© Steffen Lehmann/TMB-Foto- archiv
Natur

Wild Swimming in Deutschland: 6 Badestellen zum Alleinsein

Von sumpfig-sanft bis sprudelnd-stark: Für sein Buch „Wild Swimming Deutschland“ ist Hansjörg Ransmayr durch die gesamte Republik gereist und in hundert Seen und Flüsse gesprungen. Diese sechs Orte steuert der Outdoor-Experte besonders gerne an.

Aktualisiert 26.06.2024

Im Sommer kann man durchaus das Gefühl bekommen, kein Quadratmeter dieser Erde oder Deutschlands sei mehr unbekannt – oder unberührt. Hunderte Badeseen oder Strände in idyllischer Lage und mit einzigartigen Ausblicken laden zum Sonnenbaden und Schwimmen ein, doch meist sind sie in der Hochsaison überfüllt. Es gibt aber auch noch ein paar geheime Perlen. Insbesondere für diejenigen, die das kühle Nass erleben und ihre Bahnen durch den See oder das Meer ziehen wollen, sind diese wildromantischen, verborgenen Badestellen bestens geeignet.

Vogtlandsee: Wellness im Moorteich

© Hansjörg Rensmayr
Am Vogtlandsee ist man oft alleine, schließlich ist diese Badestelle nur über Wanderwege erreichbar.

Dass dieser See erst durch einen Staudamm entstand, merkt man kaum, so schön schmiegt er sich in die Wälder im Südwesten Sachsens. Weil das Wasser extrem sauer ist, hat der Vogtlandsee kaum Fische. Aber es ist auch sehr weich, angenehm und gut für die Haut, weshalb viele Badende sich nach ihrer Schwimmrunde nicht sofort mit dem Handtuch abrubbeln, sondern den Film des bräunlichen und herrlich nach Wald duftenden Wassers auf der Haut trocknen lassen. Viele Schwimmer:innen gibt es hier freilich nicht – der See, der auch Moorteich genannt wird, ist nur über Wanderwege zu erreichen und somit fest in der Hand der einheimischen Vogtländer:innen.

Das Meer von Baltrum: Der einmalige Geruch von Watt

© iStock/studioworxx
Zugegeben, in Baltrum ist man fast nie alleine. Aber hier zu schwimmen und dabei die umliegende Natur aufzusaugen, ist spektakulär.

Als Österreicher bin ich an Bergseen aufgewachsen, das Schwimmen im Meer war für mich eine kleine Offenbarung. Weil man durch den hohen Salzgehalt einen enormen Auftrieb erhält, ist das Schwimmen hier deutlich leichter – natürlich nur, wenn man nicht gerade gegen die Wellen ankämpft. Besonders gut gefallen hat es mir auf der Nordseeinsel Baltrum, hier kann man schön an dem sieben Kilometer langen Hauptstrand baden. Bei Ebbe hat das Wasser durch den Schlick bisweilen diesen ganz einmaligen Wattgeruch.

Achterwasser: Lagunen-Cocktail bei Usedom

© Hansjörg Rensmayr
Wo die Peene in die Ostsee mündet: Das Achterwasser ist als Badestelle noch ein Geheimtipp.

Wie es ist, gleichzeitig in einem Fluss und im Meer zu schwimmen, lässt sich im Achterwasser auf Usedom erleben, wo die Peene in die Ostsee mündet. Nur ein schmaler Deich trennt die beiden, und wenn der Wind richtig peitscht, schwappt schon mal ein wenig Salzwasser in den Strom. Aber normalerweise ist das idyllische Achterwasser perfekt, um auch bei turbulenten Wellen auf See eine ruhige Bahn zu schwimmen. Die Sonnenuntergänge über dem Achterwasser sind einfach überwältigend schön.

Auch interessant:

Steinbruch Vogelberg: Natürlich industriell

Bei meinen Schwimmrunden durch Deutschland haben mich die überfluteten Steinbrüche im Osten besonders begeistert. Zum Beispiel der Steinbruch Vogelberg nahe dem sächsischen Kamenz. Da es sich im Wesentlichen um Regenwasser handelt, ist das Gewässer sehr weich, klar und die Sicht unter der Oberfläche hervorragend! Auch im heißesten Sommer bleibt der voll gelaufene Granitsteinbruch erfrischend kalt, von den Klippen kann man ins Wasser springen – aber unbedingt auf Hindernisse unter Wasser achten! Es gibt auch eine deutlich risikoärmere Liegewiese im vorderen Teil.

Baden im Großen Stechlinsee in Brandenburg

© Steffen Lehmann/TMB-Foto- archiv
Der Große Stechlinsee in Brandenburg bietet idyllische Ausblicke.

Als würde ich in Trinkwasser schwimmen, so fühle ich mich, wenn ich durch diesen See kraule. Der Große Stechlinsee gehört zum Naturpark Uckermärkische Seen und galt lange als sauberster See des ganzen Landes. Mittlerweile hat sich der Phosphorgehalt vor allem in den unteren Schichten leider beunruhigend erhöht, aber an der Oberfläche ist das Wasser noch immer extrem klar. Dennoch sollte man das als Anlass nehmen, am Stechlin – und an allen anderen Gewässern – einen Beitrag zu ihrem Schutz zu leisten und zum Beispiel ohne Sonnencreme ins Wasser gehen.

Spektakuläre Badestelle in Bayern: Tatzelwurm-Wasserfälle

© Hansjörg Rensmayr
Die Tatzelwurm-Wasserfälle sind ein besonderes Naturspektakel – und ebenfalls für Wild Swimming geeignet.

Das Schwimmen in Wasserfällen ist eine meiner großen Leidenschaften – kein anderes Gewässer wirkt so belebend! Nicht nur weil das Wasser in der Regel sehr kalt ist, sondern auch, weil es voller Sauerstoff steckt und sich anfühlt, als bekäme man mit Sprudel eine Ganzkörpermassage. Ein Prachtexemplar: die Tatzelwurm-Wasserfälle westlich des bayerischen Ortes Oberaudorf. Insgesamt sind die Fälle etwa 100 Meter hoch und haben unterhalb des zweiten Falls einen schönen Pool. Um Ärger zu vermeiden, nähert man sich den Fällen am besten von oben, denn an ihrem Auslauf liegt ein Hotel.

Mehr zum Trend Wild Swimming

Einen Sommer lang reiste Autor, Guide und Freiwasserschwimmer Hansjörg Ransmayr durch Deutschland, um die schönsten wilden Badestellen zu finden. Hier finden Sie weitere Schwimm-Guides für Europa