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Städtereise

Paderborn und seine Pader: Der kürzeste Fluss Deutschlands

Sie ist der kürzeste Fluss Deutschlands: Die Pader fließt auf rund vier Kilometern durch das nordrhein-westfälische Paderborn – vorbei an spannenden Sehenswürdigkeiten wie der Kaiserpfalz.

Datum 09.09.2023

Manchmal geht Ralf Kloke mit Besucher:innen vor das Stadtmuseum und zeigt auf die Paderquellen: „Genau an dieser Stelle ist die Grenze zwischen der Paderborner Hochfläche und der Münsterländer Tiefebene“. Eine Nerd-Info für Geo-Freaks? Mitnichten. Nirgendwo anders in Nordrhein-Westfalen ist der Übergang so deutlich sichtbar wie an diesem steilen Abhang.

Der gebürtige Paderborner hat sich intensiv mit der Pader befasst, die mitten in der ostwestfälischen 156.000-Einwohner-Stadt Paderborn entspringt: Sechs Quellbecken und 40 Quellstandorte mit mehr als 200 Quellen nennt Landschaftsplaner Kloke. Zwischen 3.000 und 9.000 Liter Wasser sprudeln aus den Quellen – pro Sekunde.

Damit hat die Pader bundesweit eine der stärksten Quellen. Wen verwundert es da noch, dass der quirlige Fluss der Stadt ihren Namen gab? Sie gehören zusammen: die Pader und der Born, die alte Bezeichnung für eine Quelle.

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Schloss Neuhaus: Mündung der Pader in die Lippe

Schloss Neuhaus im Stadtteil Schloß Neuhaus, Paderborn © IMAGO/Zoonar
Im Stadtteil Schloß Neuhaus mündet die Pader in die Lippe. Hier befindet sich auch das namensgebende Schloss.

„Das Wasser der Pader stammt von der Hochfläche südlich von Paderborn, versickert dort in Klüften, fließt hinab zur Tiefebene und tritt nach ein bis drei Tagen aus der Unterwelt mitten in der Stadt zu Tage“, sagt der 52-Jährige. Lange Zeit diente die Pader als Nutzfluss, heute fasziniert sie Stadthistoriker:innen wie Freizeit-Geolog:innen, zieht Erholungssuchende und Outdoor-Sportler:innen in ihren Bann.

Doch bereits nach nur etwa vier Kilometern ist’s vorbei mit der Pader: Im Stadtteil Schloß Neuhaus vereinigt sich Deutschlands kürzester Fluss mit der Lippe. Kloke meint: „Eigentlich müsste die Lippe aber Pader heißen: An der Mündung hat die Pader im Durchschnitt knapp 5.000 Liter Wasser pro Sekunde, die träge dahin strömende Lippe bringt es dort nur auf 2.000 Liter.“

Sehenswürdigkeit in Paderborn: Kaiserpfalz

Kaiserpfalz mit LWL-Museum, Paderborn © IMAGO/Werner Otto
In der Kaiserpfalz in Paderborn befindet sich das LWL-Museum.

Blubb, blubb. Dann wieder ein kurzes Blubb, und Stille. Blasen steigen auf in dem Wasserbecken, das in dem Kellergewölbe geheimnisvoll grün schimmert. Draußen stöhnen die Menschen über hochsommerliche 35 Grad. Doch unten im Quellkeller der in den 1970er Jahren rekonstruierten Kaiserpfalz bleibt das Thermometer bei kühlen 14 Grad stehen. Ein guter Ort zum Verweilen. Und für eine kleine Lektion in Geschichte.

Rund um die karolingische Kaiserpfalz und den gotischen Dom des 13. Jahrhunderts wächst die Stadt oberhalb der Quellen heran. Im Wasser der Pader ließ Karl der Große die ersten Christ:innen der Region taufen, das katholische Bistum Paderborn hat seinen Ursprung um das Jahr 799. Wasser treibt die Mühlen an und begründet zu Teilen den Wohlstand der Stadt im Mittelalter. Paderborns Universität wurde 1614 gegründet, es ist die älteste Hochschule in Westfalen.

Die Pader: Der flüssige Schatz von Paderborn

Paderwasser gelangte ab 1532 über ein ausgeklügeltes Rohrleitungssystem als sogenannte Wasserkunst in die höher gelegenen Stadtbereiche – nützliches Nass, vor allem zur Bekämpfung der immer wieder auflodernden, verheerenden Feuer. Dieter Honervogt kennt sie alle, die Geschichten rund um den kurzen Fluss. Der pensionierte Bäckermeister, 70 Jahre alt, ist Paderborns stellvertretender Bürgermeister und Vorsitzender des rührigen Vereins „Freunde der Pader“ mit heute 125 Mitgliedern. Brauchte die Pader denn überhaupt Freunde? „Ja klar“, antwortet der Paderborner. Erst in den vergangenen Jahren hätten sich die Bewohner:innen darauf besonnen, welch flüssigen Schatz sie in ihrer Stadt besitzen. Die Monate der Pandemie hätten die Einheimischen vermehrt zu Spaziergängen und Wanderungen an ihren kurzen Fluss gelockt, der sich als blaues Band in grüner Parklandschaft durch die Großstadt schlängelt. © IMAGO/agefotostock
Die Pader lädt zu Spaziergängen in schönster Kulisse ein.

Paderwasser gelangte ab 1532 über ein ausgeklügeltes Rohrleitungssystem als sogenannte Wasserkunst in die höher gelegenen Stadtbereiche – nützliches Nass, vor allem zur Bekämpfung der immer wieder auflodernden, verheerenden Feuer.

Dieter Honervogt kennt sie alle, die Geschichten rund um den kurzen Fluss. Der pensionierte Bäckermeister, 70 Jahre alt, ist Paderborns stellvertretender Bürgermeister und Vorsitzender des rührigen Vereins „Freunde der Pader“ mit heute 125 Mitgliedern.

Brauchte die Pader denn überhaupt Freunde? „Ja klar“, antwortet der Paderborner. Erst in den vergangenen Jahren hätten sich die Bewohner:innen darauf besonnen, welch flüssigen Schatz sie in ihrer Stadt besitzen. Die Monate der Pandemie hätten die Einheimischen vermehrt zu Spaziergängen und Wanderungen an ihren kurzen Fluss gelockt, der sich als blaues Band in grüner Parklandschaft durch die Großstadt schlängelt.

Paderborn: Die Geschichte der Pader

Bachforellen, Äschen und Koppen tummeln sich in der Pader. Wasseramseln und sogar scheue Eisvögel werden von Naturfotograf:innen mit langen Teleobjektiven abgelichtet.

Doch in alten Zeiten ist die Pader, so Honervogts, ein Nutzfluss gewesen: Noch bis in die 1920er Jahre reinigten Waschfrauen Hosen, Hemden und Röcke im blitzsauberen Wasser der Pader. Eine Skulpturengruppe im Quellgebiet erinnert heute an diese Praxis. Auch der Quellkeller in der rekonstruierten Kaiserpfalz sei erst in den 1960er Jahren entdeckt worden.

An die 20 Mühlen trieb die Pader im 15. Jahrhundert mit Wasserkraft an. An dem kurzen Fluss drehten sich die Mühlräder in Getreide-, Malz-, Öl-, Schleif- und Sägemühlen. Vor allem aber zur Mehlproduktion für die Herstellung des heimischen Paderborner Landbrotes, einem heute noch beliebten, hellen Roggen-Weizen-Mischbrot.

Eine Institution in Paderborn: Die Stümpelsche Mühle

Auch am Zusammenfluss der innerstädtischen Paderarme klapperte eine Mühle. Müller Stümpel brachte 1810 das Mühlrad erstmals in Schwung. 1969 endete der Mahlbetrieb: Die Stümpelsche Mühle war wie weitere, kleine Mühlen in Ostwestfalen nicht mehr konkurrenzfähig. Das Schicksal des hoch aufragenden Mühlhauses schien bereits besiegelt: erst zunehmender, jahrelanger Verfall, dann der Abriss.

Doch mit Willi Ernst trat ein Retter auf den Plan. 2013 übernahm er die Stümpelsche Mühle. Der heute 68-jährige Unternehmer hatte sein Geld in der Solarbranche gemacht, die Firma gewinnbringend verkauft und damit die Biohaus Stiftung für Umwelt und Gerechtigkeit gegründet.

Die Stiftung half der Mühle, aber nach dem Erdbeben auch Notleidenden in Haiti und jüngst Geflüchteten mit einer Unterkunft in den ehemaligen Wohnräumen der Müller-Familie. „Rund zwei Millionen Euro wurden bisher investiert“, berichtet Ernst den Besucher:innen, für die er nach Absprache das kleine „Mühlenmuseum“ öffnet.

Vom „Mühlencafé“ führen steile Stufen hinauf zu Schäl- und Bürstmaschine, Planrichter und Elevator – die hölzerne Technik der Getreidemühle erstrahlt heute in neuem Glanz. Das Mühlrad dreht sich wieder und treibt seit 2014 einen Stromgenerator an, der mit einer Wärmepumpe gekoppelt ist: Strom und Wärme kommen auf diese Weise aus der Pader.

Die Pader: Wandern und Kanu fahren

Quelle Börnepader in Paderborn © IMAGO/Volker Preußer
Hier zu sehen: die Quelle Börnepader.

Wer dem Lauf der Pader von den Quellen unterhalb von Dom und Kaiserpfalz flussabwärts folgt, ist unterwegs auf dem gut gekennzeichneten Pader-Wanderweg – eine ebene Rundstrecke von insgesamt mehr als zwölf Kilometern, links und rechts entlang des Gewässers, vorbei am Padersee und durch die Auenlandschaft bis zur Mündung in Schloss Neuhaus.

Auf der Pader zwischen Stümpelscher Mühle und der Mündung in die Lippe sind die Sportler:innen des örtlichen Kanu-Clubs mit ihren Booten von März bis Oktober unterwegs. „Ein unscheinbarer Fluss, der an so manchen Stellen eine starke Strömung hat“, so Jannik Hinz, Kanute und Softwareentwickler. Viel Muskelkraft werde benötigt, um gegen die brausenden Wasser anzupaddeln.

Kalt sei die Pader außerdem, komme selbst im Sommer selten über zehn Grad hinaus. Badespaß verspricht sie damit kaum. Dennoch lieben die Kanut:innen ihr Revier. Hinz: „Wenn du auf der Pader paddelst, dann bist du zwar in der Großstadt, aber mitten in der Natur.“

Weitere Informationen zu Paderborn

Reiseziel: Mit nur gut vier Kilometern Länge gilt die Pader als kürzester Fluss in Deutschland. Sie entspringt im Zentrum Paderborns aus rund 200 Quellen.

Unterkünfte: Es gibt eine große Auswahl an Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen und Reisemobilstellplätzen in und um Paderborn. Für die Übernachtung im Doppelzimmer verlangen die Hotels zwischen 70 und 170 Euro.

Weiterführende Informationen rund um Paderborn finden Sie hier.

-Bernd F. Meier, dpa

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