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Städtereisen

Der Schatz der Extremadura: Tipps für Cáceres

Cáceres ist ein mittelalterliches Schmuckstück im weiten Westen Spaniens, eine altehrwürdige Schönheit mit überraschend jungen Seiten. Hinter den dicken Sandsteinmauern warten moderne Kunst und hochkarätige Sammlungen.

Text Franz Lenze
Datum 23.03.2024

Cáceres ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in der Autonomen Region Extremadura, die in Spaniens Westen an Portugal grenzt. Die Stadt mit ihren knapp 100.000 Einwohner:innen zerfällt in die etwas reizlose Neustadt und den auf einem Hügel thronenden „Casco Viejo“, den alten Kern, der bereits 25 v. Chr. von den Römern gegründet wurde. Die von mittelalterlichen Mauern umgebene historische Altstadt zählt seit 1986 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Von Madrid aus ist Cáceres über die A5 in drei Stunden erreichbar, die Stadt bietet sich also auch bestens als Tagesausflugsziel an. 

Merian verrät Ihnen, wo es in und um Cáceres am schönsten ist – inklusive Hotel- und Restaurant-Tipps.

Sehenswürdigkeiten in Cáceres: Torre de Bujaco und Plaza Mayor

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Eine der Hauptsehenswürdigkeiten von Cáceres ist der Torre de Bujaco.

Am Abend, sagen Cáceres’ Bewohner:innen, sei der Blick von der Torre de Bujaco am schönsten – wenn die sinkende Sonne die wellige Landschaft der Extremadura in warmes Licht taucht und durch den orangefarben leuchtenden Riesenball Schwärme von Störchen ziehen. Wahrscheinlich haben sie damit recht. 

Im Moment ist es elf Minuten nach zehn, ein Morgen in Spaniens Westen, und die Aussicht auch jetzt schon prachtvoll: Unten, direkt zu Füßen des knapp 25 Meter hohen Turms, liegt die Plaza Mayor, das Herz der Altstadt, der große Platz mit seinen Arkaden, Restaurants und Cafés. In einer Ecke Buchstaben aus Metall, die das Wort Cáceres bilden: Ein paar Kinder toben darauf herum, die Arme weit ausgebreitet, seht her, hier sind wir, und ihre Eltern knipsen mit dem Handy Fotos.

Von hier oben schaut man auf die ockerfarbenen Dächer ringsum, erkennt die unzähligen Herrenhäuser, die sich fast unwirklich wie in einem Miniaturwunderland über- und hintereinanderreihen. Links der Palast von Toledo-Moctezuma, weiter hinten die Concatedral Santa María aus dem 15. Jahrhundert und der 6.000 Quadratmeter große Palacio de los Golfines de Abajo. Dazwischen krumme Gassen, meterhohe Palmen, jahrhundertealte Torbögen. Ein unglaubliches Panorama. Kein Wunder, dass die Stadt seit 1986 UNESCO-Weltkulturerbe ist.

Cácares‘ Sehenswürdigkeiten: Palacio de las Cigüeñas

Also runter vom Torre de Bujaco, um die Stadt zu erkunden. Der Name Bujaco erinnert übrigens an Abu Yaqub, den Emir der Araber, der mit seinen Truppen die Stadt sechs Monate lang belagerte, dann im März 1173 eroberte und hernach seine Widerstreiter an den Mauern des Turmes hinrichten ließ.

Fast 2.100 Jahre alt ist die Stadt mittlerweile, sie war schon im Besitz der Keltiberer, der Römer und Westgoten, der Mauren und Portugiesen. Erst 1229 konnte Alfonso IX. die Stadt endgültig für das Königreich León gewinnen. 1479 bestrafte Isabella von Kastilien die kleine Stadt dann mit ihrem Zorn: Alle Adelsfamilien, die ihr nicht im Kampf um die Krone beigestanden hatten, mussten – welche Demütigung! – die Türme ihrer Paläste schleifen oder ihre Häuser gleich ganz abreißen. Seitdem trägt Cáceres auch den Beinamen „Enthauptete Stadt“. 

Als einer der wenigen hatte damals Diego de Ovando die Zeichen der Zeit erkannt: Der Hauptmann schlug sich rechtzeitig auf die Seite Isabellas, weshalb sich sein „Storchen-Palast“, der zinnenbewehrte Palacio de las Cigüeñas, bis heute mit dem höchsten Turm der Stadt schmücken kann.

Hochkarätige Kunst im Museo de Cáceres

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Das Museo de Cáceres beherbergt unter anderem Werke von Picasso und Miró.

Vorbei geht es an Sandsteinmauern, an Häusern mit hohen Toren und schmalen Balkonen. Vor dem Convento de Santa Clara, erbaut 1614, stehen ein paar Mädchen im Kreis und tanzen. Gegenüber sitzen junge Leute im „Las Claras“, Wein oder Bier in der Hand, und lassen den Tag vorüberziehen. Um die nahe Plaza de las Veletas drängen sich die Herrenhäuser, gleich daneben das Museo de Cáceres, auf dessen Balkon die spanische Flagge weht.

Das Museo de Cáceres ist ein Ort, der zeigt, warum die Stadt mehr ist als eine Mittelalterkulisse, die von endloser Landschaft umgeben ist. Das Gebäude stammt aus der Zeit um 1600, es gibt eine maurische Zisterne, Stelen aus der Bronzezeit, steinerne Tierfiguren, römische Mosaike und spanische Volkstrachten. Läuft man dann aber durch den kleinen Garten zur Sección de Bellas Artes, betritt man drei Säle, in denen Werke von Picasso hängen, von Tàpies, Barjola und Miró. Und in der unteren Etage befindet sich das einzige Gemälde, das mit einer Kordel geschützt ist, damit man nicht nähertreten kann: El Grecos „Jesús Salvador“. Das Werk gehörte einst einer Nonne aus dem nahen Kloster Serradilla und lockt nun Kunstbegeisterte aus aller Welt in die winzige Stadt am Rande Spaniens.

Tipps für Cáceres: Sammlung von Helga de Alvear

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Hier zu sehen: der moderne Anbau des Museo de Arte Contemporáneo Helga de Alvear.

Und das ist längst nicht alles. Die Calle Pizarro Nr. 8 ist nur fünf Gehminuten vom Museo de Cáceres entfernt: Ein schmiedeeisernes Tor, dahinter erhebt sich ein Gebäude, eine Mischung aus historischem Palast und modernem Anbau, das Museo de Arte Contemporáneo Helga de Alvear. 

Helga de Alvear, Tochter eines Industriellen aus dem Hunsrück, kam 1957 nach Madrid, um Spanisch zu lernen. Hier traf sie ihren zukünftigen Mann, einen Architekten, und kam in Kontakt mit Spaniens Kunstszene, der sie half, neues Leben zu spüren, damals nach der Franco-Diktatur, als das Land nach moderner Malerei dürstete, überhaupt nach frischen Ideen. Heute zählt sie, 88 Jahre alt und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, zur bedeutendsten Galeristin des Landes. Im Laufe ihres Lebens hat sie Abertausende Werke zeitgenössischer Kunst zusammengetragen, eine Schau, die sich selbst immer wieder übertrifft. 

Und die anfangs, als die Sammlung noch lange nicht ihre heutige Strahlkraft hatte, niemand haben wollte. Sie tourte durch ganz Spanien, um eine Bleibe für ihre Kunst zu finden – vergeblich. Sie verhandelte mit vielen Orten, mit San Sebastián, mit Mallorca; einzig Cáceres sagte zu, weil der Präsident der Regionalregierung de Alvear sympathisch fand. Weswegen nun hier zwischen der mittelalterlichen Kulisse die Werke von Man Ray und Rebecca Horn zu sehen sind, von Helena Almeida und Imi Knoebel, Louise Bourgeois und Anish Kapoor.

Noch mehr Kunst in Cáceres

Langsam senkt sich die Sonne über die Stadt, die weißen Häuser leuchten im warmen Licht um die Wette, und in der Calle Donoso Corte, gleich neben der üppigen Palme, öffnet gerade der Belleartes. Espacio de Arte y Acción, ein alternativer Ausstellungsraum, Treffpunkt für Künstler:innen und Kunstliebhabende. 

Zwei schmale Räume, an den Wänden hängen grafische Arbeiten von zwölf Studierenden der Hochschule für bildende Künste aus Cáceres. Vor einer Radierung steht bislang nur eine Frau – es ist erst kurz nach 19 Uhr, und der Espacio hat bis Mitternacht geöffnet. Was empfiehlt sie Kunstliebhaber:innen in Cáceres? Die junge Frau schiebt den Kopf in den Nacken. „Das Museo Vostell“, sagt sie. „Nicht weit, nur ein paar Kilometer von hier entfernt.“

Tatsächlich ist der Weg kurz: Rund 14 Kilometer außerhalb von Cáceres liegt das Dorf Malpartida. Hier hat der Bildhauer und Maler Wolf Vostell in einer alten Wollwäscherei ein verspieltes Fluxus-Museum eingerichtet.

Vor den Toren der Stadt: Malpartida de Cáceres

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Rund um Malpartida de Cáceres erstreckt sich eine Traumlandschaft aus Wasser, Hügeln und weitem Horizont.

Raus aus der Stadt, auf die N-521, ringsum Felder, Weite, am Horizont die graublauen Berge der Sierra de San Pedro. Nach kurzer Fahrt folgt das Dorf Malpartida de Cáceres. Etwas außerhalb des Dorfes, vorbei noch an der Stierkampfarena, dehnt sich links eine hügelige Graslandschaft, vereinzelt Bäume, ein Feldweg. An seinem Ende liegt die alte Wollwäscherei, Lavadero de Lanas, im 18. Jahrhundert erbaut. Im Oktober 1976 kaufte Wolf Vostell die Stallungen, fast 14.000 Quadratmeter Land. Der Maler, Bildhauer und Happening-Künstler, geboren 1932 in Leverkusen, hatte sich in Cáceres verliebt, in die Stadt, die Umgebung und in seine Frau, die er hier kennenlernte.

Heute verbirgt sich hinter den dicken Mausern eine außergewöhnliche Sammlung des Fluxus, dem querulanten Nachfolger des Dadaismus, eine Kunstrichtung, die sich dem Kunstbetrieb verweigert und alles mischt: Installationen, Musik, Literatur, Theater. Betritt man den ersten Saal, ist man mittendrin in Vostells Welt. Ein Auto, an dessen Flanken Besen montiert sind, beginnt zu arbeiten, im Hintergrund stehen unzählige Fernseher, es flimmert und rumort, an der Wand ein riesiges Gemälde, rot, eine Autotür, Tierknochen. Das Museum zeigt Werke von Nam June Paik, George Maciunas, Yoko Ono: Werke zum Nachdenken, politische Statements. Schließlich befand der Meister: „Ich erkläre den Frieden zur größten Kunst der Welt.“

Dann verlässt man das Museum, und vor einem erhebt sich auf einer grünen Wiese Vostells Säulen-Kunstwerk, zusammengeflickt aus den Resten einer MIG-21, zwei Autos und Computerbildschirmen. Ein Storch landet darauf und hockt sich in eines der Nester, die die Säule schmücken. Gekommen, um zu bleiben. Wie Vostell, der hier sein Glück fand.

Ausflugsziel in der Extremadura: Kloster Santa Maria de Guadalupe

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Das Kloster Santa Maria de Guadalupe ist einen Besuch mehr als wert.

Ein weiteres Ausflugsziel ab Cáceres ist das Real Monasterio de Nuestra Señora de Guadalupe (deutsch: Königliches Kloster Unserer Lieben Frau von Guadalupe). Das Kloster ist etwa 130 Kilometer von Cáceres entfernt und gehört ebenfalls zur Extremadura. 

Lange Zeit war das Kloster eines der wichtigsten in ganz Spanien. Später wurden immer mehr Klöster erbaut, beispielsweise das El Escorial, das näher an der Hauptstadt Madrid liegt. Dennoch kam dem Real Monasterio de Nuestra Señora de Guadalupe immer der königliche Schutz und damit immense Bedeutung zu. 1993 wurde es zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Neben dem Templo Mayor, der Hauptkirche, ist besonders der Kreuzgang des Klosters wunderschön.

Am besten übernachten Sie direkt in Cáceres, hier gibt es einige sehr hochwertige Hotels. Zwei davon stellen wir Ihnen hier vor.

Atrio

Ein alter Adelspalast, umgebaut von Spaniens Stararchitekten Emilio Tuñón und Luis Moreno Mansilla: Das Hotel Atrio liegt mitten in der Altstadt, und man blickt herrlich auf die mehr als 300 Jahre alte Iglesia de San Mateo. Im hauseigenen Restaurant kredenzt Zwei-Sterne-Koch Toño Perez neue Variationen der deftigen Extremadura-Küche.

NH Collection Cáceres Palacio de Oquendo

Ebenfalls ein einstiger Palast aus dem 16. Jahrhundert ist der Cáceres Palacio de Oquendo im historischen Zentrum der Stadt. Die Zimmer sind elegant und modern ausgestattet. Ein Highlight ist die Terrasse an der Plaza de San Juan, auf der traditionelle Tapas serviert werden. 

Unsere Restaurant-Tipps für Cáceres

Unsere besten Restauranttipps in Cáceres stellen wir Ihnen hier vor.

La Cacharrería

Ohne Umschweife: Das La Cacharreria ist eines der besten Tapas-Restaurants der Stadt. Ob Croquetas mit Datteln, die Secretos Ibéricos mit Paprika-Praline oder die Zucchiniblüten mit Schinken – jedes Gericht, das in dem alten Palast serviert wird, ist ein kulinarischer Traum. Abends (das Restaurant öffnet um 20:30 Uhr) sollte man rechtzeitig da sein: Die Schlange davor ist lang, und Reservierungen sind leider nicht möglich.

Restaurante Oquendo

Cáceres’ Klassiker, abseits vom Trubel der Altstadt: Das Oquendo hat sich seinen guten Namen mit traditionellen Gerichten der Umgebung erkocht – mit Blutwurst in Tomatensoße, mit Artischocken und Muscheln und natürlich mit Schinken vom Schwarzen Schwein.

El Figón de Eustaquio

Eine Institution der Regionalküche: Das Restaurant El Figón ist seit 1947 in Familienbesitz, gekocht wird, was die Extremadura zu bieten hat: geschmortes Lammfleisch, Hirschragout, gegrilltes Schaf. Sowie die Sonne scheint und die Temperaturen angenehm werden, kann man auch draußen vorm Restaurant sitzen und beim Essen die Aussicht auf den schönen Platz genießen.