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Sehenswürdigkeiten

7 der schönsten Dörfer in Italien

Wer nach Dolce Vita sucht, sollte Italiens verschlafenen Dörfern einen Besuch abstatten. Wir zeigen sieben der schönsten Orte – abseits der Tourismuszentren Cinque Terre, Positano und Co.

Text Mila Krull
Datum 27.07.2024

Romantische Fischerorte, abgelegene Bergdörfer, mittelalterliche Siedlungen: Wer Italien abseits der Großstädte erkunden will, kann aus dem Vollen schöpfen. Über das gesamte Land verteilt finden sich zahlreiche malerische Dörfer. Viele von ihnen sind unberührt vom Massentourismus und haben ihren ursprünglichen Charme über Jahrhunderte erhalten können.

Um diesen kulturell, sozial sowie historisch bedeutsamen Orten eine gemeinsame Stimme und mehr Aufmerksamkeit zu schenken, wurde im Jahr 2001 die Organisation I borghi più belli d'Italia (Die schönsten Dörfer Italiens) ins Leben gerufen. Jährlich werden neue Destinationen in die Liste aufgenommen, mittlerweile tragen mehr als 7.000 Gemeinden den begehrten Titel. Ziel ist es unter anderem, Infrastruktur und Wohnhäuser vor dem Verfall zu retten und den verbliebenen Bewohner:innen neue Perspektiven zu ermöglichen. Wir haben uns die Liste näher angeschaut und stellen sieben der schönsten Dörfer von Italien vor. 

1

Canale di Tenno

© iStock/Roman Kybus
Unweit des Gardasees liegen die verschlafenen Gassen von Canale di Tenno.

Bereits die Anfahrt ist ein Erlebnis, denn eine kurvenreiche Straße führt Besucher:innen vom nördlichen Ufer des Gardasees durch die beeindruckende Natur des Monte Misone hinauf zum Dorf Canale di Tenno. Der Ausflug gleicht einer Reise in die Vergangenheit: Enge Gassen, rustikale Häuser im Trentiner Baustil, ein beschaulicher Marktplatz und Rundbögen zeigen, wie es hier bereits vor Jahrhunderten ausgesehen hat. Der Ortskern ist äußerst klein, aber nicht minder beeindruckend. Vollständig sind hier sämtliche historischen Strukturen erhalten geblieben. 

Einen Aufschwung erlebte Canale di Tenno in den 1960er Jahren, als der Maler Giuacomo Vittone dieses Juwel entdeckte und damit begann, es in vielen seiner Arbeiten zu verewigen. Er eröffnete schließlich eine Galerie, die nach und nach weitere Künstler:innen und Besucher:innen anzog. Noch heute findet die lokale Kunst in der Casa degli Artisti einen Platz.

Wer sich ebenfalls von der Stimmung und der Landschaft rund um Canale di Tenno inspirieren lassen will, kann eine zwanzigminütige Wanderung zum nahen Tennosee unternehmen. Der türkisfarbene Bergsee mit der kleinen Insel ist im Sommer ein beliebter Badeort. Übrigens: Für Autos ist in Canale di Tenno kein Platz. Besucher:innen und Anwohner:innen parken ihre Wagen unterhalb des Dorfes. 

Weitere malerische Dörfer im Trentino entdecken Sie hier. 

2

Atrani

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Sonnenuntergang an der Amalfiküste: die Gemeinde Atrani

Unweit von Amalfi öffnet sich das Dorf Atrani wie ein antikes Theater dem Mittelmeer. Die knapp 800 Einwohner:innen leben in schmalen Gassen mit pastellfarbenen Häusern, die sich auf nur 0,2 Quadratkilometern in einer Felsspalte zwischen Strand und steilen Klippen stapeln. Damit zählt Atrani zu den kleinsten Gemeinden in ganz Europa. Dennoch hat ihre Erscheinung eine große Wirkung: Imposant ist der Blick von dem mit Liegen und Schirmen gepflasterten Sandstrand hinauf zum eindrucksvollen Mauerwerk, das die waghalsig konstruierten Gebäude stützt.

Auf den Ruinen einer mittelalterlichen Burg entstand 1274 die erste Kirche des Dorfes, weitere folgten. Wer alles erkunden will, sollte gut zu Fuß sein: Atrani besteht zum Großteil aus Treppen, Autos gibt es nicht. Sehenswert ist die Kirche San Salvatore de’ Bireto, in der einst die Dogen von Amalfi gekrönt wurden. Das Bauwerk grenzt unmittelbar an die Piazza Umberto l, den zentralen Platz des Ortes mit seinen netten Cafés und Restaurants. Unbeeindruckt vom Rummel im benachbarten Amalfi, konzentriert man sich in Atrani auf Slow Travel. Es gibt nur wenige, kleine Hotels und auch die weiteren touristischen Angebote sind begrenzt. Umso schöner ist die verträumte Atmosphäre in diesem außergewöhnlichen, italienischen Dorf. Nur am Sandstrand wird es in den Sommermonaten mitunter recht voll. 

3

Alberobello

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Besondere Bauwerke: die Trulli in Alberobello

Zwar gilt Alberobello in Apulien als Kleinstadt, doch ihr Erscheinungsbild ist so einmalig, dass sie in dieser Liste nicht fehlen darf. Berühmt ist der Ort nahe Bari für seine mehr als 1.500 weißen Kegelbauten, die sogenannten Trulli. Der Name stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie Kuppel. Seit 1996 sind die traditionellen Häuser Teil des UNESCO-Weltkulturerbes und eine Attraktion der ganzen Region. Das größte Gebäude, das Trullo sovrano, umfasst als einziges zwei Stockwerke und beherbergt ein kleines Museum. 

Die besondere Atmosphäre können Besucher:innen auch in mehreren Restaurants oder Hotels erleben, die in den Trulli untergebracht sind. Manche begeistern mit blumengesäumten Terrassen, einige haben sogar einen Pool. Andere Trulli wiederum werden nach wie vor als Wohnhäuser genutzt. Die massiven Steinwände und kleinen Fenster schützen die Bewohner:innen auch mehr als 500 Jahre nach ihrer Entstehung noch bestens vor Kälte und Hitze. Neben der Basilica dei Santi Medici und der Kirche Sant’ Antonio da Padova zählt das Casa d’Amore, in dem die Touristinformation untergebracht ist, zu den Sehenswürdigkeiten des Städtchens. 

4

Tellaro

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Alternative zu den Dörfern der Cinque Terre: Tellaro

Wer Menschenmassen scheut, sollte um die Dörfer der Cinque Terre einen weiten Bogen machen. Oder ab La Spezia einfach in die andere Richtung reisen. Denn etwas weiter südlich liegen die ruhigen, teils noch unbekannten Orte der italienischen Riviera. Eines der schönsten: das einstige Fischerdorf Tellaro. Dieses kleine Dorf steht den nördlichen Berühmtheiten in nichts nach. Enge Gassen, endlose Treppen und dicht aneinander gebaute, bunte Häuser umgeben das Hafenbecken mit seinen Fischerbooten. Besonders romantisch ist der Anblick in den Abendstunden, wenn die untergehende Sonne die rötlichen Häuser zum Strahlen bringt. 

Einen Strand gibt es nicht, aber davon lassen sich Locals wie Gäste nicht beirren. An warmen Tagen werden auf den Felsplateaus am Hafen die Handtücher ausgebreitet, denn von hier aus lässt es sich bestens ins Wasser springen und in der Sonne entspannen. Nur am zweiten Sonntag im August wird es voll in den Straßen von Tellaro. Dann feiert das Dorf das Fest Sagra del Polpo (das Krakenfest), das an eine örtliche Legende erinnert. Demnach rettete ein Oktopus die Bevölkerung einst vor dem Angriff feindlicher Piraten, indem er mit seinen Tentakeln die Kirchenglocken läutete. Nicht gerade fair: Heute landen die Nachfahren des ehrenhaften Meeresbewohners auf den Tellern der Feiernden.

Tipp: Vor allem in den Sommermonaten sind die gebührenpflichtigen Parkplätze rar. Wer früh anreist, hat die besten Chancen. 

5

Civita di Bagnoregio

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Sterbende Stadt oder Besuchermagnet? Die Civita Di Bagnoregio

Was für ein Anblick: Inmitten der wilden Natur des Latiums liegt das abgeschiedene Dorf Civita di Bagnoregio wie eine Krone auf einem Felsen. Nur über einen Fußgängerweg können Menschen die mittelalterlichen Straßen erreichen – eine Tatsache, die den wenig verbliebenen Bewohner:innen mehr und mehr Schwierigkeiten bereitet. Darüber hinaus bedrohen dauerhafte Bodenerosionen die Statik der Gebäude, Straßen und des historischen Mauerwerkes. Rund 2.500 Jahre nach Gründung der etruskischen Siedlung nagt der Zahn der Zeit mehr und mehr an diesem einmaligen Ort. Auch deshalb zählt Civita di Bagnoregio nicht nur zu den I borghi più belli d'Italia, sondern gilt auch als città che muoiono, als sterbende Stadt. 

In den vergangenen Jahren haben Investor:innen und Liebhaber:innen viel Geld und Arbeit investiert und mehrere marode Gebäude saniert. Mit Veranstaltungen, Hochzeiten und Konzerten soll das Dorf wiederbelebt werden; ein Hotel, Restaurants und kleine Geschäfte schaffen neue Möglichkeiten des Tourismus. Zudem zahlen Besucher:innen ein Eintrittsgeld, mit dem weitere Instandhaltungsmaßnahmen realisiert werden sollen. 

6

Castelmola

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Blick auf die Chiesa di San Nicolo di Bari in Castelmola auf Sizilien

Spätestens seit der HBO-Serie „The White Lotus“ erfreut sich die Stadt Taormina im Osten von Sizilien großer Beliebtheit. Wer noch Unbekanntes entdecken will, fährt oder wandert drei Kilometer weiter nördlich ins benachbarte Dorf Castelmola. Trotz zahlreicher Angriffe in der Vergangenheit ließen sich die Anwohner:innen nicht beirren, sie bauten ihr Zuhause im Laufe der Geschichte gleich mehrmals wieder vollständig auf. Geblieben sind unter anderem zwei sehenswerte Kirchen aus dem 17. Jahrhundert, ein arabisches Kastell und historische Schachtgräber aus dem 10. bis 7. Jahrhundert v. Chr. 

Den schönsten Blick haben Besucher:innen vom zentralen Platz der Piazza Sant‘Antonio, zu Füßen liegen Taormina und die Küste – und auch der Ätna ist zu sehen. Bevor es wieder hinab geht, sollten Gäste unbedingt den typischen Mandelwein probieren. In den örtlichen Lokalen wird der süße Vino di Mandorla eiskalt serviert. 

7

Pitigliano

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In Stein gemeißelt: das Dorf Pitigliano in der Toskana

Mehr als 20 I borghi più belli d'Italia liegen in der Toskana. Ein ganz besonderes findet sich im Südosten der Provinz Grosseto und wurde zur Zeit der Etrusker:innen auf einem Tuffsteinfelsen errichtet. Aus der Ferne mag man meinen, es handele sich bei Pitigliano um eine lebensgroße Sandburg. Tatsächlich wurden zahlreiche Gebäude des Dorfes aus dem steinernen Sockel gemeißelt, andere aus abgetragenem Tuff errichtet. 

Im Ort selbst locken zahlreiche Sehenswürdigkeiten wie die Kathedrale, die Piazza della Repubblica, der Palast samt zweier Museen und das jüdische Viertel. Beeindruckend ist auch das Aquädukt an der Via Cavour, das im 17. Jahrhundert unter den Medici fertiggestellt wurde. In der näheren Umgebung von Pitigliano wartet eine beeindruckende Landschaft, durchzogen von glitzernden Bächen, tiefen Schluchten und den historischen Höhlenstraßen der Etrusker:innen, die bis zu 25 Meter tief unter der Erde liegen. 

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