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Kultur

Ausstellungen im Picasso-Jahr 2023: Die Highlights in Spaniens Museen

Anlässlich des 50. Todestages von Pablo Picasso wird 2023 in mehr als 30 Ländern das Picasso-Jahr gefeiert – mit einmaligen Ausstellungen in den besten Museen der Welt. Fünf spanische Städte nehmen teil, um dem Weltkünstler die Ehre zu erweisen.

Text Milena Härich
Datum 06.03.2023

Wenngleich er den größten Teil seines Lebens in Frankreich verbrachte, blieb Pablo Picasso bestimmten Städten und Regionen seines Heimatlandes stets verbunden. Nicht verwunderlich also, dass Spanien neben Frankreich mit den meisten Museen und Ausstellungen am Picasso-Jahr 2023 teilnimmt. 16 einzigartige Schauen thematisieren Picassos Werk rund um Gemälde, Keramiken und Skulpturen, rücken seine Beziehung zu anderen Künstler:innen in den Fokus oder widmen sich bestimmten Schaffensperioden. 

Cécile Debray, Präsidentin des Musée Picasso in Paris, leitet die Kommission zur Organisation der „Picasso Celebration 1973-2023“, wie das Picasso-Jahr auch genannt wird. Im Folgenden finden Sie einen Überblick über die teilnehmenden Museen in Spanien, deren Ausstellungsprogramm und die Termine.

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Pablo Picasso in Spanien: Kindheit und Jugend

Kaum jemand hat die zeitgenössische Kunst mehr beeinflusst als Pablo Picasso. Geboren als Pablo Ruiz Picasso 1881 im spanischen Málaga und geprägt durch verschiedene Umzüge innerhalb Spaniens, hat er auch das Land auf der iberischen Halbinsel mitgestaltet – zumindest in künstlerischer Hinsicht. 

Rund 50.000 Kunstwerke, darunter Gemälde, Plastiken, Keramiken und Bühnenbilder, hinterließ Picasso der Nachwelt. In seiner Kindheit und Jugend zog er mit seinen Eltern mehrfach um – von Málaga nach A Coruña und nach Barcelona. Nicht nur die Rastlosigkeit beeinflusste sein Leben in vielfacher Hinsicht, sondern auch Schicksalsschläge: 1985 verlor er seine Schwester an die Krankheit Diphtherie. 

Picassos Verhältnis zu seinen Eltern, insbesondere zu seinem Vater, war mutmaßlich von vielen Konflikten und Spannungen geprägt, was den Künstler dazu veranlasste, seinen väterlichen Namen abzulegen und seine Signatur von „Ruiz“ zu „P. Picasso“ zu ändern. Als junger Erwachsener konnte er sich vom Elternhaus lösen und studierte zeitweise in der spanischen Hauptstadt, wo ihn besonders das Museo del Prado und die Werke anderer Künstler:innen anzogen.

Übrigens: Während Kindheit und Jugend Picassos frühe Schaffensphase inspirierten, beeinflussten verschiedene Aufenthalte in Frankreich und die Personen, die er dort kennenlernte, ihn mindestens ebenso sehr. 1904 zog er daher in die französische Hauptstadt – und blieb bis zu seinem Tod im Nachbarland. Dort hob er den Kubismus aus der Taufe, schuf seine bedeutendsten Werke wie „Guernica“ und wurde weltbekannt. 

Picasso-Jahr 2023 in Málaga

Palacio de Buenavista, Málaga © IMAGO/agefotostock
Das Museo Picasso in Málaga befindet sich im wunderschönen Palacio de Buenavista.

In Andalusiens bezaubernder Stadt Málaga wurde Pablo Picasso geboren und verbrachte seine ersten Lebensjahre. Von der Verbundenheit des Künstlers mit der Stadt zeugt heute beispielsweise das Museo Picasso im Palacio de Buenavista, der als eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Andalusiens gilt. 

Ausstellungen im Museo Picasso in Málaga 

Das Museo Picasso zieht regelmäßig zahlreiche Besucher:innen an, die zur Dauerausstellung „Dialogues with Picasso“ strömen. 2023 wird das Angebot von Sonderausstellungen ergänzt, die neue Aspekte beleuchten. Vom 8. Mai bis zum 10. September können Gäst:innen beispielsweise kuratierte Skulpturen aus verschiedenen Stilepochen und Genres in „Picasso Sculptor: Matter and Body“ bestaunen. „The Echoes of Picasso“ findet dann ab dem 2. Oktober statt und endet am 24. März 2024. Diese Schau stellt den Einfluss von Picassos Werk auf zeitgenössische Künstler:innen und deren Schöpfungen in den Fokus. 

Ausstellung im Geburtshaus Pablo Picassos

Ein weiteres Highlight des Picasso-Jahres 2023 in Málaga ist die Ausstellung in seinem Geburtshaus. Das Museo Casa Natal de Picasso zeigt vom 21. Juni bis zum 1. Oktober verschiedene Ausstellungsstücke und gibt in „The Ages of Pablo“ einen sowohl künstlerischen als auch biografischen Einblick in Picassos Lebensabschnitte. 

Picasso Celebration 1973-2023: Das gibt es in A Coruña zu sehen

A Coruña in Galizien, Spanien, Blick auf den Turm des Herkules © iStock/zianlob
Die hübsche Hafenstadt A Coruña hat ihre Bekanntheit hauptsächlich Pablo Picasso zu verdanken.

Die Hafenstadt A Coruña liegt im Nordwesten Spaniens in der Region Galizien. Da Picassos Vater selbst Maler war und am Instituto da Guarda angestellt wurde, zog die Familie im Jahr 1891 von Málaga hierher. Nachdem Picassos Schwester 1895 verstarb, verschlug es die Familie nach Barcelona. Die Zeit in A Coruña war eine sehr intensive für den jungen Pablo Ruiz Picasso. Ab 1894 führte er Tagebücher, die davon zeugen. Seine enge Verbindung zu Galizien verschwand nie vollkommen. 

Picasso-Ausstellung in A Coruña 2023

Das Museo de Belas Artes da Coruña greift die Synergie zwischen Pablo Picasso und seinem ehemaligen Wohnort A Coruña in der Ausstellung „Picasso White in the Blue Memory“ auf. Zwischen dem 23. März und dem 25. Juni können Interessierte rund 100 Werke aus insgesamt elf verschiedenen Schaffensphasen des Künstlers bewundern, die dessen Kindheitsjahre in A Coruña sowie seine Beziehung zur Region in den Fokus stellen.

Übrigens: In A Coruña ist auch das Casa Museo Picasso zu finden, das einstige Wohnhaus der Familie Ruiz mit ursprünglichem Mobiliar. Die Stadtverwaltung veranlasste die Rekonstruktion verschiedener Werke des Künstlers und seines Vaters, die ebenfalls hier ausgestellt sind.

Barcelona: So wird Picasso 2023 gefeiert

Museo Picasso in Barcelona, Innenansicht Galerie © IMAGO/agefotostock
Das Museo Picasso in Barcelona beherbergt großartige Werke wie „Die Erstkommunion“. Zum Picasso-Jahr zeigt das Museum eine Schau über Daniel-Henry Kahnweiler.

Auch die katalanische Metropole Barcelona beteiligt sich an den Festivitäten rund ums Picasso-Jahr 2023. Schließlich lebte der Künstler ab 1895 hier, ließ sich von anderen Kunstschaffenden wie Gaudí inspirieren und bestand bereits im Alter von 14 Jahren die Aufnahmeprüfung an der Kunstakademie in Barcelona. 

In dieser Stadt professionalisierte sich Picasso also – hatte er zuvor zwar schon privat künstlerische Werke vollbracht, genoss er nun eine exzellente Ausbildung. Im Café „Els Quatre Gats“, das sich zugleich als Künstlerzentrum verstand, durfte der junge Picasso zum ersten Mal seine Werke ausstellen. Interessant: Das Café gibt es heute noch: Mittlerweile ist es ein Restaurant und erfreut sich großer Beliebtheit. Es verwundert nicht, dass auch Barcelona ein Museum betreibt, das den Namen des Künstlers trägt. 1936 öffnete das Museo Picasso erstmals seine Pforten.

Museo Picasso in Barcelona: Sonderausstellung über Daniel-Henry Kahnweiler

Das Museo Picasso glänzt bereits seit November 2022 mit einer Ausstellung zu Daniel-Henry Kahnweiler, die noch bis zum 19. März 2023 zu besichtigen ist. Kahnweiler war einer der bedeutendsten Kunsthistoriker seiner Zeit und arbeitete lange mit Picasso zusammen. Die Ausstellung befasst sich als Einzige im Repertoire des Picasso-Jahres in Spanien nicht vorrangig mit Picasso, sondern stellt Kahnweiler, seine Beziehungen zu den Künstler:innen, denen er zu Ruhm verhalf, und sein Leben in den Fokus.

Wer mehr von Picasso sehen möchte, ist in diesem Museum aber selbstverständlich immer bestens aufgehoben. Frühe Werke wie „Die Erstkommunion“ sind beispielsweise hier ausgestellt.

Museu del Disseny de Barcelona: Die Keramiken Picassos

Pablo Picasso war längst nicht nur Maler, sondern vielseitiges Genie. Seine Keramiken werden im Rahmen des Picasso-Jahres im Museu del Disseny de Barcelona ausgestellt. Vom 1. Juni bis zum 30. September können Sie insgesamt 16 Keramiken Picassos bewundern.

Fundació Joan Miró: Ausstellung zu Picasso und Miró

In Zusammenarbeit mit dem Museo Picasso in Barcelona kuratiert die Fundació Joan Miró vom 10. Oktober 2023 bis zum 25. Februar 2024 unter dem Namen „Miró - Picasso (III)“ Werke beider Künstler, die sowohl ihre intensiv gehegte Freundschaft als auch ihre Liebe zu Barcelona und Katalonien verdeutlichen.

Picasso Celebration 1973-2023: Ausstellungen in Madrid

Museo del Prado in Madrid © iStock/Susana del Pozo
Eines der bekanntesten Museen der Welt ist das Museo del Prado in der spanischen Hauptstadt.

Rund um die Jahrhundertwende lebte der junge Picasso immer mal wieder für kurze Zeit in Madrid. Er studierte an der Real Academia de Bellas Artes de San Fernando. Interessanterweise hatte er nicht allzu viel Interesse an dem Studium. Viel lieber schwänzte er Unterrichtsstunden, um das Museo del Prado zu besuchen und sich Werke anderer Künstler:innen anzuschauen – unwissend, dass er 1936 selbst zu dessen ehrenamtlichem Direktor werden würde. Die Aufenthalte in Madrid halfen Picasso jedenfalls dabei, sich von dem von Spannungen geprägten Elternhaus zu emanzipieren und seine in A Coruña und Barcelona begonnene Künstlerkarriere weiterzuverfolgen. 

Madrid nimmt mit sieben Museen am Picasso-Jahr teil. 

Fundación MAPFRE: Picasso und González

Den chronologischen Anfang machte die Fundación MAPFRE: Sie veranstaltete bereits vom 23. September 2022 bis Januar 2023 in Zusammenarbeit mit dem Musée Picasso Paris die Meisterschau „Julio González, Pablo Picasso and the Dematerialization of Sculpture". Das Besondere an dieser Ausstellung: Sie war das letzte große Projekt des bedeutenden Kunsthistorikers Tomás Llorens Serra, der sie mit seinem Sohn gemeinsam kuratierte.

Ausstellungen im Museo Thyssen-Bornemisza

Auch das Museo Thyssen-Bornemisza startete die Feierlichkeiten rund um Picasso bereits im Oktober 2022, und zwar mit der Ausstellung „Picasso/Chanel“. Sie fand im Januar 2023 ihr Ende und beleuchtete die Zusammenarbeit zwischen Picasso und Gabrielle Chanel.

Vom 4. Oktober 2023 bis 14. Januar 2024 ist die Ausstellung „Picasso. The Sacred and the Profane“ zu sehen, bei der rund 30 Gemälde in drei verschiedenen Galerien Picassos kreatives Schaffen rund um weltliche Themen sowie jüdisch-christliche Tradition zeigen. 

Real Academia de Bellas Artes de San Fernando

Auch die Real Academia de Bellas Artes de San Fernando, an der Picasso einst studierte, beteiligt sich an den kulturellen Feierlichkeiten zum Gedenken des Künstlers. Und zwar mit Meisterwerken aus der Galerie des Kunstsammlers David Nahmad. Vom 4. April  bis zum 2. Juli erinnern rund 30 Gemälde an Picassos Zeit in Madrid sowie an seine berühmte „Blaue Periode“, in der er sich vorwiegend schwermütigen, melancholischen Motiven widmete.

La Casa Encendida: Über Picassos letzte Schaffensperiode

In der Casa Encendida erfahren Besucher:innen vom 19. Mai 2023 bis zum 7. Januar 2024 Spannendes über Picassos letzte Schaffensperiode. Die Ausstellung läuft unter dem Titel „Picasso: Sin Título“ und zeigt eine Mischung aus 50 Gemälden und Skulpturen des Künstlers, die von anderen Künstler:innen ergänzt werden.

Museo del Prado: Der Einfluss El Grecos auf Picasso

Eine der bekanntesten Kunsteinrichtungen Madrids ist zweifelsohne das Museo del Prado, in dem Picasso viele Stunden seines Lebens verbrachte. 2023 finden Gäst:innen im Prado-Museum vom 13. Juni bis zum 17. September die Ausstellung „Picasso - El Greco“. Diese Schau ist einzigartig, denn nie zuvor hat sich eine Ausstellung auf monothematischer Ebene der Beziehung zwischen den Künstlern, beziehungsweise dem Einfluss, den El Greco auf Picasso hatte, gewidmet. Im Sommer 2022 war diese Ausstellung noch im Kunstmuseum Basel zu bestaunen, doch das Museo del Prado richtet den Fokus neu aus: Hier geht es vorrangig um El Grecos späte und Picassos kubistische Werke.

Casa de Velázquez: Weiterer bedeutender Einfluss

Auch die Kultureinrichtung Casa de Velázquez beschäftigt sich mit Pablo Picassos Beziehung zu einem anderen Künstler. In „Picasso vs. Velázquez“ finden Kunstinteressierte zahlreiche Gemälde Picassos, die von Velázquez inspiriert wurden, sowie grafische Werke, Briefe und audiovisuelles Material. Vom 1. September bis zum 30. November öffnet diese Ausstellung ihre Tore.

Picasso-Jahr im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía

Neben dem Prado-Museum ein Flaggschiff der Madrider Kunstszene: das Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía. Dauerhaft angesiedelt ist hier Picassos Meisterwerk „Guernica“, ein Anti-Kriegs-Bild, das in die Geschichte einging. 2023 finden Sie im Museum Reina Sofía eine Meisterschau, die Picassos Transformation und Schaffensprozess im Jahr 1906 in den Fokus stellt. Der Termin ist noch offen, die Thematik aber kein Geheimnis mehr: In diesem Jahr hatte Picasso erste Berührungspunkte mit dem Kubismus, als dessen Mitbegründer er gilt. Kernthemen seiner künstlerischen Arbeit waren Körper im Allgemeinen sowie die interkulturelle Dimension. 

Bilbao: Picasso-Ausstellung im Guggenheim Museum

Guggenheim-Museum in Bilbao © Mattia Spotti/Unsplash
Futuristischer Hingucker: das Guggenheim-Museum in Bilbao.

Als fünftes reiht sich Bilbao in die Liste der teilnehmenden Städte ein. Wenngleich Picasso keine direkte Verbindung zur Hafenstadt im Norden des Landes hatte, finden Interessierte auch im futuristisch anmutenden Guggenheim Museum eine Ausstellung zum Gedenken. Nachdem „Picasso: Picasso Sculptor: Matter and Body“ zunächst in Málaga zu sehen ist, zieht die Ausstellung nämlich weiter in dieses Museum für moderne Kunst. Vom 29. September 2023 bis 14. Januar 2024 kann sie besucht werden.