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Städtereisen

Menton: Bunte Lebensfreude an der Côte d’Azur

Die Stadt Menton an der Côte d’Azur ist bekannt für ihre pastellfarbenen Fassaden und ihre Gärten. In der Nähe von Nizza und der italienischen Grenze schmiegt sie sich an die französische Mittelmeerküste und beeindruckt Besucher:innen mit duftenden Parkanlagen, Grandhotels und viel Sonnenschein.

Datum 23.01.2024

Der Vergleich mit Cannes liegt bei Menton ziemlich nahe: eine prächtige Strandpromenade, eine Altstadt, die sich mit kleinen Gassen über die Hügel ausbreitet, mediterrane Atmosphäre aus dem Reise-Bilderbuch. Doch Menton, die letzte französische Stadt an der Côte d’Azur vor der Grenze zu Italien, hat dazu noch einen ganz eigenen Charme. 

Vor allem zwei Dinge machen den besonderen Charakter aus: Die italienische Nachbarschaft ist überall spürbar, in der Architektur und im Lebensgefühl. Und das spezielle Klima von Menton, geschützt von den Ausläufern der Seealpen, erlaubt eine fast schon subtropische Gärtnerei. Mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 16 Grad ist Menton die wärmste Stadt der Côte d’Azur. Menton macht von diesem Vorteil üppigen Gebrauch.

Besondere Sehenswürdigkeiten in Menton

Stufe um Stufe geht es auf der barocken Freitreppe steil hinauf in die Altstadt. Über den Vorplatz der Basilika Saint-Michel-Archange mit seinem Mosaik aus 250.000 Natursteinen, vorbei am Glockenturm, der als Wahrzeichen von überall in der Stadt zu sehen ist. Dann weiter durch die schmalen Gassen.

Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Häuser eng aneinander gebaut und nach und nach aufgestockt. Immer weiter geht es nach oben, um auf dem Friedhof Vieux Château der Seele Mentons nahezukommen und einen Panoramablick auf die einmalige Lage der Stadt am leuchtend blauen Mittelmeer und auf ihre roten Ziegeldächer zu werfen. Den Häuserfassaden entlockt die Sonne warme Pastelltöne.

Auf der Rückseite erhebt sich der Roc de l’Orméa, ein Berggipfel, der Menton vor dem kalten Nordwind schützt. 

Die Einflüsse der Belle Époque in Menton

Blick auf die Altstadt-Gassen von Menton © pixabay/lecreusois
Bunte Fassaden prägen das Bild von Menton an der Côte d’Azur.

Seit der Zuganbindung Mentons im Jahr 1869 strömten zahlreiche wohlhabende Überwinternde aus dem Norden hierher, um der Kälte zu entfliehen. Die berauschende Zeit der Belle Époque zwischen dem Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts ergriff Menton. Selbst Queen Victoria (1819 - 1901) reiste an.

Die Gräber und Mausoleen mit englischen, deutschen und russischen Namen auf dem alten Friedhof erzählen vom Aufstieg des Fischerortes zu einem internationalen Treffpunkt, zu einer touristischen Stadt, die dennoch ihre Würde bewahrt hat.

Mentons elegante Architektur ist Balsam für das Auge. Die prächtigen Belle-Époque-Fassaden, allen voran die ehemaligen Grandhotels, prägen das Antlitz der Stadt an der Côte d’Azur. Die Gäste verbrachten zuweilen Wochen, gar Monate in den riesigen Luxusherbergen.

Ehemalige Grandhotels in Menton an der Côte d’Azur

Blick auf das Mittelmeer in Menton © pixabay/lecreusois
Herrlich: der Blick auf das türkisfarbene Mittelmeer vor Menton.

Die meisten dieser prunkvollen Gebäude an der Côte d’Azur wurden zwischenzeitlich in Ferienwohnungen und Appartements umgewandelt, etwa das märchenhafte „Hotel d‘Orient” oder der „Winter Palace“. Glück hat, wer auf einer Führung den Riviera Palace besichtigen und das pompöse Treppenhaus bestaunen darf.

Nur vier ehemalige Grandhotels bestehen noch heute. Dazu zählen das „L’Orangeraie” mit seinem großen Garten und das „Grand Hotel des Ambassadeurs” von 1865. „Die Metallarbeiten an unserm Haus entwarf der ganz junge Gustav Eiffel, lange vor dem Eiffelturm in Paris”, sagt Hoteleigentümerin Liana Marabini.

Zu den illustren Hotelgästen zählte auch Jean Cocteau (1889 - 1963). „Der kam stets vor dem Abendessen in die Hotelbar, um einen Aperitif einzunehmen”, erzählt Marabini. Der Regisseur, Maler und Autor hat sich in Menton verewigt. In seinem unverkennbaren Stil gestaltete er 1957 den Hochzeitssaal im Rathaus. Seine allegorischen Bilder von Orpheus und Eurydike ziehen Heiratswillige von weit her an.

Sein Werk wird in zwei, fast nebeneinander liegenden Museumskomplexen am Meer gezeigt: in der mittelalterlichen Hafenbastion und in einem Gebäude mit flammenförmigen Pfeilern aus weißgrauem Beton, der „Collection Séverin Wunderman”, das als eines der wenigen modernen Bauten im Stadtbild heraussticht.

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Die Gärten Mentons: Zitrusfrüchte, Lotus und Seerosen

Inzwischen werden rund 40 Prozent der Wohnungen in der 30.000-Einwohner-Stadt als Feriendomizil genutzt. Bereits manche der ersten Langzeitgäste hatten sich eine Villa samt Garten bauen lassen. So entzücken heute im „Jardin Val Rahmeh” botanische Schönheiten wie Lotus, Victoria-Seerosen oder die Gespensterblume. Der Garten „Clos du Peyronnet” besticht mit Wasserbassins und schattigen Sitzplätzen. 

Der Dichtergarten „Fontana Rosa” des spanischen Hollywood-Autors Vicente Blasco Ibáñez zeigt sich heute vernachlässigt. Doch seine vielfarbigen Keramiken, die Früchte und Blumen formen, beeindrucken. „Für diese Majolika der Firma Saissi ist Menton bekannt”, erläutert Stadtführerin Carine Filloux. „Majolika” ist eine Bezeichnung für farbig bemalte, zinnglasierte Keramik.

Im „Jardin du Palais Carnolès” wachsen zwischen Kunstwerken Pomelos, Kumquats und Grapefruits. Er wird als Zitrusfrüchte-Garten („Jardin d'agrumes”) bezeichnet, wegen seiner umfangreichen Auswahl an Pflanzen. „Diese 137 Sorten bilden Frankreichs nationale Sammlung an Zitrusfrüchten”, sagt Michel Imbert von der ASJEM, einer Vereinigung zur Wahrung wertvoller Gärten der Region.

Erzeugnisse aus der beliebten Menton-Zitrone

Eine typische Menton-Zitrone in den Gärten von Menton © pixabay/fan68
Berühmt für ihren aromatischen Duft: die Menton-Zitrone.

Die Zitrone ist der Stolz der Stadt: süßsauer, geschmacksintensiv mit einer aromatischen Schale und einer geschützten Herkunftsbezeichnung, wird die Menton-Zitrone heute als Delikatesse gehandelt. Die lokalen Erzeuger:innen nutzen die regionale Frucht gerne für ihre Kreationen. „Wir haben ein Olivenöl mit dem Aroma der Menton-Zitrone kreiert”, sagt Sylvie Djekhar, die mit ihrem Mann die Huilerie Saint Michel betreibt, eine Ölmühle. „Das wird selbst in Mentons Sternelokal Mirazur serviert.”

Im alteingesessenen Konfitüre-Geschäft „Maison Herbin” in der Altstadt rührt Maxime Lefort in riesigen Kesseln zerkleinerte Früchte aller Art an. „Inzwischen zählen wir 180 Sorten Konfitüre.” Jene mit „unserer Menton-Zitrone” seien besonders begehrt. Ravioli mit einer Füllung aus Ricotta und Menton-Zitrone fertigt Luisa Inversi in ihrem Laden „Pasta Piemonte". Wie viele Italiener:innen ist sie nach Menton übergesiedelt.

Highlight in Menton: die Fête du Citron

Jedes Jahr im Februar kommen Tausende, um die Stadt in einem Kleid aus leuchtendem Gelb und Orange zu erleben. Bei der traditionellen „Fête du Citron“ werden 145 Tonnen Zitronen und Orangen herangeschafft, zu Skulpturen arrangiert und bei Paraden auf opulenten Festwagen gefeiert.

Das Zitronenfest ist einzigartig. Neben der optischen Darstellung der Skulpturen verleihen die Früchte der Luft ihren berauschenden Duft. Das seit 1934 bestehende Fest geht auf eine Fabel zurück, nach der Eva, als sie zusammen mit Adam aus dem Paradies vertrieben wurde, eine Zitrone mitnahm und diese vergrub. An dieser Stelle – heißt es – entstand Menton.

Menton – eine Verheißung des Südens

„Im 19. Jahrhundert war der Zitronenhandel ein lukratives Geschäft”, sagt Inversi, die ein Buch über die gelb-grüne Frucht geschrieben hat. „Die Zitrone machte die Grimaldis von Monaco, zu dem Menton früher gehörte, einst reich.”

Doch seit der Belle Époque ist der Tourismus der treibende wirtschaftliche Sektor. Damals wie heute lieben die Menschen diese unaufgeregte Leichtigkeit – mit vielen Restaurants direkt am Strand. Und von überall blickt man auf das türkisblaue Meer: Eine Verheißung des Südens, welche die Côte d’Azur in Menton stimmungsvoll erfüllt.

- mit dpa