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Erleben

Stätten der Ruhe: 6 besonders sehenswerte Friedhöfe

Für die einen sind sie Orte der Erinnerung, für die anderen grüne Oasen oder touristisches Ziel: Friedhöfe. Die bekanntesten sind zugleich das kulturelle Gedächtnis einer Stadt. Wir stellen sechs besondere Ruhestätten vor.

Datum 20.10.2024

Friedhöfe sind nicht nur Orte der Trauer, sondern mit ihren weitläufigen Grünflächen und verzweigten Wegen auch beliebte Erholungsgebiete. Inmitten des Großstadtrubels bilden die friedlichen Ruhestätten viel Raum für Momente des Innehaltens und die passende Umgebung für ausgiebige Spaziergänge.

Unterwegs gibt es viel zu entdecken: Manche Friedhofsanlagen gleichen herrschaftlichen Parks, andere sind kaum größer als ein Fußballfeld. Wir stellen sechs besondere Friedhöfe in ganz Deutschland vor, die zugleich einen Besuch an den Grabstätten berühmter Persönlichkeiten erlauben.

1

Ohlsdorfer Friedhof, Hamburg

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Die vielen Engelsstatuen sind typisch für den Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg.

Der größte Parkfriedhof der Welt ist zugleich Hamburgs größte Grünanlage. Eingeweiht wurde er 1877, gerade erst hatte wieder eine Choleraepidemie die Stadt heimgesucht. Das, was auf ehemaligem Bauernland am Rande der Stadt nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten entstand, war von Beginn an viel mehr als nur ein Friedhof. Die Anlage in Ohlsdorf wurde zu einer Art Naherholungsgebiet, gerade auch für kulturinteressierte Menschen.

Und die kämen am besten mit dem Fahrrad, sagt Hedda Scherres, die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Denn der viertgrößte Friedhof der Welt misst 389 Hektar, sein Straßennetz ist 17 Kilometer lang. Wer also die Gräber von Loki und Helmut Schmidt, Hans Albers, Heinz Erhard, Uwe Seeler, Roger Cicero, Roger Willemsen oder Jan Vedder besuchen möchte, um nur einige zu nennen, braucht Zeit und einen guten Plan. Fast ist es, als würde man durch ein Geschichtsbuch radeln.

Auf dem Ohlsdorfer Friedhof gibt es viele Sonderanlagen: Hier ist der Althamburgische Gedächtnisfriedhof für verdiente Hansestädter:innen, dort der Friedhof für die Revolutionsgefallenen von 1918 bis 1920. Ein Areal bleibt Widerstandskämpfer:innen vorbehalten, ein anderes den Toten des Hamburger Feuersturms von 1943. Und auch für die Opfer der Sturmflut von 1962 gibt es eine Ehrenanlage. Ein Tipp für Fußgänger:innen: Die Busse der Linien 170 und 270, die im Halbstundentakt zwischen den Eingängen pendeln, halten an zentralen Punkten auf dem Friedhof.

2

Jüdischer Friedhof Weißensee, Berlin

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Herbststimmung auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin Weissensee

„Ohne Kopfbedeckung kein Besuch“, sagt ebenso freundlich wie bestimmt ein Mitarbeiter des Jüdischen Friedhofs Weißensee. Das jedenfalls gilt für Männer, für sie liegen rechts vom Eingang schwarze Kippas aus.

Weißensee ist mit rund 116.000 Grabstellen der größte noch bestehende jüdische Friedhof in Europa (der älteste ist der in Worms). Eröffnet wurde er 1880, die Mitgliederzahl der Jüdischen Gemeinde zu Berlin war nach der Reichsgründung stark angestiegen.

Im Zweiten Weltkrieg wurden zwar etliche Gräber durch Bomben zerstört oder beschädigt, der Friedhof überstand die NS-Zeit ansonsten jedoch weitgehend unbeschadet und wurde nicht, wie so viele andere, geschändet. Ein Buch, das für sechs Euro bei der Friedhofsverwaltung vor Ort erworben werden kann, erlaubt einen „Rundgang zu ausgewählten Grabstätten“. Er beginnt im Eingangsbereich beim Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus.

Außerdem werden knapp 80 Grabstätten von prominenten Berliner:innen beschrieben, auf die meisten würde man zwischen den historischen Alleen wohl kaum zufällig stoßen. Die Gründer vertrauter Berliner Einrichtungen wie Kempinski und KaDeWe fanden hier ebenso ihre letzte Ruhestätte wie Herbert Baum, der einer Gruppe von jungen Widerstandskämpfer:innen den Namen gab. Die Grabsteine werden bis zum heutigen Tage durchnummeriert, die „1“ trägt der Grabstein von Louis Grünbaum, ein Handwerker, der sonst sicher längst vergessen wäre.

3

Melaten-Friedhof, Köln

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Der moosbedeckte Sensenmann auf dem Melaten-Friedhof von Köln

Kölns berühmtester Friedhof ist knapp 44 Hektar oder rund 60 Fußballfelder groß. Er wurde 1810 außerhalb der Stadt angelegt, so wollten es die Franzosen unter Napoleon. Im Mittelalter gab es dort, an der Straße nach Aachen, bereits ein Heim für Leprakranke und eine Hinrichtungsstätte. Gestaltet wurde der Melaten-Friedhof von Ferdinand Franz Wallraf, der dabei den Pariser Friedhof Père Lachaise vor Augen hatte und zugleich eine Grünanlage schaffen wollte. Das ist ihm gelungen.

Nahe der „Millionenallee“, wie die Ost-West-Achse im Volksmund genannt wird, liegen die teuersten Gräber, aber auch einige schlichte, etwa das der Familie Millowitsch oder das von Guido Westerwelle. Eher in zweiter Reihe befindet sich das Grab des Schauspielers, Komikers und Moderators Dirk Bach, vielbesucht und besonders bunt. Pink sieht man auf einem Friedhof schließlich auch nicht alle Tage.

Am häufigsten fotografiert wird vermutlich eine Skulptur: der Sensenmann, der das Grab eines 1902 gestorbenen wohlhabenden Kaufmanns ziert. Auch dieses Grab wird, wie viele andere, von einem Paten gepflegt, der dadurch das Recht erwirbt, auf Melaten kostenlos bestattet zu werden.

4

Friedhof Bogenhausen, München

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Die Pfarrkirche auf dem Münchner Friedhof im Stadtteil Bogenhausen

So etwas nennt man eine 1A-Lage: Keine 300 Meter von der Isar entfernt, am nördlichen Ende der Maximiliansanlagen, umgibt eine gut zwei Meter hohe, von Efeu bewachsene Mauer den kleinen Friedhof in München-Bogenhausen. Rings um die barocke Pfarrkirche St. Georg, die jedem bayerischen Dorf zur Ehre gereichen würde, liegen lauter gepflegte Gräber, viele mit schmiedeeisernen Kreuzen.

Es gibt keine Mausoleen, keinen Pomp, aber ganz viel Prominenz. Denn die rund 250 Grabplätze sind Verstorbenen vorbehalten, die mindestens 30 Jahre in nahen Stadtvierteln gewohnt oder aber sich besondere Verdienste um die Landeshauptstadt München und deren Kultur erworben haben.

Letztere werden von der Stadt bestimmt, eine Ehre, die unter anderem den Schriftstellern Erich Kästner und Oskar Maria Graf, den Filmemachern Rainer Werner Fassbinder und Bernd Eichinger und dem ehemaligen Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel zuteilwurde. Wobei einem Gärtner, den man zufällig bei der Pflege eines Grabes trifft, zuerst Liesl Karlstadt in den Sinn kommt, die Schauspielerin an der Seite des legendären Komikers Karl Valentin. 

5

Dorotheenstädtischer Friedhof, Berlin

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Das Familiengrab von Friedrich Eduard Hoffmann auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof zählt zu den prächtigsten.

Der bekannte Dorotheenstädtische Friedhof ist ein Friedhof der kurzen Wege. Es gibt nur rund 2.400 Gräber, knapp 50 davon sind „Ehrengräber“ des Landes Berlin. Vom großstädtischen Leben umtost, ruhen hier unter anderem die Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Johann Gottlieb Fichte und Herbert Marcuse, die Schriftsteller Heinrich Mann, Arnold Zweig und Anna Seghers, der Regisseur Heiner Müller, der Baumeister Karl Friedrich Schinkel und der ehemalige Bundespräsident Johannes Rau.

Zwischen dem Grab des Unternehmers August Borsig und dem des Dramatikers Bertold Brecht liegen nur wenige Meter und doch Welten, was die Gestaltung betrifft. Vor dem eher schlichten Grab von Brecht versammelt sich auch internationales Publikum. Ähnlich viel Anziehungskraft hat wohl nur noch Hegel.

Ansonsten führt, wenn es um Grabstätten deutscher Geistesgrößen geht, kaum ein Weg am Historischen Friedhof Weimar vorbei, drei Autostunden von Berlin entfernt. Dort ruhen die „Dichterfürsten“ Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller.

6

Südfriedhof, Leipzig

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Die Kapelle auf dem Leipziger Südfriedhof ist das größte Friedhofsgebäude des Landes.

Auch der Leipziger Südfriedhof zählt mit seiner 72 Hektar großen Parkanlage zu den eindrucksvollsten des Landes und steht ganzheitlich unter Denkmalschutz. Besonders markant ist die weitläufige, neoromanige Kappellenanlage, die 1910 erbaut wurde und mit dem 63 Meter hohen Glockenturm als größtes Friedhofsgebäude des Landes gilt. 

Viele berühmte Persönlichkeiten der Stadt haben hier, ganz in der Nähe des Völkerschlachtdenkmals, ihre letzte Ruhestätte gefunden. So liegen etwa die Pianistin Elfrun Gabriel, der Künstler Wolfgang Mattheuer und der Verleger Fritz Baedeker hier begraben. Besonders im Frühling ist ein Ausflug zum Südfriedhof sehenswert: dann blühen entlang der Wege rund 10.000 verschiedene Rhododendronbüsche. Auch Japanische Kirschbäume und Mahonien zeigen dann ihre hübschen Blüten.

– Wolfgang Stelljes/dpa/mkr

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