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Natur

Provence: Die schönsten Orte der Lavendelblüte

Leuchtende Felder, so weit das Auge reicht: In den Sommermonaten verwandelt sich die Provence in ein purpurnfarbenes Paradies. Wenn der Lavendel in voller Blüte steht, wird die Reise nach Südfrankreich zum besonderen Erlebnis. Wir geben Tipps für einen Urlaub in der Provence.

Text Mila Krull
Datum 07.06.2024

Kaum eine Region der Welt ist so tief mit einer Pflanze verwurzelt wie die französische Provence. Hier, im Südosten des Landes, wabert im Sommer der liebliche Lavendelduft durch das Hinterland. Dann stehen die zarten Sträucher auf den schier endlosen Feldern in voller Blüte und geben ein beeindruckendes Naturschauspiel ab. 

Besonders betörend ist der Anblick am Abend: Wenn sich die untergehende Sonne orange färbt, bildet sie einen einzigartigen Kontrast zum Violett des blühenden Lavendels. Wo Sie diesen ikonischen Anblick erleben können, wann die Lavendelblüte in vollem Gange ist und was die Provence in dieser besonderen Zeit zu bieten hat, erfahren Sie im Folgenden.

Die Lavendelblüte in der Provence

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Ein blühendes Lavendelfeld im Morgennebel

Die Lavendelpflanze liebt es trocken und warm. Sie ist deswegen in der Mittelmeerregion beheimatet und bis heute weit verbreitet. In Südfrankreich reicht die Tradition des Lavendelanbaus bis in die Antike zurück, als die Römer:innen die heilende und beruhigende Wirkung des Lippenblütlers erkannten. Im 19. Jahrhundert gewann der Anbau der zarten Pflanze noch einmal mehr an Bedeutung, als die Parfümindustrie im naheliegenden Grasse florierte. Weltweit sind die Départements Vaucluse, Alpes-de-Haute-Provence und Drôme für ihre violett blühenden Felder bekannt und der Lavendel ein Symbol der gesamten Region.

Wann blüht der Lavendel in der Provence?

Die Lavendelblüte in der Provence variiert je nach Pflanzenart, Höhenlage und den klimatischen Bedingungen vor Ort. In der Provence sind vor allem zwei Arten des Lavendels vertreten: der Echte Lavendel sowie der Lavandin. Letzterer ist am weitesten verbreitet, seine blau-violette Blüte beginnt Mitte Juni und reicht bis Mitte August. Seltener und kostbarer ist der Echte Lavendel, der vor allem in den Bergregionen wächst. Seine dunkelviolette, teils purpurfarbene Blüte öffnet sich Anfang Juni und blüht bis Mitte oder Ende August. Wenn die vorangegangenen Monate besonders regenreich waren, verzögert sich die Blüte um einige Tage. Die beste Reisezeit zur Lavendelblüte in der Provence beginnt Mitte Juni und endet Ende Juli, da die Felder im August mitunter bereits abgeerntet sind. Wer die leuchtende Pracht in Ruhe genießen möchte, sollte vor Beginn der französischen Sommerferien Anfang Juli anreisen.

Wo ist die Lavendelblüte in der Provence am schönsten?

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Blühender Lavendel vor der Abtei von Senanque in der Provence

Besucher:innen können das Naturschauspiel in der gesamten Region aus nächster Nähe erleben. Die Landstraßen führen direkt vorbei an den weitläufigen Lavendelfeldern. Doch Vorsicht: Die Pflanzen sind sehr empfindlich, bleiben Sie daher auf den Wegen. Drei besonders schöne Orte der Lavendelblüte stellen wir im Folgenden vor.

Abbaye Notre-Dame de Sénanque

Kein Geheimtipp, aber dennoch eine Empfehlung: Im Départment Vaucluse liegt die Gemeinde Gorse mitsamt dem fast 900 Jahr alten Kloster Notre-Dame de Sénanque. Das Innere der historischen Abtei können Besucher:innen im Rahmen einer Führung erkunden, für die sich eine Buchung vorab empfiehlt. Doch das ist gar nicht notwendig, denn während der Lavendelblüte ist vor allem der Anblick von außen hinreißend. Dann bildet das Grau der Klostermauern einen fabelhaften Kontrast zum blauen Himmel und dem leuchtenden Violett der umliegenden Felder. Wer den wohltuenden Lavendelduft mit nach Hause nehmen will, kann von Montag bis Samstag im Klosterladen nach handgemachten Lavendel-Produkten stöbern. 

Plateau von Valensole

Als Herz der Provence oder Lavendel-Hauptstadt wird das Örtchen Valensole bezeichnet. Nur etwas mehr als 3.000 Einwohner:innen leben hier, doch in den Sommermonaten verwandelt sich die Gemeinde in einen Pilgerort der Lavendelblüte. Rad- und Wanderwege führen durch die blühende Landschaft, in den Gasthöfen und Restaurants der Region steht alles im Zeichen der Pflanze und auch die charmanten Nachbardörfer Riez und Moustiers-Sainte-Marie sind einen Besuch wert. Höhepunkt ist die Fête de la Lavande, die am 21. Juli 2024 zum 30. Mal zelebriert wird. Dann finden rund um die Lavendelfelder Führungen, Ausstellungen, Konzerte und Touren statt. Meist sind zudem Helikopterflüge buchbar. 

Ferrassières

Nicht ganz so bekannt und deshalb etwas ruhiger sind die Lavendelfelder in der Gemeinde Ferrassières. Rund um das Albion-Plateau stehen die Pflanzen im Sommer in voller Blüte. An der Seite von lokalen Guides oder auf eigene Faust lässt sich die Region bestens erwandern. Ein Blickfang inmitten der Felder sind die traditionellen „Bories“: Steinhütten, die Hirt:innen als Unterschlupf dienten. Mehr über die Historie und die Bedeutung des Lavendelanbaus erfahren Reisende bei den Produzent:innen von „Ho!Boquet de Lavende“ oder des Château de la Gabelle. Auch in Ferrassières steigt am 7. Juli 2024 ein Lavendelfest zu Ehren der Duftpflanze. 

Sehenswürdigkeiten rund um den Lavendel in der Provence

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In den Destillerien der Provence können Besucher:innen bei der Lavendel-Ernte zuschauen.

Auch wenn die blühenden Felder die Hauptattraktion sind, so lockt die Provence mit weiteren spannenden Orten rund um den Lavendel. Fünf Tipps für Sehenswürdigkeiten der Region. 

Lavendelmusem in Luberon

Gleich mehrere Museen informieren über die Tradition des Lavendelanbaus in der Provence. Unweit von Gordes liegt etwa das Musée de la Lavende Luberon in einem typischen Landhaus. Die Ausstellung informiert über wesentliche Punkte der Botanik, Ernte, Destillerie und Geschichte; ein Audioguide vermittelt entsprechendes Wissen. Neben historischen Destillerie-Apparaturen findet sich hier auch eine große Sammlung an französischen und internationalen Parfums. In Workshops können Besucher:innen eigene Lavendel-Duftsäcke basteln, mit Wasserfarben experimentieren oder Lavendel-Eis verkosten. 

Lavendel-Destillerien 

Sie sind der Kern der traditionellen Produktion: die Lavendel-Destillerien. Aus den geernteten Blüten wird in einem schonenden und aufwändigen Verfahren das Öl der Pflanze gewonnen. Aus 20 bis 40 Kilogramm Blüten entsteht etwa ein Liter reines Öl, das in der Herstellung von Düften, Seifen und anderen Kosmetikprodukten Verwendung findet. Wer den Prozess aus nächster Nähe erleben will, kann den vielen lokalen Destillerien einen Besuch abstatten. Ein Beispiel ist das 1939 gegründete Familienunternehmen Bleu Provence, das gemeinsam mit den Produzent:innen einen nachhaltigen, biologischen Anbau fördert. In der Destillerie erhalten Besucher:innen Einblick in die Produktion und können an Workshops sowie Vorträgen teilnehmen. 

Sitz von L'Occitane en Provence

1978 in einer provenzalischen Gemeinde gegründet, gehört das Kosmetikunternehmen L’Occitane en Provence heute zu den führenden der Welt. Im Örtchen Manosque können Besucher:innen durch den mediterranen Garten wandeln sowie einen Einblick in die Geschichte des Unternehmens und die Herstellung verschiedener Kosmetikprodukte gewinnen. Eine einstündige Tour wird täglich auf Englisch und Französisch angeboten. 

Die Lavendelstraßen – Les Routes de la Lavande 

Ein mehr als 1.000 Kilometer langes Wegenetz führt Besucher:innen auf den Routes de la Lavande von einem blühenden Feld zum nächsten. Insgesamt gibt es neun ausgewiesene Etappen, die zwischen zwei und sechs Stunden dauern. Unterwegs liegen Hotels, Restaurants und Sehenswertes wie Destillerien. Eine genaue Übersicht über die Lavendelstraßen erhalten Sie auf der entsprechenden Webseite

Lavendelpfad in Sault 

Wer im Hochsommer nicht gleich eine ganze Wanderung stemmen möchte, dem empfehlen wir den Lavendelpfad in Sault. Auf einem vier Kilometer langen Rundgang durch die Lavendelfelder informieren Schilder über die Pflanzen, ihre Eigenschaften und die Produktion sowie die Verarbeitung der Pflanze. 

Provence-Geheimtipp

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Einmaliges Erlebnis: eine Ballonfahrt über die blühenden Lavendelfelder

Viele Orte der Provence sind längst kein Geheimtipp mehr und in den Sommermonaten gut besucht. Wer die Lavendelblüte auf eine außergewöhnliche Art und Weise erleben will, kann in Forcalquier zu einer Fahrt mit dem Heißluftballon antreten. Aus der Vogelperspektive entfaltet die Region ihren Zauber, schwebend können Reisende die Aussicht in kleinem Rahmen genießen – ohne Gedränge und Schlangestehen. Wer noch mehr Privatsphäre wünscht, bucht einen Ausflug zu zweit. Fahrten über die blühende Provence können zum Beispiel bei France Montgolfières gebucht werden.

Hotels zur Lavendelblüte in der Provence

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Einst eine Klosteranlage, heute ein Luxushotel: das Couvent des Minimes

Wer unweit der Lavendelfelder unterkommen möchte, sollte rechtzeitig buchen. In der Region findet sich nur eine begrenzte Auswahl an Unterkünften, in der Regel handelt es sich dabei um idyllisch gelegene Landhotels, die das ganze Jahr über gut besucht sind. Drei empfehlenswerte Hotels in der Provence haben wir hier zusammengestellt.

Le Couvent des Minimes

Eine erhabene Kulisse für einen Besuch in der Provence bietet das Couvent des Minimes. In einem einstigen Kloster untergebracht, verspricht das 5-Sterne-Haus seinen Gästen einen authentischen Aufenthalt. Im Außenbereich dominieren typische Steinfassaden, historisches Mauerwerk und eine mediterrane Pflanzenpracht. Im Inneren strahlt das renovierte Gebäude in hellen, dezenten Farben und glänzt mit 49 luxuriösen Zimmern und Suiten. Natürliche Materialien wie Leinen, Sandstein, Korb und Eichenholz stehen sinnbildlich für die Region. Das Restaurant Le Feuillée wurde im Michelin-Führer erwähnt; alternativ servieren ein Bistro und mehrere Bars Snacks und leichte Speisen. Wer Entspannung sucht, wird am Pool, in den Gärten oder im Spa mit Saunen, einem Hamam und Erlebnisduschen fündig. 

Domaine Ribiera

Inmitten der Berge des Luberon empfängt das 5-Sterne-Hotel Domaine Ribiera seine Gäste auf einem zwölf Hektar großen Gelände. Die 20 Zimmer und Suiten sind modern und zurückhaltend gestaltet, die meisten Räume beherbergen zudem eine Terrasse mit Blick auf die malerische Umgebung. Vor Ort gibt es ein Spa, einen Pool sowie Zugang zu einem weitläufigen Golfplatz. Wer im Restaurant einkehrt, kann aus lokalen und saisonalen Speisen wie Spargel, konfektioniertem Lamm und Mignon vom Kalb wählen. Ein Highlight sind auch die privaten Ausritte und Kutschfahrten durch die umliegenden Lavendelfelder. 

Le Jardin de Celina

Eher als Restaurant bekannt, hält der Jardin de Celina auch einige Unterkünfte bereit. Nur wenige Gehminuten von Valensole entfernt liegt diese ruhige Anlage mit mehreren einfach gehaltenen, aber gemütlichen Gästezimmern und hölzernen Cottages. Das angeschlossene Lokal fand bereits Erwähnung im Guide Michelin und serviert frische, regionale Produkte. Hotelgäste können in den Sommermonaten zudem den Pool und das Spa samt Solarium, Sauna und Whirlpool nutzen.