© IMAGO/imagebroker
Erleben

Von Wind und Whisky: Schottlands einsame Inseln

Die Orkneys, der Shetland-Archipel, Innere und Äußere Hebriden: Schottland zählt rund 800 Inseln, gerade mal 130 davon sind bewohnt. Unsere Tipps für Trips zu wilden Schönheiten.

Datum 04.02.2025

Die rauen Inseln vor der Nordwest-Küste Schottlands sind an Stürme gewohnt. Hier gibt es keine Bäume, kaum Sträucher, stattdessen beschränkt sich die hiesige Flora auf das Allernötigste.

Der Schönheit der Eilande tut das keinen Abbruch. Die Gewalt des Atlantiks reicht aus für ein unvergessliches Naturschauspiel, das hier jeden Tag zur Aufführung kommt. Mit lautem Tosen donnert die Gischt an die zerklüftete Felsen, die steil aus den Fluten ragen. Anderenorts locken irrwitzig helle Strände, die an eher karibische Gefilde erinnern. 

Ob die Hebriden, Shetlands oder Orkneys: Schottlands Inseln sind zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Und auch wenn die Anreise mitunter etwas länger dauert, so entlohnen die schroffen Eilande ihre Besucher mit einsamen Weiten, einer berauschenden Natur und so manch kulinarischen Höhepunkten. Wir stellen neun besondere schottische Inseln vor. 

1

Harris

© iStock/Richard Heath
Nahezu karibisch: der Strand Luskentyre auf der Isle of Harris

Vor der Westküste Schottlands liegt der zerklüftete Hebriden-Archipel. Die größte Insel namens Lewis and Harris zählt etwa 20.000 Einwohner und ist, wie ihr Name bereits vermuten lässt, in zwei Gebiete unterteilt. Auf dem südwestlichen Harris liegt der Hafen von Tarbert, der Besuchern als Ausgangspunkt für Erkundungen dient. 

Rund 20 Kilometer entfernt schmiegen sich einige der schönsten Sandstrände des Archipels an die Küste. Auch in den Sommermonaten liegen der Nisabost Beach und der Luskentyre Beach nahezu verlassen da. 

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist der Eilean Glas, ein Nachfolgebauwerk des ersten Leuchtturms der Hebriden. Ein Spaziergang von ungefähr 40 Minuten führt durch Heidelandschaft von Scalpay zum Turm. 

Berühmt ist die Insel übrigens nicht nur für ihre dramatischen Küsten, sondern auch für den hier produzierten Harris Tweed. Den handgewebten Wollstoff stellen die Bewohner der Äußeren Hebriden in langer Tradition her. Im Geschäft Isle of Harris Tweed stapeln sich Ballen um Ballen die kostbaren Stoffe, auf die die Inselbewohner so stolz sind. Mit etwas Glück erleben Besucher sogar eine Web-Vorführung. 

Mehr Informationen über den Harris Tweed

Weitere Tipps für Harris auf explore-harris.com

2

Lewis

© iStock/Carol Herbert Photography
Blick auf den Hauptort Stornoway auf der schottischen Insel Lewis

Lewis ist der nördliche und weitaus größere Teil der Lewis-and-Harris-Insel. Der Ort Stornoway mit Flughafen und Fährterminal, urigen Pubs und coolen Cafés ist die einzige richtige Stadt des Archipels. Sehr beliebt ist Lewis bei Surfern – wegen der atlantischen Wellen und der kilometerlangen Sandstrände. 

Aber auch Wanderern und Geschichtsinteressierten hat die Insel einiges zu bieten: Die Callanish Standing Stones sind Zeugen der Megalithkultur der Inseln. 50 Monolithen, mehr als fünf Meter hoch, zu Steinkreisen geordnet, stehen dort in geheimnisvoller Schönheit seit 5.000 Jahren. Was ihre genaue Funktion war, ist bis heute nicht bekannt. 

Weitere Infos auf isle-of-lewis.com

3

Skye

© iStock/CHUNYIP WONG
„Old Man of Storr“ heißt dieser ikonische Hügel auf der schottischen Insel Skye.

Skye – ein Name mit himmlischem Klang. Doch übersetzt hört er sich wenig einladend an. Er leitet sich vom Altnordischen „sky-a“ ab: „Wolkeninsel“ – eine Anspielung auf die oft verhangene Bergkette der Cuillin Hills. Dabei ist Skye, die größte Insel der Inneren Hebriden, bei jedem Wetter eine echte Schönheit: ein 80 Kilometer langer Flickenteppich aus Mooren, Buchten, Klippen und leuchtenden Lochs, in den sich mächtige Burgen und Dörfer einfügen. Besucher konzentrieren sich meist auf die Halbinsel Trotternish und Portree, Dunvegan Castle gehört für so gut wie alle zum Pflichtprogramm. Wer jedem Rummel entfliehen will, sollte die entlegeneren Inselregionen besuchen; etwa die Fairy Pools bei Glenbrittle, eine Reihe bezaubernder Wasserfälle. Und wenn dort die Wolken dann wirklich tief hängen, ist man froh, dass 1823 die Schotten den Regenmantel erfunden haben.

Weitere Tipps für die Isle of Skye

4

Iona

© iStock/MatGo
Heilige Insel und Wallfahrtsort: die Isle of Iona mit der Klosteranlage Iona Abbey

So klein Iona auch sein mag, die Insel der Inneren Hebriden war lange das religiöse Zentrum von Schottland – davon zeugen einige teils verfallene Sakralgebäude und die berühmte Iona Abbey. Vor der Kapelle des Klosters stand lange das reich verzierte Kreuz von St John, heute findet man vor dem Bau eine Replik, das Original wird seit 50 Jahren im Klostermuseum aufbewahrt.

Im Jahr 563 landete der irische Missionar Columban mit zwölf Gefolgsleuten auf der Insel, gründete ein Kloster und begann mit der Verbreitung des Christentums in England. Über Jahrhunderte galt Iona als heilige Stätte, viele Könige wurden hier zu Grabe getragen, auch der in Shakespeares Drama verewigte Macbeth. Wer aber Frieden und womöglich gar Ionas spirituelle Kraft spüren möchte, sollte über Nacht bleiben. Still wird es hier erst, wenn die vielen Tagesbesucher wieder abgereist sind. 

Weiteres rund um Iona auf welcometoiona.com

5

Islay

© Beam Suntory
Naturtalent: Kein Künstler könnte Landschaften besser in Szene setzen als das Wechselspiel aus Wolken und Licht auf Islay.

Die südlichste Insel der Inneren Hebriden hat ihren eigenen Flughafen und ist zum Beispiel von Glasgow aus in rund 40 Minuten Flugzeit zu erreichen. Draußen, vor der abwechslungsreichen Küste mit Buchten und Klippen, Sandstränden und Marschwiesen, hört man die Seehunde schnauben. Adler ziehen durch die Lüfte, dazu Alpenkrähen und Zehntausende Gänse. Auf den sanften, welligen Grashügeln steigt einem der Geruch von blühenden Orchideen in die Nase. Und der von Whisky. 

Ganze acht Brennereien gibt es auf Islay, knapp 480 Millionen Pfund Verbrauchssteuer spült der örtliche Whisky – kräftig und rauchig – jährlich in die Staatskasse. Und jeden Juni, beim Festival of Malt and Music, öffnen die Destillerien besonders lange ihre Pforten. Dann wird getrunken, viel getrunken. Dazu gibt’s flotten Folk, gälische Lieder und traditionelle Tänze. 

Hier lesen Sie unseren Reisebericht von der Whisky-Insel Islay

Weitere Informationen auf der Webseite islayinfo.com

6

Colonsay

© iStock/JimmyLung
Schaf am Strand: der Kiloran Beach auf Colonsay

Das milde Klima des Golfstroms beschert dem Eiland nördlich von Islay eine außergewöhnliche Vegetation aus fruchtbaren Machairböden und Birken. Der Legende nach soll der heilige Columban nach seinem Aufbruch von Irland zuerst hier schottischen Boden betreten haben. Als er jedoch einen Hügel bestieg und feststellte, dass er noch immer die Küste seiner Heimat sehen konnte, zog er nach Norden weiter. 

Zurück blieb nur sein Name: Colonsay bedeutet „Columbans Insel“. Heute finden sich auf Colonsay ein altes Kloster, ein Waldgarten, Forellenseen, die säbelförmige Kiloran Bay mit ihrem goldsandigen Strand und 22 McPhies, wie die bei Bergwanderern beliebten Erhebungen über 300 Fuß heißen.

7

Mull

© IMAGO/Bonn.digital
Bekannt für ihre Meeresspezialitäten: die Isle of Mull mit dem Hafen von Tobermorey

Ein karges Eiland, von Wind und Wellen rasiert, auf dem nur einige Schafhirten, Fischer und B&B-Betreiber leben – das ist Mull, die kleine Insel der Inneren Hebriden. Und doch ist sie ein Paradies – und zwar eines für Feinschmecker: Der kalte Atlantik spült reichlich Plankton durch die Buchten, Sunde und Fjorde und lockt damit Austern, Miesmuscheln, Jakobsmuscheln, Hummer und Langusten. 

Die Schalentiere sind exquisit, werden in alle Welt exportiert. Natürlich verkaufen die Einheimischen ihre Köstlichkeiten auch vor Ort, in kleinen Buden und gemütlichen Restaurants. Was dort auf den Teller kommt, gehört zu den besten Meeresfrüchten in Europa

Mehr über die Isle of Mull

8

Mainland

© IMAGO/Depositphotos
Die Ausgrabungsstätte Skara Brae auf der Insel Mainland

Der Zauber der Orkneys macht sich bemerkbar, sobald die Fähre die schottische Nordküste hinter sich lässt. Im Küstennebel funkeln die flachen, grün bewachsenen Inseln schon aus der Ferne. Mit 523 Quadratkilometern ist Mainland die größte unter ihnen. 

Auf ihr liegen die Ausgrabungsstätte Skara Brae, älter als die Pyramiden, der Steinkreis Ring of Brodgar und das Kammergrab Maeshowe mit seinen von Wikingern eingemeißelten Runen. Das Erbe der Nordmänner ist auf den Orkneys unverkennbar. Schon die Flagge mit blau-gelbem Kreuz auf rotem Grund zeigt: Den skandinavischen Nachbarn fühlt man sich hier näher als den Schotten. 

9

Arran

© iStock/Jim Monk
Zerklüftete Felsenpool bilden das „Pirate's Cove“ auf der Insel Arran.

Auf keinem anderen Flecken der schottischen Erde gibt es so eine landschaftliche und geologische Vielfalt wie auf Arran, der Insel im Firth of Clyde. Auf einer Fläche von rund 30 mal 14 Kilometern vereint Arran die beeindruckenden Gipfel der Highlands, das fruchtbare Ackerland der Lowlands, dramatische Klippen und einsame Strände. Dazu gibt’s gemütliche Pubs und jede Menge Unterkünfte. Wenn Sie auf den Goatfell wandern, den mit 874 Metern höchsten Punkt der Insel, können Sie bei schönem Wetter bis zur nordirischen Küste blicken. Zu erreichen ist die Insel gut per Autofähre vom südschottischen Ardrossan oder im Sommer auch von Claonaig in den Highlands aus.

Mehr Informationen zu Arran auf visitarran.com

Das könnte Sie auch interessieren

© iStock/studioworxx
Erleben
Leer und kaum bekannt: 6 deutsche Inseln für einen ruhigen Urlaub

Inseln wie Sylt und Rügen platzen im Sommer aus allen Nähten. Dann sind Hotels, Restaurants und Strandkörbe lange im Voraus ausgebucht und der Urlaub verspricht kaum Erholung. Abhilfe schaffen andere deutsche Inseln, die man (fast) ganz für sich allein erleben kann.

© Luca Micheli/Unsplash
Erleben
Zypressen, Marmor und Mosaik: 7 besondere Orte in der Toskana

Florenz, Pisa und Siena zählen zu den beliebten Reisezielen der Toskana. Wer die italienische Region lieber in Ruhe erleben will, findet auch weniger gut besuchte Städte, Strände und Landschaften. Sieben Tipps für die unbekannten Seiten der Toskana.