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Städtereise

Der Zauber von Hammerfest: Hübsche Hafenstadt am Nordatlantik

Maritimes Flair, spannende geschichtliche Artefakte und faszinierende Natur locken in und um Hammerfest. Womit die Hafenstadt im äußersten Norden von Norwegen sonst noch glänzt.

Text Milena Härich
Datum 10.10.2023

Etwas mehr als 11.000 Einwohner:innen leben in Hammerfest in Norwegen, das oft als nördlichste Stadt der Welt bezeichnet wird. Sie schätzen ihre Heimat für die ruhige und lässige Atmosphäre. Das Stadtbild wird geprägt von zahlreichen bunten Häuschen aus den 1950ern, von faszinierenden Ausblicken auf den Nordatlantik und von den berühmten Postschiffen der Hurtigruten, die hier täglich im Hafen anlegen. Was den Zauber von Hammerfest sonst noch ausmacht und wo es am schönsten ist, verraten wir Ihnen im Folgenden.

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Wo liegt Hammerfest?

Die Stadt Hammerfest befindet sich auf der Insel Kvaløya, an der Küste der hübschen Provinz Troms og Finnmark ganz im Norden von Norwegen. Auch Teile der benachbarten Eilande Sørøya und Seiland sowie einige kleinere, vorgelagerte Inseln wie Melkøya gehören administrativ zur Kommune Hammerfest.

Ist Hammerfest die nördlichste Stadt der Welt?

Hammerfest ist vielfach bekannt als die nördlichste Stadt der Welt, die Tourismusbehörden vor Ort werben fleißig mit dieser geografischen Besonderheit. Tatsächlich ist Hammerfest aber nicht die nördlichste Stadt – in Alaska zum Beispiel gibt es einige Städte, die noch weiter im Norden liegen. Und selbst in Norwegen ist das mittlerweile der Fall – spätestens, seit Honningsvåg im Jahr 1998 den Stadt-Status bekam, gilt Hammerfest nicht mehr als die nördlichste Stadt Europas. Und auch Longyearbyen auf der Insel Spitzbergen gilt mit mehr als 2.000 Einwohner:innen als Stadt und liegt nördlicher als Hammerfest. 

Was ist das Besondere an Hammerfest?

Blick auf Hammerfest im Winter © IMAGO/agefotostock
Im Winter ist es in Hammerfest den ganzen Tag über dunkel.

Doch Hammerfest hat viel mehr zu bieten als die besondere geografische Lage. Im Hafen der Stadt legen regelmäßig die Schiffe von Hurtigruten an und ab, was Hammerfest neben dem Claim als nördlichste Stadt der Welt zu zusätzlicher Bekanntheit verholfen hat. 

Weil die Stadt so weit nördlich liegt, sind die Winter hier besonders dunkel. Zwischen Ende November und Mitte Januar geht die Sonne selbst tagsüber nicht auf – die beste Reisezeit, um Polarlichter zu beobachten. Im Sommer hingegen (Mitte Mai bis Ende Juli) geht die Sonne nicht mehr unter. Wer diese besonderen Naturschauspiele noch nie erlebt hat, sollte unbedingt den Norden Norwegens bereisen. 

Wie ist das Wetter in Hammerfest?

Obwohl die Sonne hier im Sommer nie untergeht, sollten Reisende von Hammerfest keine allzu warmen Temperaturen erwarten: Im Juli, dem wärmsten Monat im Sommer, liegen die durchschnittlichen Höchstwerte bei 13 bis 14 Grad Celsius. Im Winter fallen die Temperaturen durchschnittlich auf bis zu -5 Grad Celsius. Durch den Golfstrom wird es in Hammerfest aber nicht ganz so kalt wie in einigen anderen Städten nördlich des Polarkreises. 

In extremen Witterungslagen kann es im Sommer bis zu 23 Grad warm werden, im Winter bis zu -20 Grad kalt. Häufig ist es grau und regnerisch in Hammerfest – an bis zu 200 Tagen im Jahr.

Anreise nach Hammerfest

Nach Hammerfest führen viele Wege: Wie wäre es mit einer Schifffahrt mit Hurtigruten? Die berühmte Postschiffroute verkehrt beispielsweise von Bergen über Trondheim und Tromsø bis nach Hammerfest – und von da aus auch noch weiter bis nach Kirkenes an der norwegisch-russischen Grenze. Viele Hurtigruten-Fähren nehmen auch Autos mit und eignen sich daher bestens für eine Rundreise durch Norwegen mit Zwischenstopp in Hammerfest.

Obwohl Hammerfest auf der Insel Kvaløya liegt, ist die Stadt gut mit dem Pkw erreichbar. Die Insel ist durch die Rv94 mit dem Festland verbunden. Auch Busse fahren nach Hammerfest – von Skaidi, Alta und Honningsvåg aus.

Von Deutschland aus ist Hammerfest mit dem Flugzeug nur mit mehreren Zwischenstopps erreichbar. Am Regionalflughafen in Hammerfest kommen Maschinen etwa aus Tromsø und Alta an. 

Die schönsten Sehenswürdigkeiten in Hammerfest

Blick auf den Hafen von Hammerfest © iStock/RicoK69
Der Hafen von Hammerfest ist eine der Hauptsehenswürdigkeiten der norwegischen Stadt.

Eine Stadt mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten ist Hammerfest nicht unbedingt – doch gerade das macht die Hafenstadt aus. Hier finden Urlauber:innen Ruhe, anstatt sich von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten zu schleppen, wandern auf den umliegenden Inseln oder sitzen mit einem Kaffee am charmanten Hafen. Lässiges Flair, fantastische Panoramen und viel Natur – das macht Hammerfest aus. Doch natürlich gibt es die ein oder andere Sehenswürdigkeit, die Sie nicht verpassen sollten

Der Meridianstein: Wo die Welt vermessen wurde

Wer sich im Voraus nicht informiert, wird vielleicht einfach vorbeigehen am Meridianstein (auf Norwegisch: Meridianstøtten), so unscheinbar wirkt diese Säule auf einer Landzunge gegenüber vom Stadtzentrum. Der Meridianstein gehört zum ersten technisch-wissenschaftlichen Denkmal, das 2005 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde: zum Struve-Bogen. Dieser ist eine Ansammlung von verschiedenen Vermessungsbögen, die sich von Norwegen bis zum Schwarzen Meer in zehn verschiedenen Ländern befinden. 

Den nördlichsten Punkt davon markiert der Meridianstein in Hammerfest. Was es damit auf sich hat? An diesem Ort wurde im 19. Jahrhundert in Zusammenarbeit von Norwegen, Schweden und Russland die Erde vermessen. Entworfen wurde der Meridianstein in Hammerfest von Wilhelm von Hanno. Ganz in der Nähe finden Besucher:innen Infotafeln mit Erklärungen. 

Übrigens: Ganz in der Nähe des Meridiansteins befindet sich auch die Geschäftsstelle des berühmten Eisbärenclubs. Dieser Club nimmt ausschließlich Mitglieder auf, die persönlich vor Ort ihre Beitrittsurkunde unterschreiben. Weil er so wählerisch bei seinen Mitgliedern ist, zieht er zahlreiche Tourist:innen an – und das, obwohl die Vereinigung sich nicht etwa die Rettung der Eisbären auf die Fahnen geschrieben hat. Die Idee des Eisbärenclubs besteht eigentlich nur darin, eine Erinnerung an den Besuch der „nördlichsten Stadt der Welt“ zu schaffen. Wer beitritt, bekommt sogar eine Anstecknadel zum Beweis. 

Der Hafen von Hammerfest: Das bunte Treiben der Stadt

Am Hammerfester Hafen spielt sich das Leben ab. Hier legen täglich etliche Kreuzfahrtschiffe und Boote an oder ab, Fischer:innen brechen zum Angeln auf oder verkaufen ihre fangfrische Ware. An der Hafenpromenade laden Cafés und Bistros auf herzhafte und süße Snacks und auf frisch gebrühten Kaffee ein. Unser Tipp: Kommen Sie mit den Einheimischen ins Gespräch, das hilft ungemein, um den Flair der Stadt besser aufsaugen zu können.

Berg Salen: Der schönste Ausblick über Hammerfest

Nur etwa 15 Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt, befindet sich der Hausberg von Hammerfest, der Salen. Mit einer Höhe von rund 90 Metern bietet er sich bestens für eine leichte Wanderung an. Wer es bis nach oben schafft, wird mit einem fantastischen Panoramablick auf Hammerfest und den Nordatlantik belohnt. 

Tipp: Wenn Sie zur Zeit der Polarlichter in der Stadt sind, ist dies der beste Ort für die Beobachtung – eine grandiose Kulisse. Auch im Sommer, unter der Mitternachtssonne, ist die Wanderung auf den Salen ein fantastisches Erlebnis.

Das Wiederaufbau-Museum: Auf den Spuren der deutschen Schuld

Ein Muss für Geschichtsinteressierte ist das Wiederaufbau-Museum (Norwegisch: Gjenreisningsmuseet) im Zentrum der Stadt. Besucher:innen lernen hier Spannendes über den Wiederaufbau von Hammerfest, das im Zweiten Weltkrieg durch deutsche Truppen bis auf eine kleine Grabkapelle vollends zerstört wurde. Außerdem gewährt das Museum Einblicke in die Gräueltaten der Nationalsozialisten in Norwegen: Deutsche Truppen brandschatzten auch hier und führten Zwangsevakuierungen durch.

Das Wiederaufbau-Museum ist täglich (bis auf montags) zwischen 10 und 15 Uhr geöffnet, an Wochenenden nur zwischen 11 und 14 Uhr.

Spannende Architektur: Die Hammerfest Kirke

Die Lutherische Kirche in Hammerfest, von den Einwohner:innen auch Hammerfest Kirke genannt, ist besonders aus architektonischer Sicht sehr interessant. Der Eingangsbereich erinnert an ein spitz zulaufendes Dreieck, auf dem Giebel befindet sich das Kreuz. Mit dem Dreieck wollte Architekt Hans Magnus das Christentum und die heilige Dreifaltigkeit symbolisieren. Die Kirche wurde im Jahr 1961 eingeweiht. Auch im Inneren ist sie sehr sehenswert; hinter dem Altar befindet sich ein imposantes Glasmosaik aus norwegischen Steinen. Die Orgel ist noch recht neu, sie stammt aus dem Jahr 2010 und verfügt über 1.782 Pfeifen.

Übrigens: Gegenüber steht die kleine Grabkapelle aus dem Jahr 1937, die als einziges Gebäude die weitreichende Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg überstand. 

St. Michael's Church: Die katholische Kirche von Hammerfest

Sehr viel unscheinbarer und kleiner kommt die katholische Kirche St. Michael daher. Sie ist die dritte katholische Kirche der Stadt: Das erste Gotteshaus wurde schon sieben Jahre nach seiner Einweihung durch ein neues Gebäude ersetzt. Dieses brannte im Zweiten Weltkrieg nieder. Die St.-Michael-Kirche wurde danach überwiegend von Freiwilligen aufgebaut; das Budget für die Bauarbeiten kam von Deutschland als Zeichen des Versuchs einer Wiedergutmachung. Auch in ihrem Inneren leuchtet ein wunderschönes Mosaik; es besteht aus rund 10.000 Teilen. 

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Die Hammerfest Kirke von Architekt Hans Magnus
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Hammerfest strahlt eine lässige und maritime Atmosphäre aus.
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Der Meridianstein in Hammerfest

Ausflug nach Sørøya: Hammerfests bezaubernde Nachbarinsel

eisbedeckte Insel Sørøya im Winter © IMAGO/robertharding
Hier zu sehen: die schnee- und eisbedeckte Insel Sørøya im Winter.

Die verwunschenen Nachbarinseln und die Lage am Nordatlantik machen Hammerfest zu einem perfekten Reiseziel für Aktivurlaub und spannende Ausflüge. 

Dank der Fähr- und Busgesellschaft FFR gelangen Besucher:innen schnell auf die umliegenden Inseln wie etwa Sørøya. Sie ist die viertgrößte Insel Norwegens und lohnt einen Tagesausflug: Wildromantische Naturlandschaften laden zu ausgiebigen Wanderungen ein. Eine besonders schöne Route führt Wandernde zu dem rund 12 Meter hohen Steinhaufen Kjøttvikvarden am nördlichen Ende der Insel – mit atemberaubendem Ausblick aufs Meer. 

Wer angeln möchte, ist hier ebenfalls bestens aufgehoben; die Insel beherbergt zahlreiche Fischarten von Heilbutt über Großdorsch und Steinbeißer bis hin zu Rotbarsch. An Buchten und Sandbänken warten hier einige der besten Angelreviere Norwegens. Besuchen Sie bei Gelegenheit doch auch die Fischersiedlung Breivik und überzeugen sich selbst.

Luxuriöse Hotels gibt es in Hammerfest nicht – aber viele Unterkünfte, die für einen erschwinglichen Preis sehr gute Qualität liefern. Wir stellen Ihnen zwei ausgewählte Hotels in der norwegischen Küstenstadt vor.

Arctic Sea Hotel

Direkt in der Rossmolbukta, einer kleinen Bucht in Hammerfest, liegt das im Jahr 2022 eröffnete „Arctic Sea Hotel“. Die Fassade wirkt eher unscheinbar, die Innenräume sind aber sehr schick: Das hauseigene „Bølgen Restaurant“ ist mit modernen Möbeln, heller Holzoptik und weichen Brauntönen ausgestattet. Hier werden abwechslungsreiche Gerichte mit überwiegend lokalen Zutaten und viel fangfrischem Fisch gereicht. Bullaugen als Fenster ergänzen die stilvolle Einrichtung und verleihen dem Hotel eine maritime Atmosphäre.

Insgesamt 64 Zimmer bietet das „Arctic Sea Hotel“, einige davon verfügen über direkten Meerblick – und der ist hier besonders eindrucksvoll. Besuchende blicken neben der Bucht direkt auf die Landzunge, auf der sich der Hafen von Hammerfest befindet. Einige Hotelzimmer bieten sogar eine eigene Küche. 

Tipp: Das 3-Sterne-Hotel veranstaltet regelmäßig geführte Bootstouren durchs Arktische Meer. Auch Safari-Fahrten und Angeltouren stehen auf dem Programm.

Thon Hotel Hammerfest

Dieses Hotel gehört zur „Thon-Hotel“-Kette. Dass die Betreiber:innen wissen, was sie tun, wird bei einem Besuch schnell klar: Das interkontinentale Frühstück ist hervorragend, die Lage im Zentrum könnte nicht besser sein. Der Blick geht auf den Hafen; der Rathausplatz und der Stadtpark liegen in unmittelbarer Entfernung. Im „Thon Hotel Hammerfest“ trifft Vintage-Stil in Form von geblümten Tapeten und vergoldeten Lampen auf modernes Mobiliar und viele Farbtupfer. Seit seiner Eröffnung im Jahr 2010 ist es sowohl bei Geschäftsreisenden als auch bei Familien mit Kindern sehr beliebt.

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