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Natur

Borkum bis Wangerooge: Urlaub auf den Ostfriesischen Inseln

Umgeben von den unendlichen Weiten des Wattenmeeres, begrüßen die Ostfriesischen Inseln ihre Urlaubsgäste. Vom autofreien Idyll bis zum belebten Nordsee-Ferienort: Wir stellen die sieben Gemeinden vor.

Text Mila Krull
Datum 06.08.2024

Sand, Strand, Sonnenuntergang: Im nördlichen Niedersachsen blicken die Ostfriesischen Inseln auf eine lange Tradition als Gastgeber zurück. Die Anfänge der hiesigen Kurbäder reichen bis ins 18. Jahrhundert. Die meisten Bewohner:innen leben seit jeher vom Tourismus. Dennoch bleiben die Massen vielerorts fern und die Inselhotels gemütlich und familiär. Und unter Stammgästen weiß man längst: Wer einmal vom Festland übersetzt, kommt immer wieder.

Doch die Idylle ist bedroht – wenngleich auch nicht vom Tourismus. Seit Jahrhunderten trotzen die Ostfriesischen Inseln den Kräften der Nordsee. Zwar wurde in der Vergangenheit massiv in Küstenschutzmaßnahmen investiert, doch Sturmfluten machen den Gemeinden immer wieder zu schaffen. Umso wichtiger ist es, Besucher:innen auf die lokalen Besonderheiten dieses sensiblen Ökosystems aufmerksam zu machen. 

Wir stellen die sieben Ostfriesischen Inseln, ihre Landschaften und Sehenswürdigkeiten vor und informieren über wichtige Fährverbindungen.

1

Borkum

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Viel Platz am Strand: die Ostfriesische Insel Borkum

Als „schönsten Sandhaufen der Welt“ bezeichnen Borkumer:innen und Besucher:innen die westlichste Ostfriesische Insel. Mit ihren 31 Quadratkilometern ist Borkum zugleich auch die größte Insel der Gruppe und eines der beliebtesten Urlaubsziele in Norddeutschland. Auch im Hinblick auf seine Sehenswürdigkeiten kann das Eiland mit einem Superlativ aufwarten. Insgesamt gibt es auf Borkum nämlich gleich vier Leuchttürme: den Alten, den Neuen und den Kleinen Leuchtturm sowie das Feuerschiff Borkumriff – so viele wie auf keiner anderen Ostfriesischen Insel.

Ein 26 Kilometer langer Sandstrand, Seehundbänke im Wattenmeer und die vogelreichen Salzwiesen des Ostlandes prägen die Naturlandschaft von Borkum. Moderne Beach Bars wie das Sonnendeck, die Milchbude StrandFlair und die Dünenbudje servieren Cocktails mit Blick auf den Sonnenuntergang und sorgen für frischen Wind auf der Insel. Doch auch die Vergangenheit von Borkum fasziniert: Im 18. Jahrhundert lebten viele Insulaner:innen vom Walfang. An diese Zeit erinnert unter anderem ein Zaun aus Walknochen vor dem Heimatmuseum.

Wie kommt man nach Borkum?

Gleich mehrere Schiffsverbindungen führen vom Festland auf die Insel Borkum. Die Fähren der AG Ems starten in Emden und benötigen für die Überfahrt etwa zwei Stunden. Mit dem schnellen Katamaran erreichen Reisende die Insel in etwa 60 Minuten. Alternativ starten regelmäßig Schiffe im niederländischen Eemshaven. Die Mitnahme von PKW ist auf den Fähren möglich, ein Platz sollte jedoch vorab reserviert werden. Alternativ fahren Züge der Deutschen Bahn bis nach Emden-Außenhafen oder Eemshaven. Wer lieber per Flugzeug anreist, gelangt mit dem Ostfriesischen Flug-Dienst in nur 15 Minuten von Emden nach Borkum. Der Shuttle-Flieger pendelt bis zu fünfmal täglich.

2

Juist

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Pferde grasen vor dem Fähranleger der Ostfriesischen Insel Juist.

Auch die Ostfriesische Insel Juist trägt einen schmeichelnden Beinamen. „Töwerland“ („Zauberland“) nennen die Einheimischen dieses malerische Fleckchen Erde. Wie zauberhaft es hier ist, können Urlauber:innen vom Wahrzeichen der Insel aus bestens beobachten. Rund um den Wasserturm auf der höchsten Düne hat man einen tollen Blick auf den Sandstrand und das Wattenmeer. 

Wer Entschleunigung und Ruhe sucht, kann guten Gewissens mit der Fähre nach Juist übersetzen. Die Insel ist nämlich komplett autofrei und wegen der tideabhängigen Anfahrt sind Tagesgäste eher selten. Die Fortbewegung erfolgt ressourcensparend und feinstaubfrei per Pferdekutsche. Regelmäßig organisiert der Inseltourismus Aktionen wie die Achtsamkeitstage und Gesundheitswochen. Auf der offiziell zertifizierten Thalasso-Insel finden Reisende zudem ein großes Kur- und Kursangebot, bei dem das Klima und die Kraft des Meeres im Vordergrund stehen. 

Anreise nach Juist

Der Weg auf die autofreie Insel Juist führt über die ostfriesische Stadt Norddeich, deren Bahnhof bestens mit den Regionalzügen der Deutschen Bahn erreichbar ist. Autofahrer:innen stehen am Hafen drei gebührenpflichtige Parkplätze zur Verfügung. Anschließend geht es mit der Inselfähre weiter nach Juist. Die tideabhängige Überfahrt dauert etwa 90 Minuten. In der Regel wird Juist also nur ein- bis zweimal täglich angesteuert. Neben den großen Fähren mit Platz für bis zu 1.000 Fahrgäste gibt es auch kleinere Wassertaxis, die unabhängig von den Gezeiten zur Insel übersetzen. Die Plätze sind jedoch begrenzt und die Tickets deutlich teurer. 

3

Nordeney

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Seehunde rasten auf einer Sandbank; im Hintergrund ist das Wrack der „Pionier“ zu sehen.

Mit einem kurz angebundenen „He“ begrüßen sich die Insulaner:innen auf der Ostfriesischen Insel Norderney. Als Tourist:in bleibt man am besten beim typisch norddeutschen „Moin“.

Wer seinen Urlaub gern mit Erlebnissen und Events verbindet, ist auf der zweitgrößten Insel mit ihrer städtischen Infrastruktur an der richtigen Adresse. Beginnend mit dem sportlichen White Sands Festival im Mai ist der jährliche Eventkalender prall gefüllt. Unter anderem erfreuen sich die Konzertreihe Summertime@Norderney, das Winzerfest und das Craft Beer Festival großer Beliebtheit.

Wer es ruhiger mag, schwingt sich aufs Fahrrad und fährt auf dem alten Postweg durch die Dünenlandschaft zum Norderneyer Leuchtturm. Von April bis Ende Oktober können Besucher:innen das historische Wahrzeichen über 254 Treppenstufen erklimmen. Oben angekommen, belohnt eine Aussichtsplattform mit 360-Grad-Blick. Noch ein ganzes Stück weiter gen Osten weilt seit fast 60 Jahren ein weiteres Highlight der Insel. Auf der einsamen Sandbank rostet das Gerippe des einstigen Muschelsaugers „Pionier“. Wind, Wetter und Gezeiten haben dem Wrack, das heute tief im weißen Pudersand steckt, sichtlich zugesetzt. Wer diesen schaurig-schönen Lost Place besuchen will, sollte jedoch ausreichend Kondition, passende Kleidung, festes Schuhwerk und Verpflegung mitbringen. Die Wanderung vom Parkplatz Ostheller führt rund zehn Kilometer durch die Salzwiesen von Norderney und dauert in der Regel zwei bis drei Stunden. 

Wie kommt man nach Norderney?

Mehrmals täglich brechen die Fähren der Reederei Norden-Frisia in Norddeich Richtung Norderney auf. Die Überfahrt ist tideunabhängig und dauert zwischen 45 und 60 Minuten. Etwas länger brauchen die Schiffe bei Niedrigwasser. In den Sommermonaten starten die Fähren tagsüber nahezu stündlich. Die Mitnahme von PKW ist auf einigen Schiffen möglich, jedoch sollten sich Urlauber:innen vorab über die Verkehrssperre auf der Insel informieren. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, die Insel per Kleinflugzeug zu erreichen. Mit den Inselfliegern der FLN Frisia-Luftverkehr erreicht man Norderney in nur knapp 15 Minuten.

4

Baltrum

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Die historische Inselkirche auf Baltrum mitsamt der freistehenden Kirchenglocke

Schon seit den 1920er Jahren wirbt Baltrum mit dem Beinamen „Dornröschen der Nordsee”. Tatsächlich wirkt das nur sechseinhalb Quadratkilometer umfassende und somit kleinste Ostfriesische Inselchen recht verschlafen. Alle Straßen sind autofrei und sämtliche Wege werden in der Regel zu Fuß beschritten. Ihr Gepäck können Urlauber:innen ganz altmodisch per Kofferkarre, der sogenannten Wippe, transportieren. Zu den Sehenswürdigkeiten von Baltrum zählen die drei Inselkirchen, das Museum Altes Zollhaus und das Nationalpark-Haus.

Die Einheimischen haben ihre Insel in den vergangenen Jahren wachgeküsst. So etwa die Betreiber von Uschis Beachclub, einer Strandbar mit angeschlossener Kiteschule. Vor vielen Jahren eröffnete eine Frau namens Uschi hier die erste Bretterbude, heute gibt es Cocktails, Bowls und kleinere Partys. In Pipo’s Surfbar können Wassersportfans sämtliches Equipment leihen. Und die MS Baltrum III bricht regelmäßig zu den beliebten „Wein im Watt“-Ausfahrten auf. 

Überfahrt nach Baltrum

Mit den Fähren der Baltrum-Linie geht es von Neßmersiel auf die Insel. Etwa 30 Minuten dauert die Überfahrt durch die Nordsee nach Baltrum, die unabhängig von der Tide erfolgt. Tickets müssen Reisende vorab nicht buchen. Stattdessen gibt es am Anleger einen Automaten. Wer Bargeld dabei hat, kann auch auf dem Schiff zahlen. Beliebte Fährverbindungen sowie Ausflugsfahrten können online erworben werden. Hinweis: Auf dem Schiff Baltrum III, das Tagestourist:innen auf die Insel bringt, wird kein Gepäck transportiert. Charterflüge Richtung Baltrum starten ab Norden-Norddeich und dauern lediglich acht Minuten. 

5

Langeoog

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Der alte Wasserturm ist das Wahrzeichen der Insel Langeoog.

Autos sind auf Langeoog, der „langen Insel“, nicht erlaubt, stattdessen verkehren E-Fahrzeuge und eine bunte Schmalspurbahn über das Eiland. Letztere verbindet den Fähranleger am Hafen mit dem Ortskern im Dorf. Hier angekommen, leihen sich die angelandeten Inselgäste meist ein Fahrrad, bevor sie in alle Himmelsrichtungen ausströmen. Wer gen Westen aufbricht, erreicht nach kurzer Fahrzeit das Highlight von Langeoog: Hier erstreckt sich der 14 Kilometer lange, feine Strand mitsamt der vorgelagerten Sandbank. Ob Familien mit Kindern, Wassersportler:innen oder Hundebesitzer:innen – für alle findet sich hier der richtige Strandabschnitt. Weiter südlich liegt das Naturschutzgebiet Flinthörn, das unter anderem Löffler, Zwergseeschwalben und Hochlandrinder beheimatet. 

Übrigens: Die Insel wurde 2012 als erste deutsche Fairtrade-Insel ausgezeichnet. Lokale Unternehmen verarbeiten und verkaufen faire Waren, unterstützen die nachhaltige Nordseefischerei und andere lokale Produzent:innen und veranstalten nachhaltige Naturerlebnisse. 

Anreise nach Langeoog

Anders als auf den anderen Ostfriesischen Inseln ist die Gemeinde Langeoog zugleich Betreiber der Fähren. Die Schiffe der Flotte starten mehrmals täglich ab Bensersiel. Da die Mitnahme von PKW nicht möglich ist, stehen Reisenden auf dem Festland mehrere Parkplätze und Garagen zur Verfügung. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen will, nimmt den Zug nach Norden oder Esens und steigt vor Ort in den Bus Richtung Fährhafen. Alternativ fährt der Bus Ostfriesland Express von Bremen direkt nach Bensersiel. Zusätzlich ermöglicht das Unternehmen FLN Frisia-Luftverkehr Inselflüge ab Harlesiel, Norden-Norddeich und Bremen.

6

Spiekeroog

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Beste Aussicht auf die Milchstraße: auf Spiekeroog ist es nachts besonders dunkel.

Auf Spiekeroog spielt die Natur die erste Geige. Bauliche Sehenswürdigkeiten gibt es kaum, stattdessen entfaltet das Wattenmeer hier seine ganze Schönheit. Haferbewachsene Dünen, wilde Salzwiesen, Schlote und ein langer Strand prägen die Landschaft, die zu Spaziergängen und Fahrradtouren einlädt. Das Tourismus-Programm umfasst Naturerlebnisse wie Ausritte auf Islandpferden, Kutschfahrten, Wattwanderungen und Führungen durch das Naturschutzgebiet. Nationalpark-Mitarbeiter:innen zeigen Besucher:innen die Heilpflanzen der Salzwiesen oder die seltenen Vogelarten des Meeres. Begehrt sind auch die Erlebnisfahrten ins Watt an Bord des Fischkutters Gorch Fock. Während die Mannschaft die Passagier:innen in die Tradition des Fischfangs einführt, hat man beste Chancen, Seehunde zu entdecken. An einer geeigneten Stelle verlassen Gäste das Schiff und wandern durch das Watt zurück ans Ufer.

Wenn es dunkel wird auf Spiekeroog, tut sich eine weitere Welt auf. Vor Kurzem wurde die Insel von der Internationalen Dark Sky Association als besonders dunkler Ort ausgezeichnet. Die geringe Lichtverschmutzung ermöglicht Besucher:innen bei klarer Sicht einen fantastischen Blick in den Nachthimmel. Besonders eindrucksvoll ist dieser am sogenannten Sternenkieker-Ort am Hundestrand.

Überfahrt nach Spiekeroog

Auch die Überfahrt nach Spiekeroog führt einmal quer durchs Wattenmeer. Die Anreise erfolgt über den Hafen Neuharlingersiel, an dem mehrmals täglich reguläre Fähren sowie der schnellere WattnExpress ablegen. Die Fahrzeit beträgt zwischen 20 und 60 Minuten. Autos sind auf der Insel nicht erlaubt, in Neuharlingersiel gibt es jedoch ausreichend Parkflächen und Garagen. 

7

Wangerooge

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Die Inselbahn bringt Gäste vom Hafen ins Zentrum von Wangerooge.

Wie ein waagerechtes Seepferdchen sieht Wangerooge von oben aus. Äußerst passend, denn wie auf allen Ostfriesischen Inseln hat das maritime Leben hier eine lange Tradition. Ferienwohnungen locken mit Namen wie „Heimathafen“, „Strandburg“ und „Dünenhaus“; fangfrischen Fisch können Gäste in der Fischerstube, im Restaurant Unser Boot oder in der Buhne 35 bestellen. Das wichtigste Transportmittel der autofreien Insel ist die historische Schmalspurbahn, die den Westanleger mit dem Ortskern verbindet. Während der 15-minütigen Fahrt durch die Salzwiesen bietet sich Fahrgästen ein toller Blick auf die rasenden Vogelkolonien. Deutlich geschäftiger geht es rund um den Rosengarten und den Strand von „Wooge“ zu. Hier stehen zur Hochsaison im Sommer mitunter mehr Strandkörbe, als es Inselbewohner:innen gibt. 

Neben dem prägnanten Westturm von 1992 zählen drei Leuchtfeuer zu den Sehenswürdigkeiten von Wangerooge. Besonders gut besucht ist der Alte Leuchtturm unweit des Inselkerns. Im Inneren des Turmes befindet sich ein gern gebuchtes Standesamt samt Aussichtsplattform sowie ein Museum mit mehr als 900 Exponaten der Inselgeschichte. 

Überfahrt mit der Fähre nach Wangerooge

Die rund einstündige Überfahrt nach Wangerooge ist tideabhängig und variiert je nach Gezeiten. Die Fahrten starten im Sommer bis zu viermal täglich ab Harlesiel. Neben den Fähren ist auch eine Anreise mit dem Ausflugsdampfer MS Jens Albrecht III sowie der Schnellfähre Watt Sprinter möglich. Vom Inselhafen aus pendelt eine Schmalspurbahn ins Ortszentrum.

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