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Roadtrip

Nordkap-Roadtrip: Von Helsinki gen Norden

Menschenleere, Mystik, Mitternachtssonne: Wer von Helsinki Richtung Nordkap aufbricht, wird mit Wildnis, Einsamkeit und absoluter Ruhe belohnt. Und am Ziel wartet das Ende von Europa.

Text Mila Krull
Datum 13.09.2024

Zwar liegt das legendäre Nordkap in Norwegen – die kürzeste Anreise per Auto, Camper oder Wohnmobil ist jedoch ein gut 1.500 Kilometer langer Roadtrip ab der finnischen Hauptstadt Helsinki. Von der spannenden Metropole aus geht es vorbei an den schier unendlichen Seen und durch die dichten Kiefernwälder von Mittelfinnland. 

Wer will, macht einen Zwischenstopp in den spannenden Städten Oulu und Rovaniemi oder stattet den Fjells im Nationalpark Pallas-Yllästunturi einen Besuch ab. Nördlich des Polarkreises tauchen Reisende schließlich ab in eine andere, subarktische Welt. Hier unser Reiseplan für einen Roadtrip zum Nordkap.

1. Etappe: Helsinki - Lahti - Jyväskylä (270 km)

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Der Senatsplatz mit Dom ist das Herzstück der Stadt Helsinki.

Für alle, die gern mit dem eigenen Fahrzeug unterwegs sind, beginnt die Reise zum Nordkap in Lübeck-Travemünde. Hier legen die Fähren von Finnlines regelmäßig auf direktem Wege nach Helsinki ab. Die Überfahrt führt einmal quer durch die Ostsee und dauert insgesamt 30 Stunden. Angekommen in Helsinki, kann man sich bei einem ausgedehnten Sightseeing-Besuch in der finnischen Hauptstadt bestens die Beine vertreten. Die spannenden Sehenswürdigkeiten rund um das Zentrum lassen sich gut zu Fuß erkunden. 

Anschließend beginnt die insgesamt gut 20-stündige Fahrt gen Norden. Die erste Etappe führt Reisende auf der verkehrsarmen Europastraße 75 über Lahti bis Jyväskylä. Über unzählige Brücken geht es vorbei an dutzenden Seen, zum Beispiel dem rund 120 Kilometer langen Päijänne, einem der größten in ganz Finnland.

2. Etappe: Jyväskylä - Oulu (340 km)

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In Finnland leben rund 200.000 Rentiere.

Ein lohnenswerter Stopp ist die Jyväskylä, die Heimatstadt des bedeutenden finnischen Architekten Alvar Aalto. Seine Designphilosophie können Reisende in einem Museum erleben, auch das Säynätsalo Rathaus und das Muuratsalo Experimentalhaus sind einen Besuch wert. 

Die zweite Etappe dieses Roadtrips führt durch die grün-blauen Landschaften Mittelfinnland und Nordösterbotten bis nach Oulu. Wer unterwegs einen Stopp einlegen möchte, kann das in der Gemeinde Kärsämäki tun. Neben Geschäften und Übernachtungsmöglichkeiten befindet sich hier eine kleine, aber sehenswerte Holzkirche. 

3. Etappe: Oulu - Rovaniemi (220 km)

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Die Stadt Oulu ist umgeben von Wäldern und Seen.

Oulu, die nördlichste Großstadt Europas, wartet mit einigen spannenden Sehenswürdigkeiten auf. Historisch bedeutend ist etwa die Markthalle, in der typisch finnische Spezialitäten angeboten werden. Zeitgenössische und lokale Kunst stellt das Oulu Museum of Art aus. Auf der E8 geht es parallel zur Ostsee und entlang des Flusses Kemijoki bis nach Rovaniemi.  

Nicht nur trägt die Hauptstadt Finnisch-Lapplands den Beinamen als „Tor zur Arktis“, denn der Polarkreis verläuft direkt durch Rovaniemi. Auch ist das malerische Örtchen mit seinen bunten Holzhäuschen als Heimat des Weihnachtsmannes bekannt. Im Santa Clause Village können Besucher:innen im Postamt und im Santapark vorbeischauen. Übrigens: Wer die gekennzeichnete Polarkreislinie zu Fuß überquert, erhält hierfür ein Zertifikat als Andenken. 

4. Etappe: Rovaniemi - Levi (257 km)

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Die braun-weißen Rentiere sind vor allem in Finnlands Norden heimisch.

Hinein geht es nun in die beeindruckende, zunehmend karger werdende Landschaft von Finnisch-Lappland. Die Wälder dünnen aus, statt großer Nadelbäume finden sich Flechten, Moose und weite Hochebenen. Mit etwas Glück begegnen Reisende hier Rentieren, Elchen und Schneehühnern. Der nächste Zwischenstopp ist Levi, das größte Skigebiet des Landes. Wer Zeit für einen Abstecher mitbringt, stattet den Fjellgipfeln im Pallas-Yllästunturi-Nationalpark einen Besuch ab. 

5. Etappe: Levi - Inari (178 km)

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Wasser, so weit das Auge reicht: der Inari-See in Finnland

Ab Levi schwinden nicht nur die Bäume, sondern auch die Siedlungen am Wegesrand. Das nördliche Lappland ist die am dünnsten besiedelte Region des Landes. Tankstellen und Geschäfte gibt es hier nicht, deshalb sollte man sich vor Antritt der Etappe gut eindecken. 

Trotz aller Abgeschiedenheit gibt es am Wegesrand immer wieder etwas zu entdecken – zum Beispiel das Elfendorf Tonttila, ein Schlittenhunde-Park und die Porsche Ice Driving Area Finnland. Tipp für das Etappenziel Inari: Das Wilderness Hotel liegt eingebettet in der subarktischen Natur und empfängt Gäste in gemütlichen Cabins, Chalets oder Nordlicht-Hütten.

6. Etappe: Inari - Honningsvåg (352 km)

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Wenige Kilometer südlich des Nordkaps liegt das Städtchen Honningsvåg.

In der samischen Stadt Inari am gleichnamigen See startet die vorletzte und längste Etappe der Reise. Zuvor lohnt ein Besuch auf der familiengeführten Inari Reindeer Farm, die neben Fahrten im Schlitten auch Flussforellenangeln und Wanderungen anbietet. Im Museum Siida können Gäste zudem mehr über die Natur und die samische Kultur erfahren. 

Quer durch die menschenleere Wildnis von Finnisch-Lappland geht es weiter gen Norden. Am Fluss Anárjohka überqueren Reisende die Grenze zu Norwegen. Eine Tank- und Rastpause kann man in Lakselv einlegen, bevor der letzte, äußerst kurvenreiche Abschnitt beginnt. Die 160 Kilometer lange Strecke führt parallel zum Porsangerfjord bis in die kleine Stadt Honningsvåg.

7. Etappe: Honningsvåg - Nordkapp (35 km)

© iStock/Stockphoto24
Einzigartiges Spektakel: die Mitternachtssonne scheint am Nordkap

Wer will, besucht noch das Nordkapmuseum oder den Aussichtspunkt Nordkapptrappa in Honningsvåg. Das Highlight dieses Roadtrips liegt jedoch noch einmal 35 Kilometer nördlich. In der subarktischen Landschaft der Finnmark ist die Vegetation karg. Bäume und Büsche weichen Moosen, Flechten und Felsen. Unterwegs geben zahlreiche Rastplätze großartige Panoramen auf die mystische Landschaft frei. Dann ist das Ziel zum Greifen nahe: Auf 71° 10′ 21″ nördlicher Breite enden die Straße E69, das europäische Festland und dieser Roadtrip. Nach einer rund 1.500 Kilometer langen Fahrt ist der Blick auf den legendären Globus am Nordkap unbezahlbar.

Wer sich von diesem Moment und dem Ausblick gen Nordpol lösen kann, findet in der Nordkaphalle spannende Informationen über den bedeutenden Ort. Auch ein Restaurant, ein Souvenirladen und das Postamt sind hier ansässig. Als Andenken erhalten alle Besucher:innen ein abgestempeltes Nordkap-Diplom.  

Tipps für einen Roadtrip zum Nordkap

© IMAGO/Zoonar
Wer sich mit dem Camper zum Nordkap begibt, sollte gut ausgerüstet sein.

Die beste Reisezeit

Die beste Reisezeit für einen Roadtrip zum Nordkap sind die Sommermonate Juni bis Anfang September. Dann sind die Straßen in gutem Zustand und schneefrei. Außerdem können Reisende die arktische Mitternachtssonne erleben. 

Geeignetes Fahrzeug

Auch wenn kein Schnee liegt, sollten Autos möglichst geländetauglich sein. Für Notfälle ist es ratsam, einen stets gefüllten Benzinkanister sowie einen Wagenheber samt Ersatzrad mitzuführen. Je weiter nördlich die Route führt, desto weniger Tank- und Servicestellen sowie Infrastruktur gibt es. Planen Sie Ihre Tankstopps am besten vor jeder Etappe. In Norwegen gibt es mehrere Mautstraßen, die Gebühr wird elektronisch ermittelt. Wer hier unterwegs ist, sollte auf die blauen Schilder mit Kamerasymbol achten. Reisende können sich online bei Epass24 registrieren, um die Maut zu zahlen.

Was kostet der Eintritt zum Nordkap?

Für den Zugang zum Nordkap erhebt die Kommune derzeit umgerechnet 1,40 Euro pro Person, um die Sanitäranlagen, die Anlage und die Parkplätze instandzuhalten. Der Eintritt zur Nordkaphalle kostet umgerechnet etwa 28 Euro (Stand September 2024). 

Wetter am Nordkap

In Finnisch-Lappland und der Finnmark kann das Wetter mitunter sehr wechselhaft und unbeständig sein. Schnelle Wetterwechsel sind nicht selten. Auch im Sommer treten starke Regenfälle, Wind und Nebel auf. Die Nächte können trotz der Mitternachtssonne teils sehr kalt werden. Ausreichend warme und windfeste Kleidung sowie festes Schuhwerk sollten daher mit ins Gepäck.

Unterkünfte

Wer mit einem Wohnmobil oder Camper unterwegs ist, findet am Wegesrand  Camping- und Standplätze mit guter Infrastruktur. Das Wildcampen ist sowohl in Norwegen als auch in Finnland nahezu überall erlaubt. Reisende, die unterwegs auf Hotels und Pensionen angewiesen sind, sollten sich vor allem im Hochsommer vorab über die Verfügbarkeit informieren und gegebenenfalls rechtzeitig buchen. 

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