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Kultur

Kunstpalast Düsseldorf: Spektakuläre Neueröffnung nach jahrelanger Sanierung

Nach jahrelanger Schließung wird die Sammlung des Museums Kunstpalast in Düsseldorf am 21. November 2023 wiedereröffnet. Unter anderem werden bisher nie gesehene Kunstwerke ausgestellt.

Datum 21.11.2023

Die monumentale „Himmelfahrt Mariae“ von Peter Paul Rubens von 1616 hängt neben einem Riesenteppich aus Aluflaschendeckeln des Ghanaers El Anatsui von 2003. Ein mit robustem Pinselstrich gemaltes „Quappi“-Porträt von Max Beckmann, dessen Kunst die Nazis als „entartet“ brandmarkten, ist neben einem linientreuen Nazi-Frauenporträt und einem Volksempfänger platziert. Und dann lächelt auch noch Mona Lisa plötzlich milde von der Wand – in Düsseldorf, nicht im Louvre.

Der Direktor des Düsseldorfer Kunstpalasts, Felix Krämer, hat sich einiges getraut. Der unter seiner Ägide für rund 50 Millionen Euro sanierte Sammlungsflügel öffnet am 21. November in einem völlig neuen Design. Die „Schatzkammer“ der NRW-Landeshauptstadt, die nach jahrelanger Schließung schon fast in Vergessenheit zu geraten drohte, kommt wieder ans Tageslicht. Der Rundgang durch die immerhin 49 Räume dürfte Staunen auslösen und könnte neue Maßstäbe für Sammlungspräsentationen setzen. 

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Düsseldorfer Kunstpalast: Jedes Werk erzählt seine eigene Geschichte

Aus der schier unfassbaren Menge von 130.000 Objekten der Sammlung des städtischen Museums vom Mittelalter bis heute wählten Krämer und die Kuratorinnen Felicity Korn und Westrey Page 800 Werke aus. Zwar werden auch Meisterwerke von Rubens bis Gerhard Richter und auch die großartigen Bilder von Ludwig Kirchner, August Macke, Franz Marc oder Otto Dix gezeigt. Aber es gibt auch eine Kopie der Mona Lisa. Und sogar eine Fälschung: Ein Gemälde, angeblich von Giorgio de Chirico, hatte in Wirklichkeit der namhafte spanische Surrealist Oscar Dominguez gemalt.

Normalerweise verschwinden Kopien, Fälschungen oder Nazi-Kunst verschämt im Depot. Krämer aber will einen ganz anderen Blick auf die Kunst vermitteln – nicht von oben herab, nicht ausschließlich für die Kunsthistoriker:innen, sondern für die Menschen. Das fängt damit an, dass auf allen Wandtexten ganz oben der Name des Werks steht und nicht der Name des Künstlers oder der Künstlerin, wie es zuvor die Regel war. Auch findet man keine „-ismen“ mehr auf den Wandtexten: Impressionismus, Expressionismus, Kubismus – die Epochen werden nicht mehr herunter gebetet.

Dafür wird nun beispielsweise ein brasilianisches Landschaftsbild von Frans Post von 1669 ausgestellt, bei dem die einst grüne Farbe wegen des tropischen Klimas ins Blaue kippte. „Es ist kein kaputtes Bild, sondern es erzählt uns seine eigene Geschichte“, sagt Krämer. „Jedes Objekt, das wir zeigen, zeigen wir mit der gleichen Liebe zum Detail.“ Alle Wandtexte sind gleich lang – egal ob zu Rubens oder zur blau-weißen Aldi-Tüte, die der Künstler Günther Fruhtrunk entwarf.

Neue Blickwinkel auf Kunst und ihre Relevanz

vergangene Ausstellung im Kunstpalast Düsseldorf © IMAGO/Funke Foto Services
Auch Kunstwerke alter Meister werden weiterhin im Düsseldorfer Kunstpalast ausgestellt (Hinweis: Dieses Foto stammt aus einer vergangenen Ausstellung).

Zwar ist auch die Neupräsentation im Kunstpalast chronologisch aufgebaut, aber es ist doch vieles anders. So steht zwischen mittelalterlichen Marienfiguren eine asiatische Buddha-Figur aus der gleichen Epoche. Ob Thailand oder Niederrhein: „Ich finde, es ist an der Zeit, Gemeinsamkeiten zu betonen“, sagt Krämer.

Von Raum zu Raum warten immer neue überraschende Blickachsen, und kein Saal ist wie der andere. Bis zur Decke ist ein Raum mit Bildern der heute angestaubt erscheinenden Düsseldorfer Malerschule vollgepackt. „Wir haben davon so viel – und könnten sonst nur einen Bruchteil zeigen“, sagt Krämer. Langweilig wird es trotzdem nicht. So hängt dort auch ein „grumpy dog“ – ein schlecht gelaunter Hund.

Dann wieder befindet sich nur ein Bild in einem Raum. Für Besucher:innen ist das normalerweise der Hinweis: Das muss was Wichtiges sein. In diesem Fall ist es ein süßlicher Amor mit einem Pfeil in der Hand neben verwelkten Blumen. Erst aus der Nähe ist zu erkennen, dass Amor ein frisch herausgerissenes Menschenherz in der Hand hält. Das makabre Gemälde der wenig bekannten Sally von Kügelgen (1860-1928) hat Krämer eigens angekauft. Es bekommt so viel Platz wie sonst nur Meisterwerke. Kandinsky, Oskar Schlemmer und Lyonel Feininger – jeder für sich ein Weltstar – hängen dagegen eng über- und untereinander.

Kunst für Kinder und Kenner:innen

Auch mit Kinderaugen wird auf Kunst geschaut. Auf einer Ritterrüstung von 1550 prangt ein silbernes Herz. Die Rüstung ist zwar nicht besonders gut verarbeitet, aber ein Hingucker. Für Kinder gibt es auch versteckte kleine Kunstkammern mit extra niedrig angebrachten Griffen. Dahinter verbergen sich geheimnisvolle Welten voller optischer Illusionen.

So leicht die Kunst zugänglich wird, so subtil sind Krämers Anspielungen auf die Kunstgeschichte. Er platziert zum Beispiel Bilder von Cy Twombly und dem Informel-Künstler Peter Brüning nebeneinander. Nur Expert:innen dürften wissen, dass sie Freunde waren und dass Twombly Brüning sogar mal in Ratingen bei Düsseldorf besuchte.

Sogar eine originale Künstlerkneipe wurde als fester Bestandteil in die Sammlung integriert. Mitten im Kunstpalast ist künftig wieder die legendäre Düsseldorfer Kneipe „Creamcheese“ aus den 1960er Jahren geöffnet. Vor einem Wandbild von Gerhard Richter können Besuchende an der von Zero-Künstler Heinz Mack gestalteten Theke Drinks nehmen.

„Natürlich kann man das auch anders machen“, sagt Krämer. Nach einem halben Jahr werde er peu à peu anfangen, auch wieder etwas zu verändern. „Sonst wird es langweilig.“

Kunstpalast Düsseldorf: Öffnungszeiten und Eintrittspreise

Der Kunstpalast kann von Dienstag bis Sonntag jeweils von 11 bis 18 Uhr besucht werden, donnerstags sogar bis 21 Uhr. In der Eröffnungswoche ist der Eintritt bis Sonntag, den 26. November, frei. Am 26. November ist ein Eröffnungsfest für Familien geplant. Der reguläre Eintrittspreis beträgt 16 Euro, ermäßigt 12 Euro – und beinhaltet sowohl die Sammlung als auch Sonderausstellungen. 

-Dorothea Hülsmeier/dpa