Niereninsuffizienz, COPD, Herz-Rhythmus-Störungen: Ist Reisen mit chronischen Krankheiten möglich? Meistens lautet die Antwort: Ja. Was es dabei zu beachten gibt und wie Sie sich am besten vorbereiten, erfahren Sie hier.
Datum 28.12.2022
Wer chronisch krank ist, sieht sich bei der Reiseplanung häufig konfrontiert mit Herausforderungen. Darf ich mit COPD oder anderen Lungenerkrankungen jedes Reiseziel anvisieren? Gibt es Dialyse-Angebote im Ausland? Und falls ja, kommt die Krankenkasse dafür auf? Diese und viele weitere Fragen stellen sich beim Reisen mit chronischen Krankheiten. Die gute Nachricht: Mit ausreichend Vorbereitung und medizinischer Beratung ist die Reise zum Wunschziel meist möglich. Wir geben Tipps für die optimale Vorbereitung.
Die Sehnsucht nach medizinischer Sicherheit kennen auch Reisende ohne chronische Krankheiten. So bietet etwa der Veranstalter „Berge & Meer“ ärztlich begleitete Reisen an. Die sind kein expliziter Service für Schwerkranke, sondern für alle Menschen, die sich sicherer fühlen, wenn eine Ärztin oder ein Arzt dabei ist.
Sie reisen zusätzlich zur Reiseleitung mit, haben Medikamente und Hilfsmittel von der Sonnencreme bis zum Verbandskasten dabei. Tritt ein Notfall auf, würde diese Person die Erstversorgung übernehmen und an der Seite des Betroffenen bleiben, bis der in sicheren Händen ist, erklärt Nina Meyer von Berge & Meer.
„Das sind erfahrene Reiseärzte, die auf vielen Reisen unterwegs sind“, sagt sie. „Aber man muss selbst gewährleisten, dass man in der Lage ist, diese Reise zu machen.“
Erster Schritt: Mediziner:innen konsultieren
Das gilt generell: Reisende müssen sich im Vorfeld mit dem Programm beschäftigen und selbst einschätzen, ob sie für diese Reise fit sind. Wie gehen sie da am besten heran?
Erste Station ist die betreuende Ärztin oder der betreuende Arzt. Der kenne den Patienten gut und wisse, was die Einschränkungen seien, begründet Prof. Tomas Jelinek vom Centrum für Reisemedizin. Anschließend holt man sich Rat bei Reisemediziner:innen, die die Destination gut kennen.
Es spielen beispielsweise große Höhen, Luftfeuchtigkeit sowie die medizinische Infrastruktur vor Ort eine große Rolle. Beratungsstellen für Reisemedizin gibt es vielerorts in Deutschland.
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Wichtig: Vorab recherchieren
Bestimmte Reisearten vermag Tomas Jelinek nicht zu empfehlen. Es passe immer, wenn man es nicht übertreibe. „Auch eine Rundfahrt kann so organisiert sein, dass man sich nicht überlastet.'' Anders ist es beim Urlaubsziel: Eine Reise in den Himalaya oder die Anden könnte zum Beispiel für Lungenkranke ein Problem werden.
Bei der Wahl ihres Reiselandes sollten Menschen mit Lungenproblemen auf die medizinische Infrastruktur schauen, sagt Jelinek. „Bei einer Lungenschwäche ist es so, dass man auch gegebenenfalls vor Ort Hilfe benötigt. Ist man in einem Land mit schlechter medizinischer Infrastruktur, dann kann es zu Problemen kommen.“
Wichtig ist auch hier die Recherche vorab. Einige Länder mit schlechter Infrastruktur haben manchmal dennoch gute Privatkliniken. In Erfahrung bringen sollte man, ob sich entsprechende Krankenhäuser und Ärzt:innen in der Nähe des Urlaubsortes befinden. „Es ist in der Regel nie so, dass Hotels eine medizinische Infrastruktur anbieten“, sagt der Reisemediziner.
Besonderheiten bei Kreuzfahrten und Flügen
Eine Ausnahme seien Kreuzfahrten. „Es gibt Dialyse-Kreuzfahrtschiffe, die für Dialyse-Patienten ausgestattet sind.“ Auf Kreuzfahrtschiffen ist auch für andere medizinische Notfälle in der Regel eine kleine Klinik an Bord.
Sind lungenkranke Reisende mit dem Flugzeug unterwegs, müssen sie beachten, dass ein Sauerstoffgerät vorab bei der Airline angemeldet werden muss. Dafür gibt es das sogenannte MEDIF-Formular, so Jelinek. Das füllt der Hausarzt oder die -ärztin aus, dann sendet man es an den medizinischen Dienst der Airline – mit ausreichend Vorlauf.
Zur Reisevorbereitung gehört auch das Schließen von Impflücken. „Gerade Menschen mit chronischen Erkrankungen kann man allen eine gewisse Immunschwäche unterstellen“, sagt Uwe Novender, Nephrologe aus Berlin und Mitglied im Verband Deutsche Nierenzentren (DN). Daher ist es sinnvoll, rechtzeitig den Impfstatus für das Reiseland zu prüfen und Medikamente zu organisieren.
„Unsere Patienten bekommen außerdem eine Bescheinigung für benötigte Medikamente mit, in vielen Sprachen“, sagt Novender. Durch diese wird bestätigt, dass diese in der jeweiligen Menge mitgeführt werden dürfen. Das beugt möglichen Problemen beim Zoll vor.
Der Arzt rät, nicht alle Medikamente in den Koffer zu packen. Falls das Gepäckstück nicht ankommt, hat man sonst ein Problem. „Zumindest die Hälfte sollte im Handgepäck mitgeführt werden.“
Dialyse im Urlaub: Das gilt es zu beachten
Muss ein Patient im Urlaubsort zur Dialyse, dann tauschen die Arztpraxen vorab englischsprachige Dialyseberichte des Patienten oder der Patientin aus. Novender erklärt: „Da stehen die Medikamente drauf, wann sie gegeben werden müssen, die Einstellungen von der Maschine, welche Materialien und Nadeln verwendet werden, Blutwerte, einfach alles, damit die Dialyse in den Ferien mit genau der gewohnt guten Qualität erbracht werden kann wie zu Hause.“
Der Aufwand der Arztpraxen und die Dialyse am Urlaubsort werden in der EU, in Island, Liechtenstein, Norwegen sowie der Schweiz in den meisten Fällen von der Krankenkasse bezahlt. Bei einer Behandlung legen die Patienten lediglich die Europäische Krankenversicherungskarte (EHIC) vor.
Außerhalb der EU sollte vorab Kontakt zur Krankenkasse aufgenommen werden. Häufig gibt es Kostenübernahmen – allerdings auf Antrag.
- dpa
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