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Erleben

Verborgene Reiseziele: 7 Geheimtipps für Italien

Geisterdörfer, unberührte Landschaften oder einsame Inselwelten: Unsere sieben Geheimtipps für Italien versprechen noch Ruhe und Abgeschiedenheit.

Text Milena Härich
Datum 16.12.2024

Wo ist es in Italien eigentlich noch ruhig und welche Städte sind bisher vom Massentourismus verschont geblieben? Das fragen sich mittlerweile zahlreiche Reisende, bevor sie ihren Italienurlaub planen. Schließlich ziehen inzwischen auch kleinere, lange vernachlässigte Städtchen wie Lucca oder Alberobello immer mehr Aufmerksamkeit auf sich, mit Besucherströmen ist auch dort zu rechnen. Ganz zu schweigen von den größeren Urlaubsorten in der Toskana, Apulien und Co. Gleichzeitig werden für viele Entspannung und Ruhe auf Reisen immer wichtiger.

Ob für einen ganzen Urlaub oder als Tagesausflug: Wir stellen Ihnen Städte, Regionen und Inseln vor, die noch echte Geheimtipps in Italien sind.

1

Val Trebbia, Emilia-Romagna/Ligurien

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Ursprünglich und wildromantisch: das Val Trebbia in Italien.

An der Grenze zwischen Ligurien und Emilia-Romagna liegt dieses bezaubernde Tal. Der Fluss Trebbia durchzieht die Senke und wird gesäumt von sattgrünen, sanften Hügeln sowie historischen Dörfern. Insbesondere für Naturliebhaber ist ein Besuch des Val Trebbia eine große Empfehlung: Neben Baden und Kanufahren im Fluss Trebbia lässt es sich hier auch bestens wandern. Darüber hinaus führen verschiedene vielfältige Radwege durch die Senke. 

Einer der Hügel, die das Tal überragen, ist der Monte Lesima mit einer Höhe von 1.720 Metern. In dieser Gegend ist auch Paragliding möglich. Unbedingt sehenswert sind auch die vielen malerischen Städte im Val Trebbia, allen voran Bobbio. Ein Highlight in der 3.500-Einwohner-Stadt: die Steinbrücke namens Ponte Gobbo aus dem Mittelalter. Besuchen Sie unbedingt auch das Dorf Brugnello, das atemberaubende Ausblicke auf die Trebbia-Schleifen im Tal gewährt.

Übrigens: Angeblich hat bereits Ernest Hemingway das Val Trebbia als eines der schönsten Täler weltweit beschrieben. Schriftliche Belege gibt es heute keine mehr, aber überzeugen Sie sich doch einfach selbst vor Ort.

2

Pentedattilo, Kalabrien

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In einen schroffen Felsen gehauen: Das Dorf Pentedattilo strahlt eine besondere Atmosphäre aus.

Unser Nummer-Eins-Geheimtipp für einen Tagesausflug ohne Menschenmassen: das Dorf Pentedattilo am südlichen Ende von Kalabrien. Der Weiler befindet sich direkt im Aspromonte-Gebirge – oder vielmehr direkt auf einem Felsen. Dieser ist geformt wie eine Hand, daher rührt auch der Name des Dorfes. „Pentedattilo” ist nämlich griechisch und bedeutet so viel wie „fünf Finger”. 

Heute gilt Pentedattilo als Geisterdorf, allerdings versuchen verschiedene Verbände, NGOs und Künstler seit einigen Jahren, den kleinen, charmanten Ort wiederzubeleben. So haben sich mittlerweile mehrere Kunstschaffende und Handwerker in den alten Häuschen des Dorfes niedergelassen. Die vielen Steinhäuser – einige davon sind heute nicht mehr als Ruinen – geben ein traumhaftes Bild ab, wie sie in den Felsen gehauen sind und sich über die Landschaft Kalabriens und das Meer erheben. Eine Sehenswürdigkeit des Ortes ist zum Beispiel die Kirche Chiesa dei SS. Apostoli Pietro e Paolo. 

3

Region Molise

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Auch Fornelli ist ein malerisches Dorf in der Region Molise.

Eine ganze Region, die mehr Aufmerksamkeit verdient hätte, aber sich noch sehr viel Ursprünglichkeit bewahrt hat, ist Molise. Sie befindet sich zwischen den Städten Foggia und Pescara, liegt also eingebettet zwischen den Regionen Abruzzen, Latium, Kampanien und Apulien. Besonders erwähnenswert in Molise ist die landschaftliche Vielfalt: Hier wechseln sich Traumstrände an der Adria mit zauberhaften Städten und Dörfern sowie einem bergigen, grünen Landesinneren ab. Zum Wandern eignet sich beispielsweise der Nationalpark Matese mit einer eindrucksvollen Artenvielfalt. 

Die Hauptstadt namens Campobasso hingegen lockt mit altehrwürdigen Bauten wie dem Castello Monforte. Für Badeurlaub bietet sich die Küstenstadt Termoli an, und die Stadt Pietrabbondante mit gerade einmal 600 Einwohnern zeugt eindrucksvoll von der langen Historie von Molise. Dort finden sich zum Beispiel noch die Überbleibsel eines alten Amphitheaters. 

Molise ist außerdem bekannt für besondere kulinarische Schätze: Probieren Sie bei einem Urlaub unbedingt den typischen Käse namens Caciocavallo di Agnone oder Tintilia, einen Rotwein, der nur hier angebaut wird. 

4

Chioggia, Venetien

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Sieht Venedig zum Verwechseln ähnlich, wenn man von den fehlenden Menschenmassen absieht: Chioggia.

Nicht so einsam wie die anderen hier vorgestellten Orte, aber doch noch ein Geheimtipp ist Chioggia, die kleine Schwester von Venedig. Nicht nur, was die Ästhetik angeht, auch geografisch sind die beiden Städte sich sehr nahe: Chioggia liegt nämlich auf einer kleinen Insel im Süden der Lagune von Venedig, verbunden ist die Stadt per Brücke mit dem Festland. 

Der 48.000 Einwohner zählende Ort sieht Venedig zwar sehr ähnlich, beeindruckt aber mit einem viel ruhigeren Ambiente – und weniger Menschen. An zahlreichen Ecken finden Besucher bunte Häuschen, schmale Gassen und Kanäle. Gerade einmal neun Brücken überspannen den Hauptkanal der Stadt, den Canale Vena. Besonders schön: die Ponte Vigo, eine schneeweiße Steinbrücke. Sehr sehenswert ist darüber hinaus der Dom von Chioggia, er wurde im 17. Jahrhundert von Baldassare Longhena entworfen. Auf der Straße Corso del Popolo lässt es sich bestens schlendern und einkaufen. 

Chioggia ist eine alte Fischerstadt, die an dieser Tradition festhält. Ein wichtiger Wirtschaftszweig ist heute noch die Fischerei. Der Fischmarkt findet jeden Tag statt und ist eine der bedeutendsten Institutionen der Stadt. So sind auch viele typische Gerichte in Chioggia davon beeinflusst, zum Beispiel süß-saure Sardinen. 

5

Mantua, Lombardei

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Zauberhaftes Ambiente: Mantua wird gesäumt von drei Seen und bietet zahlreiche prächtige Bauten.

Prächtige Palazzi, kristallklare Seen und mittelalterliche Architektur: Mantua verzaubert Besucher mit all diesen Dingen. Nur etwa 40 Kilometer vom südlichen Ufer des Gardasees entfernt, bietet sich die Stadt perfekt für alle an, die einen Tag lang vom häufig überfüllten Seeufer fliehen wollen. Natürlich lassen sich auch bestens mehrere Tage in der 50.000-Einwohner-Stadt zubringen. Umgeben wird sie von drei künstlich angelegten Seen, die sich allesamt aus dem Wasser des Flusses Mincio speisen: dem Lago Superiore, dem Lago Inferiore und dem Lago di Mezzo. Verschiedene Anbieter veranstalten Bootstouren über den Mincio oder die Seen – die Aussicht auf die Stadt ist dann besonders eindrucksvoll.

Nicht verpassen sollte man einen Spaziergang durch die historische Altstadt. Mantua ist seit 2008 als UNESCO-Weltkulturerbe gelistet, weil die Stadt das Erbe der Renaissance auf besondere Weise aufrechterhält. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Kirche Sant’Andrea im Stadtkern, die aus dem 15. Jahrhundert stammt. Traumhaft schön ist darüber hinaus der Palazzo Ducale, der im Jahr 1406 fertiggestellt wurde und als Residenz der Herzöge von Mantua, dem Adelsgeschlecht Gonzaga, diente. Zahlreiche Räumlichkeiten können heute besucht werden. Ein Highlight ist der Hochzeitssaal (Camera degli Sposi) mit Fresken von Künstler Andrea Mantegna, der Mantua als seine Heimat sah. Auch Zeugnisse aus dem Mittelalter lassen sich in Mantua bestaunen, beispielsweise die Kirche Rotonda di San Lorenzo aus dem 11. Jahrhundert. 

Übrigens: So geheim ist Mantua vielleicht gar nicht – zumindest nicht für Literaturkenner. Schon Shakespeare erwähnte die Stadt in „Romeo und Julia” als Ort der Verbannung, an den der Protagonist geschickt wurde.

6

Pontinische Inseln, Latium

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Hier zu sehen: die romantische Bucht Chiaia di Luna auf der Insel Ponza.

Verborgene Schätze im Tyrrhenischen Meer: Das sind die Pontinischen Inseln, die zur Region Latium gehören und westlich von Neapel und Rom liegen. Der Archipel beherbergt sechs Inseln, zwei davon sind bewohnt: Ponza und Ventotene. Doch selbst auf diesen beiden Eilanden leben insgesamt nur knapp 4.000 Menschen – und Touristen kommen noch immer selten hierher. Die kleineren Inseln Palmarola, Santo Stefano, Zannone und Gavi sind unbewohnt und punkten mit naturbelassenen Buchten sowie exzellenten Tauchspots. Die Pontinischen Inseln sind vulkanischen Ursprungs, die letzte vulkanische Aktivität liegt mittlerweile fast eine Million Jahre zurück.

Nach Ponza fahren verschiedene Fähren vom Festland aus, etwa von Neapel. Hier ist insbesondere die magische Unterwasserhöhle namens Grotte di Pilato erwähnenswert. Außerdem finden Reisende hier atemberaubende Badebuchten und Strände mit kristallklarem Wasser: zum Beispiel die Cala Fonte oder die Spiaggia di Luca Rosa. Letzter ist nur per Boot erreichbar und bietet daher sehr viel Ruhe. 

Auf Ventotene lockt unter anderem ein antiker römischer Hafen. Das Museo Archeologico gibt Einblicke in die lange Geschichte des Eilandes. Santo Stefano wird häufig als das „Alcatraz Italiens” bezeichnet, denn es handelt sich dabei um eine ehemalige Gefängnisinsel – noch bis 1965 war der Kerker in Betrieb. Gerade die kleineren, unbewohnten Inseln wie Gavi bieten sich für Abenteurer und Naturliebhaber an, denn die Landschaften sind hier ebenso ursprünglich wie atemberaubend. 

7

Die Marken

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In den Marken finden sich zahlreiche zauberhafte Dörfer, die sich ihren ursprünglichen Charme bewahrt haben.

Die Marken gehören zu den am wenigsten besuchten Regionen in ganz Italien. Vielleicht ist es genau dieser Umstand, der sie ihren Zauber bewahren lässt. Hier finden sich sattgrüne Hügel, schroffe Kalksteinklippen an Traumstränden und architektonische Meisterwerke. Eingegrenzt wird die Region von der Emilia-Romagna im Norden, Abruzzen im Süden und der Toskana und Umbrien im Westen. Im Osten grenzen die Marken an die Adria, die Riviera del Conero erstreckt sich auf 20 Kilometern an der Küste und lockt mit einigen der schönsten Badebuchten Mittelitaliens. Malerisch ist zum Beispiel die Bucht von Portonovo, die im Naturschutzgebiet Conero liegt und mit einem Mix aus fruchtbarer Landschaft, weißem Strand und türkisblauem Wasser für Staunen sorgt. 

Die Marken haben auch viele charmante Städte zu bieten: Urbino ist als UNESCO-Weltkulturerbe gelistet, noch heute zeugen zahlreiche Gebäude von der Relevanz der Stadt zur Zeit der Renaissance. Der Künstler Raffael wurde hier geboren, Interessierte können sein Geburtshaus heute besuchen. Imposant ist auch hier der Palazzo Ducale aus dem 15. Jahrhundert. Ebenfalls sehr sehenswert: Loreto, ein hübscher kleiner Wallfahrtsort mit der Basilika des Heiligen Hauses. Ein weiteres Highlight der Region sind die Frasassi-Höhlen: Diese unterirdische Sehenswürdigkeit verzaubert mit einer Vielzahl an Stalaktiten und Stalagmiten, die zu glänzen scheinen. Für Wandernde ist die Gegend rund um die Sibillini-Berge empfehlenswert, die höchste Erhebung ist hier der Monte Vettore mit 2.476 Metern Höhe. 

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