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Städtereise

Die schönsten Sehenswürdigkeiten und Geheimtipps in Mannheim

Architektonische Juwele aus den unterschiedlichsten Epochen, spannende Kunst-Highlights, hippe Ausgehviertel und internationales Flair: Willkommen in Mannheim!

Datum 26.09.2023

Die baden-württembergische Stadt Mannheim wird oft unterschätzt – nicht zuletzt wegen ihrer traumhaft schönen Nachbarstadt Heidelberg. Dabei hat Mannheim selbst vieles zu bieten: tolle Anlagen wie den Luisenpark zum Beispiel, der wunderschöne Wasserturm am Friedrichsplatz und Viertel wie Jungbusch und Little Istanbul. Nicht umsonst ist sie eine der Top-Universitätsstädte im Süden Deutschlands. Doch nicht nur das: Mannheim ist Gastgeberin der Bundesgartenschau 2023 und wurde von der Reiseführer-Marke Marco Polo als Reisetipp hervorgehoben. 

Wir verraten die schönsten Sehenswürdigkeiten und Highlights in Mannheim.

Mannheim und seine Nachbarstädte

Manchmal liegen Gegensätze sehr dicht beieinander. Im Fall von Mannheim gilt das in doppelter Hinsicht. Wer die Großstadt in der äußersten Ecke Baden-Württembergs von Norden mit der Bahn über die linke Rheinseite kommend ansteuert, der muss an Ludwigshafen vorbei, das in Satiresendungen und im Internet nicht nur einmal zur (vermeintlich) hässlichsten Stadt Deutschlands gekürt wurde. Im Vergleich dazu ist Mannheim auf der anderen Seite des großen Flusses, der die beiden Städte trennt, das reinste Schmuckstück.

Mit Heidelberg, etwas den Neckar aufwärts, kann es Mannheim wiederum nicht aufnehmen: Die schöne Nachbarin ist mit ihrer Postkartenidylle eben auf der ganzen Welt ein Inbegriff für Deutschlands romantischste Seite. Wobei der Vergleich mit Heidelberg auch nicht ganz gerecht ist: Schließlich wurde Mannheim in seiner Geschichte mehrfach zerstört. Die vom holländischen Festungsarchitekten Bartel Janson entworfene und ab 1606 gebaute Stadt war noch im Teenageralter, als Heerführer Tilly während des Dreißigjährigen Krieges die Mauern beschoss.

Zuletzt ging fast die gesamte Innenstadt im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs unter. Eine fotogene Altstadt mit schmalen Gassen, Fachwerkhäusern und Kopfsteinpflaster suchen Besucher:innen in der Metropole im Nordwestzipfel Baden-Württembergs jedenfalls vergeblich.

Bundesgartenschau 2023 in Mannheim

Spinelli Park, Bundesgartenschau 2023 in Mannheim © IMAGO/HEN-FOTO
Mannheim ist 2023 Gastgeberin der Bundesgartenschau.

Vielleicht war das ein Grund, warum Mannheim lange Zeit eher touristisches Brachland war, in das sich höchstens Geschäftsreisende verirrten. Doch das ändert sich. Das Stadtmarketing verzeichnet in den vergangenen Jahren stetig steigende Übernachtungszahlen, bestätigt Geschäftsführerin Karmen Strahonja. Einen weiteren großen Schub brachte Bundesgartenschau. Die BUGA 23 läuft seit Mitte April und dauert bis 8. Oktober

„Die BUGA ist ein Segen für den Tourismus in der Stadt“, sagt Strahonja. Sie verzeichnet 2.650 Gruppenführungen und 880 Stadtführungen auf der Buga – deutlich mehr als im Gesamtjahr 2022. Mit 82.000 Dauertickets seien doppelt so viele verkauft worden wie erwartet.

Die Zahl der Übernachtungen lag mit 1,045 Millionen bis Juli um 41 Prozent über dem Vorjahreswert. Ausländische Gäste kamen vor allem aus der Schweiz, den Benelux-Staaten und den USA. Viele Menschen seien durch den Buga-Besuch neugierig geworden und planten für 2024 eine Städtereise. „Ein tolles Zeichen“, meint Strahonja.

Die nachhaltigste BUGA aller Zeiten?

Das Gartenfestival war einer der Gründe, warum die Industriestadt im Trendbuch der Reiseführer-Marke „Marco Polo“ im Oktober vergangenen Jahres zum Top-Reiseziel für 2023 gekürt wurde. BUGA klinge zwar „nach Reisebussen und Old-School-Blumenanstarren“, heißt es darin, doch die Schau triggere auch die Städtebau-Aktivität. 

Die Veranstalter hatten nicht weniger angestrebt als die nachhaltigste Bundesgartenschau aller Zeiten. Noch bis zum 8. Oktober können die Besucher:innen herausfinden, ob das gelungen ist. Der neue Oberbürgermeister Christian Specht jedenfalls stellt der fast 180-tägigen Blumenschau ein gutes Zeugnis aus. „Sie hat die Stadt nachhaltig verändert“, sagt der Christdemokrat.

Auf „Spinelli“, einst Kasernen und Depot der US-Armee, sei ein neues Parkgelände entstanden, das eine riesige Spiel- und Bewegungsfläche biete sowie neue Naturräume für Eidechsen, Molche und viele Vogel- und Insektenarten. Im Rahmen der BUGA 23 werde ein Teil des sogenannten Grünzugs Nordost realisiert, der mehr als 200 Hektar Grünflächen bis in die Mannheimer City miteinander verbindet. Die Bundesgartenschau 2023 werde sich – wie schon die BUGA 1975 – positiv ins kollektive Gedächtnis der Mannheimer einprägen, findet Specht.

Hitzeresistente Pflanzen, horizontal wachsende Bäume, renaturierte Gewässer – das sind nur einige Beispiele für innovative Beiträge im Kampf gegen die Klimaerwärmung, die die BUGA vorstellt. Orientiert an den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen wurden vier Themen-Schwerpunkte ins Blickfeld gerückt: Klima, Umwelt, Energie und Nahrungssicherung.

Attraktionen auf der BUGA 23

Eine der Hauptattraktionen, die Seilbahn zwischen den beiden Buga-Geländeteilen, ist recycelbar. Sie war bei der Gartenbauausstellung Floriade 2022 in den Niederlanden im Einsatz und soll nach dem Dienst in der Kurpfalz auch noch andernorts genutzt werden. Lange Schlangen bildeten sich, um in acht Minuten von „Spinelli“ zum Luisenpark zu schweben.

Im dem nach englischem Vorbild gestalteten Landschaftspark laden großzügige Rasenflächen, alte Bäume und ein bezauberndes chinesisches Tee-Haus zum Schlendern und Genießen ein. Neu im 40 Hektar großen Areal sind eine begehbare Voliere, ein Südamerikahaus und eine Unterwasserwelt samt Pinguinen.

„Die Buga 23 hat gezeigt, wie ein nachhaltigeres Leben aussehen kann“, sagte Oberbürgermeister Specht. Viele Gäste hätten angegeben, etwas gelernt zu haben – auch für ihr eigenes Verhalten. Anders sieht das der Bund für Umwelt und Naturschutz, er hatte sich aus dem Vortragsprogramm zurückgezogen. Grund: Klima- und Naturschutz kämen bei der Buga zu kurz.

Mannheim, eine Stadt mit Ecken und Kanten

„Monnem“, wie die Einheimischen sagen, ist eine Stadt mit Ecken und Kanten. Bereits der Blick auf den Stadtplan offenbart: Mannheim wurde am Reißbrett konzipiert. Im Auftrag von Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz (1574 – 1610) entwarf der schon erwähnte Bartel Janson ein gitterförmiges Straßennetz, das der Residenz der pfälzischen Kurfürsten den Beinamen „Quadratestadt“ einbrachte.

Wobei der Begriff für das Schachbrettmuster zwischen Schloss und Neckar, Wasserturm und Kurt-Schumacher-Brücke streng genommen in die Irre führt. Vielmehr handelt es sich um 144 Rechtecke, die zwischen Rhein und Neckar eingeklemmt das Zentrum der Stadt bilden. Im 18. Jahrhundert ersetzten die Stadtoberen die Straßennamen durch Buchstaben und Ziffern. Das Rathaus findet sich etwa in E 5.

Architektur in Mannheim: Barock, Frühklassizismus und Jugendstil

Wasserturm und Fontäne, Friedrichsplatz Mannheim © iStock/tichr
Ein absolutes Muss in Mannheim: der Wasserturm auf dem Friedrichsplatz

Zur Wahrheit gehört auch: Zwischen trostlosen Wohnblocks der Nachkriegszeit gibt es nur wenige Relikte des alten, herrschaftlichen Mannheims zu entdecken. Ein paar barocke Bürgerhäuser mit Mansarddach und überdachten Laubengängen gehören dazu. Oder die Jesuitenkirche mit ihrer prunkvollen Barockausstattung, die aber so eingezwängt zwischen zweckmäßiger Architektur im Quadrat A 4 liegt, dass man sie glatt übersieht. Und das gewaltige Zeughaus in C 5, zu kurfürstlichen Zeiten Waffenarsenal des pfälzischen Heeres. Der Bau am Toulonplatz gilt als herausragendes Beispiel des Frühklassizismus in Deutschland und ist heute Teil der „Reiss-Engelhorn-Museen“, die Ausstellungsort und Forschungszentrum gleichermaßen sind.

Mannheims bekanntester Platz liegt am Rand der Quadrate (oder Rechtecke), nur wenige Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt. Der 60 Meter hohe, von Sandsteinfiguren gesäumte Wasserturm auf dem Friedrichsplatz ist der Mittelpunkt einer der schönsten Jugendstilanlagen Europas, deren Wasserspiele sich abends in ein buntes Lichterkleid hüllen.

Kulturelle und künstlerische Highlights in Mannheim

Kunsthalle Mannheim © IMAGO/masterpress
Von außen wie innen ein Hingucker: die „Kunsthalle“ in Mannheim.

Dass sich Mannheim, oft als graue Arbeiterstadt verschrien, zum durchaus empfehlenswerten Städtereiseziel gemausert hat, liegt natürlich nicht nur an der Bundesgartenschau 2023. Sondern auch am Großstadt-Flair in den „Quadraten“, an der entspannten Atmosphäre zwischen Rheinterrassen und Industriehafen, an Museen, Kultureinrichtungen und Parks.

Murals von internationalen Stars und regionalen Nachwuchskünstler:innen haben triste Hauswände in ein Open Air-Museum verwandelt, das Jahr für Jahr um weitere Kunstwerke wächst. Die 1909 gegründete „Kunsthalle“, deren avantgardistische Hülle allein schon einen Blick wert ist, nutzt digitale Technik, um Gemälde und Skulpturen von Manet bis Moore erlebbar zu machen. Und das „Technoseum“ begeistert nicht nur Wissenschaftsfans und Technikverliebte. Dort begegnet man all jenen Genies, deren Namen untrennbar mit Mannheim verbunden sind und die auf der „Meile der Innovationen“ vor dem Schloss verewigt sind – angefangen bei Carl Benz, dem Erfinder des Autos, bis zu Werner von Siemens, dessen erster elektrischer Fahrstuhl in Mannheim vom Boden abhob.

Türkische Lebensart in Mannheim

Wer vom Alten Rathaus, fast in der Mitte der Quadrate, Richtung Westen spaziert, landet in dem Viertel, das im Volksmund „Little Istanbul“ heißt. Hier zeigt sich die multikulturelle Seite der Stadt. In den G- und H-Quadraten mischt sich türkische Lebensart mit der „Monnemer“ Bodenständigkeit. In den Auslagen der Restaurants türmt sich klein geschnippeltes Gemüse auf. Alte Männer genießen gestikulierend schaumigen Mokka, in der Familienbäckerei „Taksim Baklavaci“ kann man zuckersüßes Baklava kaufen. Und es gibt sehr viele Brautmodengeschäfte, wo Heiratswillige in Perlen, Pailletten und Spitze schwelgen können. Für die Traumhochzeit legen sie bereitwillig ein paar Tausender auf den Tisch.

Jungbusch, das Trendviertel Mannheims

Jungbusch, Szene-Stadtviertel in Mannheim © IMAGO/Ulrich Roth
Das Top-Szeneviertel Mannheims ist unbestritten Jungbusch.

Wer weiter nach Westen geht, landet zwischen Innenstadt und Hafen in Mannheims angesagtester Ausgehmeile, dem Jungbusch. Hier lebten im 19. Jahrhundert Kaufleute, Reeder und Kapitäne. In der Nachkriegszeit wurden die ehemaligen Lagerhallen und Industrieanlagen in preiswerten Wohnraum umgewandelt, weshalb es vor allem junge Familien mit wenig Einkommen, Student:innen und Kreative in das Viertel zog.

Heute findet eine Yuppifizierung des Quartiers statt, ersichtlich an hippen Bars, schicken Restaurants und exklusiven Lofts, in denen Besserverdienende ihre Vorstellungen vom „schöner Wohnen“ verwirklichen können. So offensichtlich der Wandel im Jungbusch ist: Daneben gibt es auch noch Institutionen wie die „Onkel Otto Bar“ und kleine Kneipen und Clubs, die Experimentierfeld für DJs und Nachwuchsmusiker:innen sind. Viele der letztgenannten sind bei jener Einrichtung eingeschrieben, die gleich um die Ecke liegt: die „Popakademie Baden-Württemberg“. Seit 20 Jahren existiert die bundesweit einmalige Talentschmiede für das Musikbusiness, wo die Stars von morgen ausgebildet werden.

Mannheim: Anreise und Infos zur BUGA

Anreise: Mannheim liegt verkehrstechnisch günstig an einem Knotenpunkt der Bahn. Zahlreiche Fernzüge halten am Hauptbahnhof, der nur wenige Minuten von der Innenstadt entfernt liegt.

Bundesgartenschau: Die BUGA 23 läuft noch bis zum 8. Oktober. Einlasszeiten an den Haupteingängen sind regulär von 9 bis 19 Uhr. Tagestickets für Erwachsene kosten regulär 28 Euro, in den letzten Wochen wurden sie auf 23 Euro reduziert.  Für alle bis 14 Jahre ist der Eintritt frei. Mehr Infos zur Bundesgartenschau 2023 finden Sie hier. 

- dpa

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