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Erleben

Die Wiederauferstehung von Notre-Dame de Paris

Am 7. Dezember 2024 ist es endlich so weit: Die Kathedrale Notre-Dame de Paris öffnet ihre Pforten nach mehr als fünf Jahren für Besucher. Alle Infos zur Wiedereröffnung finden Sie hier.

Datum 03.12.2024

Als Frankreichs Präsident Emmanuel Macron 2019, nach dem verheerenden Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame, versprach, die weltberühmte Kirche werde in nur fünf Jahren wieder aufgebaut, hielten ihn viele für verrückt oder meinten, er behaupte das völlig willkürlich. Doch es gelang. Wenn am 7. Dezember das über 850 Jahre alte Meisterwerk der Gotik im Herzen von Paris wieder öffnet, endet ein Kapitel voller Herausforderungen, Risiken und Kontroversen. 

Das Unglück und die Rekonstruktion im Überblick.

Ein Rückblick: Was 2019 passierte

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Die Fotos gingen um die Welt: Im April 2019 brach der verheerende Großbrand aus.

Am 15. April 2019 ertönte um 18:20 Uhr, nach dem Beginn eines Gottesdiensts, der erste Feueralarm. Die Gläubigen mussten aus dem Gebäude, durften aber wieder zurück, denn es war nichts von einem Feuer zu sehen. Wenige Minuten später, um 18:43 Uhr, ging der Alarm erneut los. Die Kirche wurde geräumt. Gegen 19:50 Uhr stürzte der Spitzturm in sich zusammen. Ein dramatischer Moment, der weltweit auf Bildschirme übertragen wurde. Zum Glück wurde bei dem Unglück niemand ernsthaft verletzt. 

Bei dem Großbrand wurden jedoch der gesamte Dachstuhl, der Spitzturm und ein Teil des oberen Gewölbes zerstört. Gerettet werden konnten die Hauptstruktur und die beiden Glockentürme. Viele Kunstwerke sowie die berühmten Rosettenfenster und die große Orgel mit 8.000 Pfeifen blieben weitgehend unversehrt und erlitten eher Rauch- als Brandschaden. Auch die Dornenkrone, die bedeutendste Reliquie der Kathedrale, wurde von den Flammen verschont. Jesus Christus soll sie bei seiner Kreuzigung getragen haben.

Weltweite mediale Bestürzung über den Brand von Notre-Dame

Der Brand löste weltweit Bestürzung aus. Papst Franziskus, der frühere US-Präsident Barack Obama, die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel – viele äußerten sich. Zur Rettung des symbolträchtigen Denkmals wurden insgesamt über 840 Millionen Euro gesammelt. Die 350.000 Spender stammen aus 150 Ländern. Zu den Großmäzenen gehörte der französische Milliardär und Chef des Luxuskonzerns LVMH, Bernard Arnault, der 200 Millionen Euro spendete. Auch aus Deutschland kamen Gelder. In Form von Know-how leistete auch die Dombauhütte in Köln ihren Beitrag: Vier Glasfenster wurden zu neuem Glanz gebracht.

Probleme und Herausforderungen beim Wiederaufbau

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Sie ist der Stolz von Paris: die Kathedrale Notre-Dame, hier noch vor dem Großbrand 2019.

Vor dem verheerenden Brand war die Turmspitze restauriert worden. Das dafür auf dem Dach installierte Gerüst hielt dem Einsturz der Turmspitze zwar stand, wurde jedoch durch die Hitze des Feuers verformt und zu einem Sicherheitsrisiko für die schwer beschädigte Kathedrale. Das Gerüst bestand aus rund 40.000 Teilen, wog 200 Tonnen und befand sich teils in 40 Meter Höhe. Der Abbau war ein schwieriges Unterfangen. 

Und: Als das Gotteshaus in Flammen stand, gingen über 400 Tonnen Blei in Rauch auf, die im Dach und in der Turmspitze enthalten waren. Der Bleistaub setzte sich in großen Mengen rund um die Kathedrale ab, weswegen auch der Vorplatz zeitweise gesperrt wurde. Es dauerte rund vier Monate, bis die Umgebung von dem Schwermetall gründlich gereinigt war. Forderungen, die Bauarbeiten zu unterbrechen, wurden laut, als 2023 der fertiggestellte Dachstuhl wieder mit giftigem Blei bedeckt wurde.

Die Rekonstruktion der Kathedrale Notre-Dame de Paris

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Auch von innen erstrahlt die Kathedrale Notre-Dame de Paris in neuem Glanz.

Nach mehr als zweijährigen Sicherungs- und Reinigungsarbeiten begann 2021 die Rekonstruktion von Notre-Dame. Doch zuvor war die Frage nach dem künftigen Antlitz des Wahrzeichens von Paris zum Zankapfel der Nation geworden: modern oder originalgetreu? In den hitzigen Streit unter Politikern und Architekten schaltete sich die UNESCO ein, die daran erinnerte, dass die Kathedrale auf der Liste des Weltkulturerbes steht. Die Ideen der Modernisten reichten von einem begrünten und begehbaren Dach bis zu einem hochmodernen Spitzturm. 

Die Stämme von über 2.000 Eichenbäumen im Alter zwischen 100 und 200 Jahren waren für den Wiederaufbau des gesamten Dachstuhls über Kirchenschiff und Chorraum und des Spitzturms notwendig. Restauriert wurde nach mittelalterlichem Vorbild. Die neuen Balken wurden mit der Axt bearbeitet, genau wie zur Zeit der ersten Baumeister. Die Eichen wurden aus rund 200 französischen Wäldern ausgewählt. Ein einzigartiges Nebelsystem wurde installiert, das bei Brandgefahr Millionen Mikrotröpfchen Wasser freisetzen soll.

Die neue Olympia-Glocke von Notre-Dame

Bei der Wiedereröffnung hat die Kathedrale drei neue Glocken, darunter die, die während der Olympischen Spiele in Paris im Sommer im Stade de France von jedem Leichtathletik-Sieger geläutet wurde. Sie trägt die Aufschrift „Paris 2024”. Die drei neuen Glocken ersetzen drei, die zuvor in der Nähe des Spitzturms hingen, der bei dem Brand in sich zusammenstürzte.

Emmanuel Macron besuchte Notre-Dame vor Wiedereröffnung

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Emmanuel Macron und seine Frau Brigitte besuchten die Kathedrale eine Woche vor Wiedereröffnung.

Eine Woche vor der offiziellen Wiedereröffnung hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ein letztes Mal die Großbaustelle Notre-Dame besichtigt. Der Schock der Wiedereröffnung werde so groß sein wie der des Feuers, sagte Macron. Es werde jedoch ein Schock der Hoffnung sein, bekräftigte er. Mit dem Besuch des französischen Präsidenten gelten die Bauarbeiten offiziell als beendet.

Das Wahrzeichen von Paris ist nun kaum wiederzuerkennen: 42.000 Quadratmeter Naturstein wurden von angesammeltem Schmutz und Ruß gereinigt und erstrahlen leuchtend hell. Die Kathedrale wurde wieder identisch rekonstruiert. Zeitgenössisch hingegen ist die Kirchenausstattung geworden. Der Altar und das Tabernakel, in dem die geweihten Hostien aufbewahrt werden, sind in minimalistischem Design und aus Bronze. Ebenso wie das Taufbecken gleich am Eingang der Kathedrale. Die alte Taufstelle befand sich früher in einer Kapelle auf der Nordseite. 

„Sie haben das Unmögliche möglich gemacht"

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Emmanuel Macron bei seinem Besuch in der Kathedrale Notre-Dame

Halt machte Macron bei seinem Besuch im Beisein seiner Frau Brigitte und des Erzbischofs von Paris, Laurent Ulrich, auch vor dem neuen Dornenkronen-Reliquiar: ein monumentales, aus gelben Glassteinen bestehendes Behältnis, das erst am 13. Dezember an seinen neuen Platz zurückkehren wird. Während des Brandes im Jahr 2019 wurde die kostbare Dornenkrone, die 1239 in Paris ankam, von der Pariser Feuerwehr heldenhaft vor den Flammen gerettet.

Die Jahrhundertbaustelle sei unter außergewöhnlichen Bedingungen organisiert worden, sagte Macron abschließend in seiner Rede vor rund 1.200 Handwerkern, Gesellen und Architekten. Es sei darum gegangen, das Beste des französischen Know-hows zusammenzubringen: „Sie haben das Unmögliche mögliche gemacht”, sagte Macron. An der Restaurierung wirkten über 2.000 Männer und Frauen mit.

Wieso brannte Notre-Dame 2019?

Wieso das Wahrzeichen von Paris 2019 in Flammen aufging, ist noch immer nicht endgültig geklärt. Erste Vermutungen zur Brandursache gingen von einem missachteten Rauchverbot auf der Baustelle aus. Auch ein Kurzschluss wurde in Erwägung gezogen, der im Zusammenhang mit damaligen Renovierungsarbeiten gestanden haben könnte. 

Restaurierung geht nach Wiedereröffnung weiter

Die bisherigen Rekonstruktionskosten belaufen sich auf etwa 700 Millionen Euro. Mit den restlichen Spendengeldern – über 140 Millionen Euro – sollen die Schäden behoben werden, die es schon vor dem Brand gab. Die ab 2025 geplanten Arbeiten zur Neugestaltung des Umfelds (etwa die Plätze vor und hinter der Kirche) werden auf etwa 50 Millionen Euro beziffert. 160 Bäume sollen zusätzlich gepflanzt und Rasenflächen geschaffen werden.

-dpa 

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