleich nebenan. Zwar reicht der Ursprung der prächtigen Anlage bis ins 15. Jahrhundert zurück, beim heutigen Gebäude handelt es sich um eine – wenngleich sehr beeindruckende – vollständige Rekonstruktion aus den frühen 2000ern. Heute dient das Großfürstliche Schloss als Nationalmuseum und Veranstaltungsort. 

3

Užupis

© iStock/bruev
Der Fluss Vilnia markiert die Grenze zum Stadtteil Užupis.

Östlich des Flusses Vilnia, dem die litauische Hauptstadt ihren Namen verdankt, schreibt ein Stadtteil seine eigenen Regeln. Ursprünglich bewohnten vor allem jüdische Menschen die schmalen Häusergassen von Užupis. Im Zuge des Holocaustes wurden fast alle von ihnen grausam ermordet oder vertrieben. Die Nachbarschaft verkam, ebenso die Stromleitungen und Sanitäranlagen. Doch im Verlauf der 1990er Jahre wandelte sich der soziale Brennpunkt, in dem unter anderem Systemkritiker:innen und Obdachlose ihren Zufluchtsort gefunden hatten, allmählich in eine solidarische Nachbarschaft für Kreative. 

Mit Feiern und Veranstaltungen förderte man den Gemeinschaftssinn, auf einem Fest im Jahr 1997 rief man – eigentlich im Scherz – die Unabhängigkeit des Viertels und die Gründung der Republik Užupis aus. Bis heute hat die Republik Bestehen, davon zeugen unter anderem der offizielle Regierungssitz im Café Užupio Kavinė, die 40 Punkte umfassende Verfassung, die in der Straße Paupio g. in sämtlichen Sprachen ausgestellt wird, und der Souvenirladen Užupio 1 postas, der als Grenzposten fungiert. Wer will, kann sich hier sogar seinen Reisepass abstempeln lassen. 

4

Lukiškės-Gefängnis 2.0

© Mila Krull
Bar, Freilichtkino und Konzertbühne: das Lukiškės-Gefängnis 2.0 in Vilnius

Meterhohe Mauern, dichter Stacheldraht und dunkle, enge Zellen: Man mag es sich kaum vorstellen, doch noch bis vor Kurzem waren im größten Gefängnis Litauens zeitweise bis zu 9.000 Menschen inhaftiert. Seit mehr als 100 Jahren steht dieser berüchtigte Ort sinnbildlich für die jüngste Geschichte des Landes. Erbaut wurde die Anlage noch zur Zeit des russischen Zarenreiches, während des Zweiten Weltkrieges diente sie der Sowjetunion als Internierungslager. Einen weiteren grausamen Abschnitt markierte die Übernahme Lukiškės durch die Nationalsozialisten. Tausende jüdische Menschen aus Litauen und Polen saßen hier ein, bevor sie im Zuge der Massaker von Ponary hingerichtet wurden. Es dauerte noch mehr als fünf Jahrzehnte, bis im Jahr 1995 schließlich die letzte Hinrichtung vollzogen wurde. 

Heute weht um die dicken Gefängnismauern ein neuer Wind. Seit der offiziellen Schließung 2019 ist an diesem berüchtigten Ort ein Kulturzentrum namens Lukiškės 2.0 entstanden. Künstler:innen haben die Zellen zu Ateliers umgestaltet, Netflix nutzte die Katakomben als Kulisse für die Serie „Stranger Things“ und im Innenhof lassen sich Besucher:innen heute bei kalten Getränken und Snacks nieder. In den einstigen Gemeinschaftsräumen der Gefangenen finden Sportkurse statt und der Haupttrakt verwandelt sich mitunter in eine Disco. Ein Besuch der äußeren Bereiche ist jederzeit möglich. Wer das Gefängnis von innen erleben möchte, bucht eine geführte Tour.

5

MO Museum

© IMAGO/Depositphotos
Von außen Libeskind, von innen zeitgenössische litauische Kunst: das MO Museum

Schon bei äußerer Betrachtung kommt das MO Museum einem Kunstwerk gleich. Verantwortlich für diesen Anblick ist Stararchitekt Daniel Libeskind, der bereits etliche Ausstellungshäuser zum Strahlen brachte. Der Stadt Vilnius hinterließ er dieses bauliche Statement aus Zement, Gips und Glas. Große Fronten schaffen eine dynamische Verbindung zwischen dem Museum und seiner direkten Umgebung, eine breite Freitreppe führt auf das öffentliche Terrassendach. Im Inneren widmet man sich moderner litauischer Kunst. Die umfangreiche Sammlung stammt zu einem Großteil aus dem Privatbesitz von Danguole und Viktoras Butkai und wird in Form von wechselnden Ausstellungen regelmäßig neu kuratiert. Wie die Arbeit hinter den Kulissen eines Museums abläuft, können Besucher:innen im Erdgeschoss erleben. Eine Glasfassade ermöglicht Einblicke in den heiligen Tresorraum der Sammlung.  

6

Halės Turgus

© IMAGO/Zoonar
Beliebter Treffpunkt: die Markthalle Halės Turgus

Seit mehr als 100 Jahren trifft sich die Nachbarschaft in den Hallen des Halės Turgus, dem größten und ältesten Markt der Stadt. Auf mehr als 8.000 Quadratmetern bieten Händler:innen ihre Waren an – von Obst über Gemüse, Fleisch, Fisch und Backwaren. Im Zuge einer Renovierung sind zu Beginn der 2010er Jahre Bistros, Cafés und Restaurants hinzugekommen. Beliebt ist der asiatische Stand Chaosai mit seinen bunten Bowls, das Halės Smokehouse, das köstliche Pastrami-Sandwiches serviert und das Levante-Bistro Baleboste, das für seine Bagels bekannt ist. Hinweis: Montags ist die Markthalle geschlossen.

7

Gediminas-Turm

© IMAGO/Pond5 Images
Der Gediminas-Turm erinnert an die einstige Festungsanlage von Vilnius.

Beliebte Sehenswürdigkeit und Wahrzeichen der Stadt: Hoch über Vilnius thront der achteckige Gediminas-Turm auf einem Hügel. Als einzige verbleibende Struktur erinnert er an die historische Burganlage, die die Siedlung einst umgab. Als Teil des Nationalmuseums informiert eine Ausstellung Besucher:innen über wichtige Eckpunkte der litauischen Geschichte und belohnt Interessierte mit einem herrlichen Blick auf das Treiben der Altstadt. Den Besuch des Gediminas-Turm kann man bestens mit einem Spaziergang verbinden. Wer seine Kräfte lieber sparen will, nimmt einfach den Aufzug am Fuße des Hügels. Übrigens: Das historische Bauwerk steht auf wackeligen Füßen. Die umliegenden Hänge gelten teils als instabil und wurden in den vergangenen Jahren aufwändig verstärkt. Die Arbeiten dauern an, weswegen es rund um den Turm immer wieder zu größeren Baumaßnahmen kommen kann. 

8

Fernsehturm Vilnius

© Mila Krull
Nur für Schwindelfreie: der Edge Walk auf dem Fernsehturm in Vilnius

Wem die Aussicht vom Gediminas-Turm nicht ausreicht, findet etwa fünf Kilometer westlich des Stadtzentrums eine passende Sehenswürdigkeit. Der Fernsehturm von Vilnius ragt samt Spitze 326 Meter gen Himmel und zählt zu den höchsten Europas. Ganz so hoch gelangen Besucher:innen aber nicht, der flinke Fahrstuhl bringt sie bis zur Aussichtsplattform und der modernen Bistro-Bar. Lassen Sie sich hier mindestens 55 Minuten Zeit – so lange dauert es nämlich, bis sich der rotierende Boden einmal um die eigene Achse gedreht hat. Deutlich mehr Adrenalin setzt der buchbare Edge Walk frei. 

Mit Kletterseilen abgesichert, können sich Wagemutige außerhalb des Schutzzaunes bis zur Kante der Plattform vortasten und die Beine über dem 165 Meter hohen Abgrund baumeln lassen. Übrigens: Der in den 1970er Jahren erbaute Fernsehturm ist bis heute ein wichtiger Schauplatz der Landesgeschichte und gilt als Symbol der Freiheit. Im Zuge der litauischen Unabhängigkeitsbestrebungen kam es am 13. Januar 1991 zu einem gewaltsamen Putsch sowjetischer Streitkräfte. Tausende unbewaffnete Litauer:innen stellten sich den Angreifern entgegen, wurden bei der Verteidigung des Fernsehturms getötet. An die Januarereignisse und die Opfer erinnert heute eine Gedenkstätte am Fuße des Turmes. 

Das könnte Sie auch interessieren

© IMAGO/Panthermedia
Sehenswürdigkeiten
10 besondere Sehenswürdigkeiten in und um Neapel

Große Kunst, Straßen voller Leben und den Vesuv stets im Blick: Die italienische Stadt Neapel und die nähere Umgebung locken mit einer spannenden Mischung aus Kultur und Geschichte.

© Anton Karatkevich/Unsplash
Sehenswürdigkeiten
Die schönsten Sehenswürdigkeiten in Kopenhagen

Die dänische Hauptstadt glänzt mit Kunst, Kultur und Architektur: An beinahe jeder Ecke gibt es etwas Spannendes zu sehen. Wir nehmen Sie mit zu den schönsten Orten von Kopenhagen.

© Evangelos Mpikakis/Unsplash
Sehenswürdigkeiten
Die 10 schönsten Sehenswürdigkeiten auf Kreta

Kreta ist ein Magnet für alle Urlauber:innen, die traumhafte Strände und das Meer genauso schätzen wie Kultur und Geschichte. Entdecken Sie die schönsten Sehenswürdigkeiten der griechischen Insel!

© iStock/neirfy
Städtereisen
Paris: Die besten Sehenswürdigkeiten und Tipps

Im Jahr 2024 steht Paris einmal mehr im Licht der Öffentlichkeit. Doch auch abseits der Olympischen Spiele ist die französische Hauptstadt immer eine Reise wert. Entdecken Sie die bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Paris und spannende Tipps für einen Städtetrip.