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Sommerferien starten: Erneutes Flugchaos im Jahr 2023?

Vielerorts haben die Sommerferien bereits begonnen, in einigen Bundesländern wie Hessen oder Bayern stehen sie noch gänzlich bevor. Die Ferienzeit und die Aufhebung aller Corona-Maßnahmen im Jahr 2023 tragen dazu bei, dass es in diesen Tagen eng werden könnte für Passagier:innen an deutschen Flughäfen.

Datum 19.07.2023

Nach überwundener Pandemie wollen fast so viele Menschen wieder mit dem Flugzeug verreisen wie vor Corona – mit entsprechenden Folgen für Umwelt, Infrastruktur und Flugbetrieb. Der nahende Ferienbeginn in den bevölkerungsreichen südlichen Bundesländern bedeutet insbesondere für den Flughafen Frankfurt, aber auch für München und Stuttgart absoluten Hochbetrieb. Als nächstes starten Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland ab Schulschluss am Freitag, den 21. Juli, in die Sommerferien. Flughäfen wie Airlines sind sich trotz angespannter Personallage sicher, ein Chaos wie im vorherigen Jahr vermeiden zu können.

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Frankfurt: Maximale Flugbewegungen aufgrund von Personalmangel

Frankfurts Flughafenchef Stefan Schulte erklärt bei der Vorlage der Passagierzahlen für das erste Halbjahr: „Der im Großen und Ganzen ordentliche Betriebsablauf in der ersten Jahreshälfte stimmt uns für Frankfurt vorsichtig optimistisch und zeigt: Die zahlreich eingeleiteten Maßnahmen greifen.“ Dazu gehört neben einer verbesserten Zusammenarbeit vor allem ein künstlich verknapptes Angebot. Um den Flugplan stabil zu halten, wurde in Absprache mit der Flugsicherung der Stunden-Eckwert der maximal möglichen Flugbewegungen abgesenkt – und soll erst im Oktober wieder auf den Ausgangswert zurückkehren.

Weil auch das Personal trotz umfangreicher Rekrutierung noch nicht wieder auf dem Vorkrisen-Niveau angekommen ist, fordern die aktuellen Verkehrsspitzen das Flughafensystem stark. Erstmals seit fast vier Jahren gab es im Juni wieder drei Tage mit mehr als 200.000 Passagier:innen in Frankfurt. Das ist zwar noch knapp 40.000 vom Allzeitrekord aus dem Juni 2019 entfernt, aber angesichts der angespannten Situation schon eine Herausforderung.

Lufthansa: Effektiver und pünktlicher als 2022

Lufthansa-Flugzeug auf dem Rollfeld, Flughafen Frankfurt © Unsplash/Ilya Cher
Nach eigenen Angaben fliegt die Lufthansa 2023 deutlich pünktlicher als im Vorjahr.

Die Lufthansa als größter Anbieter fliegt nach eigenen Angaben deutlich stabiler und pünktlicher als im Vorjahr. Für den eigenen Betrieb habe man mehr als 1.000 neue Leute eingestellt und automatisierte Prozesse vorangetrieben, berichtet Airline-Chef Jens Ritter. Auch werde besonderes Augenmerk darauf gelegt, den ersten Flug am Morgen sehr pünktlich zu starten, um nicht Verspätungen in den gesamten Umlauf zu schleppen. In München wie in Frankfurt beschleunigen neuartige CT-Scanner die Passagier- und Handgepäckkontrollen, der Selbst-Check-In über das Smartphone wird immer mehr zum Standard. Fraport organisiert zudem den Personaleinsatz an den Kontroll-Spuren seit Jahresbeginn selbst – und damit nach eigener Einschätzung effektiver als zuvor die Bundespolizei.

Was Reisende für einen reibungslosen Ablauf tun können

Die Passagier:innen können selbst zu einem flüssigen Ablauf beitragen, sagt Fraport-Manager Alexander Laukenmann. Digitales Check-In, Gepäckabgabe schon am Vorabend oder fest buchbare Zeitfenster an den Sicherheitskontrollen sind die wichtigsten Angebote. Auch solle sich jede:r informieren, was unbedingt ins Handgepäck gehört (Akkus), was separiert werden muss (Flüssigkeiten, Elektronik) und was auf keinen Fall drin sein darf (Messer, jegliche andere Waffen).

Wer auf das Einchecken am Schalter nicht verzichten kann oder will, solle dennoch nicht zu früh zum Flughafen kommen, sagt Laukenmann. Er warnt: „Nicht früher als die 2,5 Stunden in den Terminals sein. Die Check-In-Schalter sind dann noch nicht geöffnet und Sie haben letztlich unnötige Wartezeiten, die vermeidbar wären. Für Gäste, die nur Handgepäck mitbringen, reichen zwei Stunden vor dem Abflug völlig aus.“

Flugchaos im Jahr 2023 bislang ausgeblieben

Flughafen Frankfurt, Ausblick vom Gate aufs Rollfeld © Unsplash/Dennis Gecaj
Das befürchtete Flugchaos ist 2023 bislang ausgeblieben.

​​So forsch war Fraport schon lange nicht mehr. Tatsächlich ist das Chaos an Europas Himmel auch nach kräftigen Steigerungsraten zum Vorjahr bislang ausgeblieben. Trotz schwieriger Wetterlagen und dem zweiwöchigen Großmanöver „Air Defender“ hat es im Juni weniger Verspätungen gegeben als im Vorjahresmonat, berichtet die europäische Flugsicherungsorganisation Eurocontrol in Brüssel.

Die europäischen Lots:innen lenken an einzelnen Tagen wieder fast so viele Flüge durch den kriegsbedingt enger gewordenen Luftraum wie im Jahr 2019. Der Vor-Corona-Spitzenwert mit mehr als 37.000 Flügen am 28. Juni 2019 ist in diesen Tagen nur noch rund 3.000 Flugbewegungen entfernt. Für den bisherigen Jahresverlauf gibt Eurocontrol eine Lücke von rund zehn Prozent gegenüber dem Vor-Corona-Niveau an.

Flugverkehr wieder fast auf Vorkrisen-Niveau

Deutschland gehört wie schon im Vorjahr nicht zu den Hotspots des entgegen aller Klimabedenken wieder erstarkten Flugverkehrs. Gründe sind die auf eine gute Hälfte zusammengestrichenen Inlandsflüge und der Umstand, dass insbesondere die Billig-Airline Ryanair einen weiten Bogen um den deutschen Markt fliegt. Ihr immenses Wachstum konzentrieren die Ir:innen auf Italien, Spanien, Polen oder auch Albanien, wo geringere Zugangskosten und Gebühren locken.

Die solchermaßen verlangsamte Aufholjagd führt dazu, dass der CO₂-Ausstoß des Luftverkehrs in Deutschland laut Eurocontrol noch 14,3 Prozent unter dem Wert aus dem Juli 2019 liegt. Der Branchenverband BDL sieht das Angebot an den deutschen Flughäfen für das zweite Halbjahr bei 85 Prozent des Vorkrisen-Niveaus, während im übrigen Europa die Verkehrswerte aus 2019 im Schnitt wieder vollständig erreicht werden.

-Christian Ebner, dpa