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Erleben

Fallas in Valencia: Brauchtum, Daten und Highlights

Wenn im spanischen Valencia die Fallas beginnen, herrscht in der gesamten Stadt Ausnahmezustand. Die traditionsreiche Fiesta dauert mehrere Tage und kündigt lautstark den Frühling an. Merian erklärt, was es mit den Fallas auf sich hat.

Text Alexandra Frank
Datum 17.03.2025

Irgendwann ist er gekommen, der Moment, in dem all die Mühe und Arbeit der vergan­genen Monate, das Formen und Feilen, Mes­sen und Malen einfach in Flammen aufge­hen. Wenn sich die kunstvoll arrangierten, mit lie­bevollen Details und satirischem Witz gewürzten Figuren-Ensembles dem Feuer geschlagen geben müssen. Zarte Antlitze, listige Grimassen, paus­bäckige Gesichter verrußen erst langsam, lodern dann leuchtend, und am Ende bleibt nichts als Asche zurück.

Jedes Jahr im Frühjahr verwandelt sich die spanische Stadt Valencia in eine brodelnde Feuerhölle. Anlässlich der Fallas de Valencia gestalten Künstler der Region imposante Werke aus Pappmaché. Während der Festivitäten, die mehrere Wochen andauern, werden die gigantischen Figuren ausgestellt und schließlich – von großem Jubel und lautem Feuerwerk begleitet – feierlich niedergebrannt. 

Merian verrät alle wichtigen Fakten rund um die Bräuche und Highlights der Fallas in Valencia 2025.

Wann und wo finden die Fallas von Valencia statt?

Fallas-Figur auf dem Plaza de la Virgen © IMAGO/ZUMA Wire
Während der Fallas de Valencia finden in der ganzen Stadt regelmäßig Feuerwerke statt.

Eine Warnung vorab: Halbe Dinge sind im März in Valencia nicht möglich. Es ist ähnlich wie beim Kölner Karneval – entweder man reist an, um das Event mit Haut und Haaren zu erleben, oder man meidet diesen Zeitraum besser. Offi­zieller Start des Festes Las Fallas de Valencia ist in diesem Jahr der 1. März 2025, wenn der Bürgermeister der Fallas-­Königin auf dem Stadttor Torres de Serranos den Schlüssel der Stadt über­gibt. Pyro­techniker beginnen nun auch mit der täglichen „Mascletà“, einem zischenden und knallenden Böllerfeuerwerk auf dem Rathausplatz von Valencia. 

Bis Mitte März werden die Fallas­-Figuren aufgestellt und verwandeln die Stadt in ein riesiges Freilichtmuseum. Paraden und Um­züge starten in beleuchteten Straßen, dazu gibt es Wettbewerbe und Vereinsfeste, begleitet von Kapel­lenmusik und nächtlichen Feuerwerken. Wenn alle Fallas-Skulpturen stehen, erleuchten nachts bunte Feuerwerke über dem Turia-­Park den Himmel. 

Am Abend des 18. März feiert ganz Valencia die Feuernacht Nit del Foc auf dem Paseo de la Alameda mit einer einzigartigen Feuerwerksshow. Zum Höhepunkt des Festes, dem Josefstag am 19. März,  neigen sich die Fallas dem Ende zu und Hunderte Kunstwerke brennen. 

Geschichte: Warum feiert man Las Fallas de Valencia?

Bunte Fallas-Figuren in den Straßen von Valencia © Getty Images/Jorgefontestad
Mit großem Aufwand und Mühe werden die Fallas-Figuren in Handarbeit gefertigt.

Entstanden ist die Tradition der Fallas im 18. Jahrhun­dert, als Zimmerleute am Ende des Winters ihre Werkstätten ausmisteten und alles, was sie nicht mehr brauchten, zu Haufen gestapelt in Brand setz­ten. Irgendwann schmückten einige von ihnen Holz­stücke und Stroh mit Stoffresten. Und im Laufe der Zeit wurden aus den brennenden Vogelscheuchen immer kunstvollere Konstrukte, die um die 15 Me­ter hoch sind und aus unzähligen kleinen Figuren („Ninots“) und Schmuckelementen bestehen. 

„Die bislang größte Fallas­-Skulptur war 40 Me­ter hoch und hat 400.000 Euro gekostet“, weiß Paco Pellicer, Vorsitzender der Vereinigung der Fallas­-Künstler. Er und seine Kollegen arbeiten oft monate­lang an ihren Entwürfen, an vielen lässt sich Zeit­geist, Mode und gesellschaftliche Kritik ablesen. „Wie beim deutschen Karneval werden häufig Auto­ritäten, Politiker und andere Persönlichkeiten kari­kiert und aufs Korn genommen“, sagt er. Oft werden er und sein Team darauf angesprochen, ob sie nicht traurig seien, wenn die Kunstwerke aus Holz, Pappmaché, Gips oder Styropor am Ende der Fallas in Flammen aufgehen. „Aber dafür sind sie schließ­lich gemacht“, sagt er. „Das ist wie eine Paella. Die lässt man ja auch nicht stehen, weil man sie zu scha­de für den Verzehr findet.“

Fallas-Museen: Fallas zu jeder Jahreszeit

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Auf der Plaza de la Virgen wird eine meterhohe Holzstatue der Heiligen Jungfrau aufgebaut.

Am Josefstag gehen alle Skulpturen in Flammen auf. Alle? Nein, denn seit 1934 wird Jahr für Jahr jeweils ein „Ninot“ per Abstimmung be­gnadigt und darf ins Museo Fallero ein­ziehen. Dort kön­nen sich Besucher über das Fest infor­mieren, Bilder, Skulpturen und Plakate sowie Porträts von Fallas­-Königinnen bewundern. Und noch ein Haus bietet rund ums Jahr Einblicke in das größte Event der Stadt: Im Museum der Fallas-Künstler steht der künstlerische Entstehungspro­zess der teils meterhohen Skulpturen im Vordergrund.

Fallas-Werkstätten und Workshops: Eigene Figuren formen

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Die Einwohner Valencias feiern die Fallas gerne mit auffälligen Kostümierungen und Trachten.

Wer wissen möchte, wie die Fallas-Künstler arbeiten, sollte einen Spazier­gang durch die Ciudad Fallera machen. Hier reihen sich Werkstätten an­einander, in denen ab Januar emsig an neuen Figuren gearbeitet wird. Die meis­ten Künstler haben nichts dagegen, wenn Besucher ihnen über die Schulter schau­en. Einige bieten auch Workshops an, bei denen die Teilnehmer selbst kleine Pappmachéfiguren herstel­len können. Buchen kann man diese über den Fallas­-Verband, der Vorsit­zende Paco Pellicer spricht deutsch.

Einkaufen in Valencia: Geschäfte mit Fallas-Tradition

Traditionsläden wie Alvaro Moliner oder Albaes bieten eine riesige Auswahl an edlen Seidenstoffen, Gewändern und typi­schem Fallera­-Schmuck. Moderne Turn­schuhe, Taschen und Gürtel aus dem Trachtenstoff sowie Accessoires und Shirts mit Fallas-­Motiven gibt es bei Espai Ripalda, gleich nebenan von Alvaro Moliner.