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Erleben

Unbekannte Türkei: 10 überraschende Urlaubsorte

Mit zahlreichen Hotels, weiten Stränden und einem breiten Freizeitangebot locken Badeorte wie Side und Bodrum Millionen Besucher an die türkischen Küsten. Doch auch abseits der Badeparadiese kann das beliebte Urlaubsland mit landschaftlichen und kulturellen Reizen überzeugen. Wir zeigen noch unbekannte, spannende Ecken der Türkei.

Text Mila Krull
Datum 19.03.2025

Full House: An der türkischen Küste zwischen Izmir und Antalya herrscht in den Sommermonaten Hochbetrieb. Dann füllen sich Pool- und Strandliegen schon in den frühen Morgenstunden und Urlaubsorte wie Side, Bodrum und Marmaris platzen aus allen Nähten. Die touristischen Infrastrukturen und das große Angebot befeuern die Buchungszahlen, mit denen die Ferienorte immer wieder neue Rekorde brechen. 

Höchste Zeit also, sich abseits der bekannten Pfade umzuschauen. Denn die Türkei – flächenmäßig gut doppelt so groß wie die Bundesrepublik – ist vielfältiger und facettenreicher als man vermuten mag. Ob Lavendelfelder, Canyons, Skigebiete oder Mittelmeerinseln: Wir stellen zehn noch unbekannte Urlaubsorte in der Türkei vor. 

1

Çıralı und Olympos, Antalya

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Traumhafte Kombination: der Strand Çıralı und die Ruinen von Olympos im Hinterland

Während sich östlich von Antalya Touristenhochburgen wie Belek, Side und Alanya aneinander reihen, geht es südwestlich der Millionenstadt deutlich ruhiger zu. Hinter den Badeorten Kemer und Tekirova warten menschenleere und naturbelassene Mittelmeerbuchten. Die versteckten Paradiese erreicht man am besten per Boot oder alternativ über kurvige Straße und kurze Wanderungen. Herrlich gelegen sind etwa die geschützten Buchten Teke Koyu und Beycik Bükü mit ihrem glasklaren Wasser – der Küstenabschnitt zählt zu den besten Schnorchel- und Tauchrevieren der Region. 

Rund 20 Kilometer weiter südlich liegen die antike Siedlung Olympos und der Ort Çıralı mit seinem drei Kilometer langen Sandstrand mitten in einem Naturschutzgebiet. Weil hier jährlich hunderte Schildkröten ihre Eier ablegen, hat sich der Ort weitestgehend dem Slow-Travel-Konzept verschrieben. Statt All-Inclusive-Resorts können Gäste in Lodges, Boutique-Hotels und Baumhäusern übernachten. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen neben den vielen antiken Ruinen auch der brennende Berg Chimaera – ein außergewöhnliches Naturphänomen.

Hotel-Tipp: In Çıralı liegt das Kimera Hotel mit seinen hölzernen Bungalows, Hängematten und der großzügigen Dachterrasse, nur wenige Meter entfernt vom Strand. Wer internationale Hotelketten schätzt, findet in Tekirova Häuser von Mövenpick, Rixos und Nirvana.

2

Antiochia ad Cragum, Antalya

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Diese paradiesische Küste südlich von Alanya war einst eine geheime Piratenbucht.

Genau gegenüber von Çıralı, südlich von Alanya, tut sich rund um das Dorf Güneyköy ein weiteres Wander- und Naturschutzgebiet auf. Inmitten der Landschaft thronen die Ruinen von Antiochia ad Cragum, deren Ursprünge bis ins 1. Jahrhundert zurückreichen. Die römische Bergsiedlung liegt rund 300 Meter über dem Meer und gewährt Besuchern eine herrliche Aussicht über die Küste. Neben Nekropolen, Tempelruinen und Mosaiken sind auch die Reste einer Burg zu sehen. Unterhalb der Anlage befindet sich die Bucht Gazipaşa Delik Deniz, die auch als Königsbucht bekannt ist. Der Adel ließ sich hier jedoch nie blicken, vielmehr nutzten Piraten die zerklüftete Küste wegen ihrer schwer einsehbaren Lage als Versteck.

Hotel-Tipp: In Güneyköy gibt es nur wenige Pensionen. Schier endlos ist die Auswahl hingegen im nahen Ferienort Alanya. Wer inmitten der großen Hotelanlagen nach Ruhe sucht, findet im stilvoll eingerichteten Day One Beach Resort & Spa ein gehobenes Ambiente und ausreichend Privatsphäre. 

3

Güllük Dağı Termessos National Park, Antalya

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Nur wenige Fahrtminuten von Antalya entfernt liegt der malerische Kapuz Canyon.

Ebenfalls in direkter Umgebung von Antalya und trotzdem nahezu leer ist der Nationalpark Güllük Dağı Termessos. In ihm treffen Reisende nicht nur auf eine betörende Landschaft, sondern finden sich auch inmitten archäologischer Stätten wieder. Einst lag hier die antike Stadt Termessos, deren Gründung auf die indigene Bevölkerung Anatoliens zurückgeht. Später hinterließen Griechen und Römer Spuren. Relikte dieser Zeit – wie etwa das antike Theater, Reste der Stadtmauer und Zisternen – sind heute noch zu sehen. Beeindruckend: Im Laufe der Jahrhunderte hat die Vegetation weite Teile der Stätte überwuchert. Der Ort versprüht daher einen ganz besonderen Lost-Place-Vibe. Wer darüber hinaus in die einzigartige Natur eintauchen will, wandert, badet oder paddelt entlang des Kapuz Canyon mit seinem türkisgrünen Wasser. 

Hotel-Tipp: Wer naturnah im Nationalpark übernachten will, kann rund um Çağlarca zwischen Lodges und Campingplätzen wählen. Alternativ finden sich in Antalya luxuriöse Unterkünfte wie die Bayou Villas oder das Dulcet Hotel

4

Vulkan Erciyes, Kayseri

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Vom Hotel direkt auf die Piste – das geht im Skigebiet rund um den Vulkan Eriyces.

Geht es um Urlaub im Schnee, denken die wenigsten an die Türkei. Dabei herrschen in Zentralanatolien hervorragende Bedingungen für Wintersport, Sonnenschein und glitzernde Landschaften. Eine noch recht junge Skiregion liegt eine halbe Fahrtstunde südlich der Stadt Kayseri. Hier erhebt sich mit dem erloschenen Vulkan Erciyes einer der höchsten Berge der Türkei. Zwischen Dezember und März sind die mehr als 40 Pisten, die in den vergangenen zehn Jahren rund um den 3.900 Meter hohen Gipfel entstanden sind, absolut schneesicher. Zwar ist das Skigebiet an den Wochenenden mitunter gut besucht, doch unter der Woche haben Wintersportler die mehr als 100 Pistenkilometer mit etwas Glück fast für sich allein. Viele der neu eröffneten 4- und 5-Sterne-Resorts bieten Annehmlichkeiten wie Saunen, Hammams, Pools und hauseigene Skiverleihe. 

Hotel-Tipp: Das Radisson Blu Mount Erciyes zählt zu den am besten bewerteten Resorts der Gegend und grenzt unmittelbar an zwei Liftanlagen. Entspanntes Ski In/Ski Out ist hier daher problemlos möglich. Zur Ausstattung gehören zudem eine Après-Ski-Lounge, durchsichtige Iglus und ein Wellnesscenter.

5

Sümela-Kloster, Trabzon

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Das Sümela-Kloster hängt in beeindruckender Steillage an einem Berghang.

Von Touristen weitestgehend unbeachtet bleiben weite Teile der türkischen Schwarzmeerküste. Zu Unrecht, befinden sich hier doch einige der beeindruckendsten Landschaften und Kulturdenkmäler der Türkei. So zum Beispiel das Sümela-Kloster, das inmitten eines Nationalparks in der Provinz Trabzon an einer steilen Felswand thront. Bereits im 4. Jahrhundert legten frühchristliche Siedler den Grundstein für den heiligen Ort, der über die Epochen Streitpunkt unzähliger Konflikte war. Immer wieder wurden die historischen Mauern zerstört, Reliquien beschädigt und Konstruktionen niedergebrannt. 

Seit 1972 ist an den Hängen des Zigana-Gebirges Frieden eingekehrt, das Kloster steht heute als Nationalerbe unter Schutz und wird stetig restauriert. Noch immer dient die Anlage Christen wie Muslimen als Wallfahrtsort und gilt zugleich als wichtige Sehenswürdigkeit der Region. Besonders beeindruckend sind neben der spektakulären Lage die innenliegenden Felsenkirchen mit jahrhundertealten Deckenfresken. 

Hotel-Tipp: An der Bergstraße Richtung Kloster liegen mehrere Unterkünfte. Zu den moderneren Häusern der Gegend zählt das Voice Hotel mit großartigem Blick über das Tal.

6

Kefken, Kocaeli

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Deutlich ruhiger als das Mittelmeer ist die türkische Schwarzmeerküste, wie hier in Kefken.

Rund 170 Kilometer nordöstlich von Istanbul wartet dieses unbekannte Juwel auf neue Gäste. Das kleine Örtchen Kefken zählt zu den schönsten an der Schwarzmeerküste und hat sich dennoch sein idyllisches Flair bewahrt. Statt großer Hotelanlagen finden Urlauber hier Campingplätze und einfache Hotels. Umso größer ist der Reiz der Umgebung; mehrere Badebuchten, Strände und Wanderwege bieten auch in den Sommermonaten ausreichend Platz und Ruhe. Und wem der Sinn doch nach Abenteuer steht, kann den Klippenspringern am Sarisu Cliff zuschauen oder selbst ein Bad in einem der natürlichen Rockpools wagen. 

Hotel-Tipp: Abseits vom Strandleben, aber nicht minder schön gelegen, ist die Narköy Ecologic Hotel & Organic Farm im Hinterland von Kefken. Das Anwesen hat sich auf Agrotourismus spezialisiert und bietet seinen Gästen Einblicke in die nachhaltige Landwirtschaft sowie hervorragendes Essen aus eigenem Anbau.

7

Kemaliye, Erzincan

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Blick auf Kemaliye am Ufer der Fluss Euphrat.

Am Ufer des Euphrat und zwischen den Gipfeln des Taurusgebirges liegt die heute nahezu unbekannte Stadt Kemaliye. Ihre strategische Lage an der Seidenstraße war für einstige Eroberer jedoch von enormer Bedeutung, Jahrhunderte lang wurde um die Siedlung deshalb schwer gekämpft. Unter anderem gelangten hier Römer, Byzantiner, orthodoxe Christen, Osmanen und Armenier an die Macht, ihre Einflüsse sind noch heute zu sehen. Neben mehreren historischen Stätten in und um Kemaliye trägt die ostanatolische Architektur zum besonderen Reiz der Region bei. Typisch sind Häuser aus Holz und Stein, die in spektakulären Hanglagen errichtet wurden und seit vielen Generationen Erosion und Wetter trotzen. Auch wegen der umliegenden Natur ist Erzincan unbedingt eine Reise wert. Zu den Highlights zählen der Karasu-Wasserfall und die gigantische Karanlik-Schlucht, die zu Bootstouren, Ziplining und Jeep-Abenteuern einlädt. 

Hotel-Tipp: In beeindruckender Lage und in einem typisch anatolischen Gebäude liegt das Hotel Eğin Konağı. Die Ausstattung der Zimmer ist einfach, doch das Haus wird mit viel Hingabe dekoriert und geführt. 

8

Foça, Izmir

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In Foça finden Urlauber gute Restaurants und entspannte Hafenromantik.

Griechisches Flair auf türkischem Boden: Den Einfluss der nördlichen Ägäis spürt man in den lauschigen Straßen von Foça bei Izmir an nahezu jeder Ecke. An der Promenade reihen sich Fischrestaurants und kleine Pensionen aneinander, pink leuchtende Bougainvilleen wuchern an malerischen Hafenhäuschen. Einen Sandstrand gibt es hier nicht, jedoch können sich Urlauber auf einem langen Holzsteg Platz nehmen und von hier aus bequem ins Wasser eintauchen. Übrigens: Seinen Namen hat Foça den Mönchsrobben (Türkisch: fok) zu verdanken, die als einige der letzten im Mittelmeer rund um die Bucht beheimatet sind und seit den 1990er Jahren unter Schutz stehen. Neben den Robben sollen sich auf den vorgelagerten Inseln einst noch andere mystische Wesen niedergelassen haben. Dichter Homer verortete niemand Geringeren als die berüchtigten Sirenen auf den hiesigen Eilanden. 

Hotel-Tipp: Schlicht und ideal gelegen sind die BD Suites direkt am Hafen von Foça. Wer ein gehobenes Ambiente schätzt, findet im Hotel Club Phokaia alle Annehmlichkeiten eines 5-Sterne-Hotels.

9

Bozcaada, Çanakkale

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Windmühlen, Wein und unendliche Weite: Die türkische Insel Bozcaada gilt noch als Geheimtipp.

In der Ägäis liegen türkische und griechische Inseln in direkter Nachbarschaft. Eines der vielen vorgelagerten Eilande ist Bozacaada – das beschauliche Fleckchen Erde ist gerade einmal so groß wie die deutsche Nordseeinsel Pellworm. Auch sonst haben die beiden Inseln wider Erwarten einiges gemein – zum Beispiel ihre Windkraftanlagen, die kleinen Boutique-Pensionen und Apartments sowie den Fokus auf sanften Tourismus. Anders als die Nordsee lockt Bozacaada darüber hinaus jedoch mit herrlichen Stränden, mediterranem Flair und idealen Badebedingungen. Noch dazu ist die Insel, die Gäste am besten per Fähre von Geyikli aus erreichen, eine der wichtigsten Weinregionen des Landes. Ein Abstecher auf eines der sechs Insel-Weingüter lohnt unbedingt.

Hotel-Tipp: Die meisten Unterkünfte auf Bozacaada sind privat vermietete Bungalows und Apartments. Eines der wenigen Hotels ist das Finka Boutique Hotel rund drei Kilometer südlich vom Hafen. Gäste des gemütlichen Hauses erwartet mediterraner Boho-Charme. 

10

Kuyucak, Isparta

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Die Lavendelfelder von Kuyucak sind ein lohnendes Ausflugziel.

Die französische Provence kennen viele, aber waren Sie schon mal in Kuyucak? Die Ortschaft liegt in der Provinz Isparta und ist das Zentrum des türkischen Lavendelanbaus. Nördlich des Sees Burdur Gölü beginnt das Feldermeer, das in den Sommermonaten von Juni bis August betörend blüht. Spannend: Ursprünglich wurden die Lavendelhaine hier als Projekt errichtet, um der ländlichen Bevölkerung neue Einnahmequellen und Beschäftigungen zu ermöglichen. Mit einem unerwarteten Effekt: Neben dem erfolgreichen Anbau hat auch das touristische Interesse an Kuyucak und Isparta zugenommen. Zwischen den blühenden Feldern liegen einige Aussichtspunkte und Requisiten, die sich für kreative Erinnerungsfotos anbieten. In den Straßen von Kuyucak werden zudem handgefertigte Seifen, Öle und Dekorationen verkauft und von den Terrassen der Lokale haben Besucher einen fantastischen Ausblick auf die violetten Felder. 

Hotel-Tipp: In Kuyucak selbst gibt es kaum Unterkünfte. Eine größere Auswahl an internationalen Ketten finden Reisende in Isparta. Modern und dennoch gemütlich sind die Zimmer im Iron Loft Hotel – wahlweise mit Whirlpool.