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Natur

Sagenumwobener Schwarzwald: Willkommen im Zweitälerland

Bergbau, Totentanz und Hexenkräfte: Um das Zweitälerland im Schwarzwald ranken sich zahlreiche spannende und doch düstere Sagen. MERIAN nimmt Sie mit an die wichtigsten Orte im Zweitälerland und verrät Ihnen, wo Legenden und schaurige Geschichten lauern…

Datum 29.11.2022

Das Zweitälerland in der Nähe von Freiburg umfasst die Orte Biederbach, Elzach, Gutach im Breisgau, Gütenbach, Simonswald, Waldkirch und Winden im Elztal. Früher eine Stätte des Bergbaus, ist diese Region heute besonders für Wandernde attraktiv: Routen wie der Silbersteig und der Zweitälersteig bieten beeindruckende Landschaftspanoramen, das Yachtal und der Rohardsberg locken mit fordernden Auf- und Abstiegen und erzählen zugleich interessante Geschichten.

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Infos zur Anreise ins Zweitälerland

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Bahn, Flugzeug, Auto : Die Region ist dank der Lage im Dreiländereck zu Frankreich und der Schweiz gut zu erreichen. Von Freiburg aus fährt die Breisgau-S-Bahn alle 30 Minuten bis Waldkirch und stündlich bis Elzach. Nahegelegene Flughäfen sind Basel Mulhouse Freiburg und Baden-Baden, beide rund eine Autostunde entfernt.

Wanderungen im Zweitälerland

Das Wegenetz erstreckt sich im südlichen Schwarzwald auf mehr als 800 Kilometer. Allein der Rundwanderweg Zweitälersteig ist mit seinen fünf Etappen und mehr als 4000 Höhenmetern 106 Kilometer lang.

Bergbau-Historie im Suggental

Wie ein Schweizer Käse, so beschreiben Einheimische das Suggental im Zweitälerland: zerlöchert von mehr als 90 Stollen, Schächten und Gruben. Eine Bäuerin soll beim Aussähen hinterm Traktor einst in einem sich auftuenden Loch verschwunden sein.

Einer, der alle Geschichten und Sagen kennt, ist Andreas Mack vom Verein „Silberbergwerk Suggental“. Er hat den Themenwanderweg „Silbersteig” im Suggental entwickelt, zwei kombinierbare Rundwege, die Spuren des Bergbaus auf Infotafeln dokumentieren. Wandern gehört im Schwarzwald-Urlaub schließlich dazu. „Der Schwarzwald ist tatsächlich ein ganz altes Bergbaugebiet”, erzählt Mack, „urkundlich belegt seit 1024 – aber sicher älter.” Das Suggental nordöstlich von Freiburg ist dabei nur ein Ort von vielen.

Das Besucherbergwerk zeugt vom Aufstieg und Untergang des Grubengeländes. In engen, dunklen Gängen erzählt Mack von der schweren Tätigkeit unter Tage – und von einer Sage über den Hochmut der Reichen im Suggental: „Ende des 13. Jahrhunderts soll nach einem Wolkenbruch das ganze Tal überschwemmt, sollen alle Häuser mitgerissen worden sein.” Ein versunkenes Tal als Strafe Gottes. Nichts mit Glückauf. Beleg soll eine Totenmesse sein, die damals für 300 Tote im nahen Waldkirch gehalten wurde.

Eine Rarität: Der Bleibacher Totentanz

Der Tod bleibt Thema: Nur zehn Kilometer weiter, wo Elz- und Simonswäldertal – die Gebiete des Zweitälerlandes – zusammentreffen, finden kulturhistorisch Interessierte eine Rarität: Der Bleibacher Totentanz im gleichnamigen Örtchen ist „einer der wenigen, noch erhaltenen Totentänze in Europa”, sagt Künstler Hans Schätzle.

Die Rarität ist gut versteckt: Durch eine schlichte Tür gelangt man aus dem hinteren Kirchenraum der „St. Georg Kirche” in Gutach-Bleibach in die Beinhauskapelle. Weiß getünchte Wände lassen die großen, bunten Figuren darauf noch eindringlicher erscheinen. 34 Bilder sind es, in Öl. Geordnet nach der Stände-Hierarchie der damaligen Zeit, gemalt 1723 auf dem holzverschalten Rundgewölbe.

Der Kandel im Zweitälerland: Sagenumwobene Teufelskanzel

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Draußen, in der überschwänglichen Natur des Berges Kandel bei Waldkirch, verblassen langsam die Bilder der tanzenden Toten – nur, um kurz darauf durch tanzende Hexen ersetzt zu werden. Tatsächlich galt der Kandel im Mittelalter als Hexenberg. Auf der Teufelskanzel, ganz oben, sollen Hexen wilde Orgien gefeiert haben. Fraglich, ob sie dies wegen des grandiosen Ausblicks auf Rheinebene und Vogesen taten. Der vermeintliche Beweis für die Hexensause: 1981, in der Walpurgisnacht, brach die Teufelskanzel ab. Tonnen an Geröll stürzten talwärts, in den Trümmern fand man später einen Reisigbesen.

„Die flogen hier auf ihren Reisigbesen rum und haben ihre Superfeten mit dem Teufel gefeiert. Und in der Walpurgisnacht '81 war es halt zu viel des Guten”, sagt Edwin Dreher, schmunzelt und erzählt weiter: „Im Dorf wurde sogar behauptet, es hätte nach Schwefel gerochen.” Dreher ist Forstwirt und Vorsitzender des „Schwarzwaldvereins Waldkirch-Kandel”. Da kennt man die lokalen Geschichten. 6000 Tonnen orgienverdächtiges Abbruchgestein sollen nun den beliebten Kletterfels sprenkeln. Doch nicht nur wegen der Legenden, sondern wohl auch aufgrund der Urwüchsigkeit ist der Kandel beliebt. 

Sagenumwobene Wanderwege: Zweitälersteig und Hirtenpfad

Vom Kandel ist es nicht weit nach Yach bei Elzach – laut Stadtverwaltung der einzige Ort in Deutschland, der mit Y beginnt. Auch bei Yach warten Mysterien. So fragt man sich am knapp sechseinhalb Meter hohen Siebenfelsen, welcher Riese die sieben, Tonnen schweren Granitblöcke wohl so ordentlich aufeinander gestapelt haben mag. Der Ort soll ein keltischer Altar gewesen sein.

Weiter bergan erreicht man den Zweitälersteig und den Hirtenpfad. Zu letzterem hat Naturführer Siegfried Wernet seinen ganz eigenen Auszug Schwarzwälder Schock-Realität parat: Er berichtet von den Hirtenbuben, die „als Neunjährige ihren Eltern als Viehhirten abgekauft” wurden und einsam durch die Berge streiften. „Der letzte Hirtenbub war 1951 noch im Einsatz”, sagt Wernet sichtlich berührt. Schuhe, erzählt er, hatten die Kinder nicht. Kalte Füße wärmten sie in frischen Kuhfladen.

Rohardsberg und Yachtal

Als eine Art Memento führt Wernet Wandergruppen oft barfuß rund um den Rohrhardsberg und die Hänge des Yachtals, die er schon als Kind (wenn auch nicht als Hirte) durchstreift hat. Waldstücke wechseln mit ausufernden Wiesen, ebene Wege mit steilen Hängen, als es zu einer leicht zu übersehenden Kuriosität geht: dem Schimmelbildstock, ein schmaler, steinerner Bildstock mit Pferdeabbild. Die Sage berichtet von einem Bauern, der statt an der Wallfahrtskapelle auf dem Hörnleberg zu beten, in den Gasthof nebenan einkehrte. Er aß, spielte und vergaß die Gottesfurcht. Auf dem Heimweg begegnete der Bauer einem bleichen Schimmel. Er stieg auf und erlebte einen Teufelsritt, der ihn zeitlebens vom Kartenspielen – und vom Reiten – abhielt.

Vertrieben wurde der unheimliche Klepper übrigens mit Weihwasser. Ja, man sollte vielleicht schon ein wenig gläubig sein, um das Zweitälerland zu besuchen – sicher ist sicher.

- dpa

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