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Erleben

Leer und kaum bekannt: 6 deutsche Inseln für einen ruhigen Urlaub

Inseln wie Sylt und Rügen platzen im Sommer aus allen Nähten. Dann sind Hotels, Restaurants und Strandkörbe lange im Voraus ausgebucht und der Urlaub verspricht kaum Erholung. Abhilfe schaffen andere deutsche Inseln, die man (fast) ganz für sich allein erleben kann.

Text Mila Krull
Datum 13.01.2025

Ob Nord- oder Ostsee: Die großen deutschen Inseln zählen seit jeher zu den beliebtesten Urlaubszielen der Deutschen. Orte auf Sylt, Fehmarn und Norderney begrüßen ihre Stammgäste seit Generationen; zusätzlich fördern Angebote wie das Deutschlandticket den Tagestourismus. Das bringt – vor allem im Sommer – so manch eine lokale Infrastruktur an ihre Grenzen. Um diese zu entlasten, lohnt der Blick auf weniger bekannte Urlaubsinseln.

Diese punkten mit weiten Stränden, unverbauten Deichen, viel Platz und noch mehr Ruhe. Lassen Sie sich von der Anreise – zum Beispiel per Pferdekutsche oder tideabhängigen Fähren – nicht abschrecken. Der mitunter etwas abenteuerliche Weg lohnt sich immer, denn am Ziel warten nahezu verlassene Naturparadiese.

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Pellworm, Nordsee

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Wenig Licht, viel Himmel: Pellworm trägt den Beinamen Namen „Sterneninsel“

Obwohl es sich bei Pellworm mit ihren 37 Quadratkilometern um die drittgrößte deutsche Nordseeinsel handelt, steht das Eiland eher im Schatten seiner nordfriesischen Nachbarn Sylt, Amrum und Föhr. Jedoch völlig zu Unrecht, wie wir finden. Die umliegenden Halligen, grüne Deiche und weite Marschlandschaften bilden ein einzigartiges Wattenmeer-Paradies, das tausenden Vögeln als Nist- und Rastplatz dient. Und weil es hier weder überfüllte Promenaden noch größere Hotels gibt, können sich auch menschliche Reisende über viel unberührte Natur freuen. 

Auf weite Strände müssen Urlauber zwar verzichten, dafür findet man selbst in der sommerlichen Hochsaison ausreichend Platz am Wasser. Einen Besuch wert sind der Leuchtturm, der Barfußpfad sowie ein kleines Museum, das die mysteriöse Geschichte der versunkenen Stadt Rungholt beleuchtet. Zudem ist Pellworm seit 2021 offiziell als Sterneninsel ausgezeichnet. Weil die Verwaltung die Lichtverschmutzung drastisch reduziert hat, strahlen die Sterne der Milchstraße besonders hell. 

2

Langeneß, Nordsee

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Typische Friesenhäuser: Auf der Hallig Langeneß stehen einige besonders schöne Exemplare

Die nordfriesischen Inseln, die ohne Sicherung durch Deiche und Dünen inmitten der Nordsee liegen, werden Halligen genannt. Die hier lebenden Menschen gelten als besonders zäh und widerstandsfähig, denn regelmäßig wird ihr Land vollständig vom Meer überflutet. Lediglich die künstlich aufgeschütteten Warften schützen die historischen Reetdachhäuser und ihre Bewohner vor Sturm und Wasser. Südlich von Föhr liegt die größte nordfriesische Hallig Langeneß, die aus 18 Warften besteht, auf denen insgesamt rund 100 Menschen leben. Besucher können ab Schlüttsiel per Schiff anreisen oder eine geführte Wattwanderung unternehmen. Vor Ort werden informative Rundgänge angeboten, alternativ laden das Kapitän-Tadsen-Museum, der Leuchtturm und die Inselkirche zu Erkundungen ein. 

3

Baltrum, Nordsee

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Als autofreie Ferieninsel ist Baltrum vor allem bei Familien beliebt.

Norderney, Wangerooge, Borkum: Die Konkurrenz ist groß. Trotzdem verdient die ostfriesische Insel Baltrum Aufmerksamkeit. Obwohl sie nur etwas mehr als sechs Quadratkilometer misst, kann man hier getrost einen ganzen Urlaub verbringen. Die perfekte Kulisse dafür bieten der sieben Kilometer lange, feine Sandstrand sowie die weiten Heide- und Marschlande im Zentrum der Insel. Sehenswerte Orte wie die Alte Inselkirche, der Rosengarten und das Ostende eignen sich bestens als Zwischenstopps für kurze Wanderungen. Übrigens: Besonders Familien schätzen das kleine, autofreie Nordsee-Idyll Baltrum. Zum breiten Angebot für Kinder zählen unter anderem Spielplätze, ein Jugendclub, das Kinderspöölhus, Veranstaltungen im Nationalpark-Haus, Schnitzeljagden und Wattwanderungen.

4

Neuwerk, Nordsee

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Regelmäßig fahren Pferdekutschen durch das Wattenmeer zur Insel Neuwerk.

Was viele nicht wissen: Auch zum Stadtgebiet von Hamburg gehören mehrere Inseln, die sich in der Elbe und rund um deren Nordseemündung befinden. So auch die Insel Neuwerk, die mit knapp zwei Dutzend Einwohnern und sieben Quadratkilometern den bevölkerungsärmsten und zugleich kleinsten Hamburger Stadtteil ausmacht. Weil sie 100 Kilometer weiter westlich liegt als die Hansestadt selbst, gilt Neuwerk seit 1969 offiziell als Hamburger Exklave. Und weil fernab der Großstadthektik viel Ruhe und eine einzigartige Natur warten, empfängt die Insel jedes Jahr mehrere tausend Besucher. 

Spektakulär ist vor allem die Anreise: Bei Ebbe und sicheren Wetterbedingungen starten regelmäßig einstündige Kutschfahrten vom Festland durch das Watt – eine Tradition, die seit dem 19. Jahrhundert gepflegt wird und auf einstige Postkutschen zurückgeht. Alternativ kann man die Insel zu Fuß (nur mit erfahrenen Wattführern) oder in den Sommermonaten per Schiff erreichen. Die meisten Gäste kommen nur für einen Tag, wer die Rückfahrt verpasst, kann jedoch auch in einer der gemütlichen Inselpensionen unterkommen.

5

Poel, Ostsee

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Lange Strände und naturnahe Steilküsten finden Urlauber auf der Ostseeinsel Poel.

Wem Boltenhagen und Kühlungsborn zu voll sind, findet sein Glück genau in der Mitte. Zwischen den beliebten Ostseebädern liegt – erreichbar über eine Brücke – die Insel Poel in der Wismarer Bucht. Besonders ruhig ist das Örtchen Gollwitz mit seinen langen Naturstränden, der wilden Steilküste und dem Wanderweg zwischen Meer und Wald. Immer wieder laden Aussichtspunkte dazu ein, für einen Moment innezuhalten. Etwas mehr los ist im Hauptort Kirchdorf mit seiner historischen Kirche, deren Geschichte bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht, und am Hafen, von dem aus in der Hochsaison regelmäßig Ausflugsboote starten. 

6

Ummanz, Ostsee

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Der kleine Leuchtturm empfängt Reisende auf der Ostseeinsel Ummanz.

Die Ostseeinsel Rügen und auch das benachbarte Hiddensee sind vielen bekannt. Doch haben Sie schon einmal von Ummanz gehört? Das hübsche Eiland misst immerhin 20 Quadratkilometer und ist über eine Brücke mit Rügens Hauptinsel verbunden. Wie nahezu alle deutschen Küstengebiete steht die hiesige Landschaft unter besonderem Schutz und ist Teil des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft. Dennoch sind auch Sport- und Aktivurlauber willkommen, denn schließlich lockt vor dem Ort Suhrendorf das größte Stehrevier Deutschlands. Windsurfer, Kiter und SUPer kommen also ganz auf ihre Kosten, ebenso wie Fahrradfahrer, Reiter oder Segler. Übernachten können sie im coolen Surfhostel, in Ferienwohnungen oder einer kleinen Pension.