Schluss mit Zurückhaltung: 15 spektakuläre Museen weltweit

Natürlich, es kommt vor allem auf die inneren Werte an. Noch so schicke Hüllen sind nicht besonders interessant, solange nichts dahintersteckt. Wenn es innen aber so einiges zu sehen und erleben gibt, was spricht dann dagegen, mit einem entsprechenden Äußeren viele Blicke darauf zu ziehen? Die Haute Couture der Museen hat in den letzten Jahren eine spektakuläre Museumsrobe nach der anderen über die Laufstege der internationalen Aufmerksamkeit geschickt – Gebäude, die auch Skulpturen sind, ihrer Sammlung auf den ersten Blick die Show stehlen und die Frage, ob die Form der Funktion folgt oder umgekehrt, immer aufs Neue befeuert haben.
Sicher, es gibt auch Museumsarchitektur, die sich zurücknimmt und in den Dienst ihrer inneren Werte stellt, und das kann einen besonderen Zauber haben. Großes Plus: Der Trubel dort ist meist nicht allzu groß, der Kunstgenuss ist umso größer. Und doch ist es gut, dass Kosten-Nutzen-Rechnungen nicht immer die Fantasten im Zaum halten. Signature-Kulturhäuser können ganze Viertel, sogar Städte neu beleben, auch die Museumslandschaft braucht ihre Blockbuster, ihre vermeintlichen Must Sees. Wer reist schon nach Bilbao, ohne mindestens zu erwägen, das dortige Guggenheim Museum zu besuchen? Wer geht an einem Calatrava vorbei, macht kein Foto und sagt nichts dazu? Und selbst wenn nur ein paar Prozent der Von-außen-Bewunderer am Ende auch hineingehen, ist das doch eine gute Quote.
Die Museen rund um den Globus, die wir zeigen, sind vielleicht nicht immer trubelfrei. Aber sie beherbergen Kunst vom Feinsten, erklären ein Stück weit die Welt, setzen sich mit ihr auseinander und beweisen am Ende: Die inneren Werte haben schon so manch Architekten beflügelt.
The Twist, Norwegen

Guggenheim Museum, Spanien

Einen doppelten Booster für die baskische Hafenstadt Bilbao schuf 1997 der kanadisch-US-amerikanische Architekt Frank Gehry: Die Zweigstelle des New Yorker Guggenheim Museum zeigt moderne und zeitgenössische Kunst vom Allerfeinsten in einer Hülle aus gefaltetem Titan, die wie ein Schiff in vollen Segeln wirkt und sich im Hafenbecken spiegelt.
Binhai Science Museum, China

Rötliches, perforiertes Aluminium umschließt das Wissenschaftsmuseum und Kulturzentrum Binhai in der Millionenstadt Tianjin, ganz im Nordosten Chinas. Bernard Tschumi schuf diesen Palast, in dem Exponate der industriellen Vergangenheit der Region gezeigt werden und viele Veranstaltungen stattfinden.
Militärhistorisches Museum in Dresden, Deutschland

Dass Krieg alle Lebensbereiche berührt, zeigt seit 2011 das Militärhistorische Museum in Dresden. Nicht nur Panzer, sondern auch Spielzeug, Kunst und Literatur spielen dort eine Rolle – und Architektur: Daniel Libeskind entwarf den Keil, der den neoklassizistischen Bau spaltet und an Dresdens Zerstörung erinnert.
MMM Corones, Italien

Wie Beton-Augen wirken die Fenster aus der Feder von Zaha Hadid, die aus 2.275 Metern Höhe in die Landschaft blicken. Sie sind der sichtbare Teil des Messner Mountain Museum Corones, das Reinhold Messner in den Berg Kronplatz bauen ließ.
Kadokawa Culture Museum, Japan

Japans Popkultur prägt in Tokorozawa, westlich von Tokio, einen ganzen Themenpark. Mittendrin: das Kadokawa Culture Museum (Kadokawa ist ein Manga-Verlag), erbaut von Kengo Kuma. Mit seiner Hülle aus rund 20.000 Granitplatten wirkt es wie ein riesiger Monolith.
Design Museum V & A Dundee, Schottland

Die Fassade aus Beton-Lamellen, die in sich gedrehten Baukörper: Das Design-Museum V&A Dundee stellt die zerklüftete Felsküste im Norden Schottlands nach. Auch diese Idee hatte der Japaner Kengo Kuma.
Louvre Abu Dhabi, Vereinigte Arabische Emirate

Eine Kuppel mit 180 Meter Durchmesser spannt sich über 55 Quader, manche von Wasser umgeben – denn dieser Louvre liegt auf einer künstlichen Insel im Persischen Golf: Jean Nouvel baute dem Emirat das 2017 eröffnete Museum, das Kunst von der Antike bis heute zeigt.
Museu do Amanhã, Brasilien

Bromelien im botanischen Garten sollen es gewesen sein, die Santiago Calatrava zu diesem Gebäude inspirierten. Es steht auf einer künstlichen Landzunge im Hafen von Rio de Janeiro und beherbergt das Museum der Zukunft.
Musée Atelier Audemars Piguet, Schweiz

Der spiralförmige Glasbau aus der Feder der Bjarke Ingels Group liegt in Le Brassus im Schweizer Jura. Er ist das Schmuckstück auf dem Gelände der Uhrenmanufaktur Audemars Piguet und beherbergt ein Museum mit mehr als 300 Exponaten.
Kunsthaus Graz, Österreich

„Friendly Alien” haben Colin Fournier und Peter Cook ihr Werk, das Kunsthaus Graz, selbst genannt. Es ist ein Paradebeispiel der von jedem Standard freien Blob-Architektur. Große Freiheit auch im Inneren: Zu sehen ist zeitgenössische Kunst, in immer neuen Ausstellungen.
Grand Egyptian Museum, Ägypten

Seine Hülle gibt von innen den Blick frei auf die nahen Pyramiden von Gizeh und gewährt von außen schon mal Einblicke in seine spektakulären Innenräume: Das Grand Egyptian Museum, künftig das größte archäologische Museum der Welt, wurde vom Büro Heneghan Peng aus Dublin entworfen.
Museum Boijmans Van Beuningen, Niederlande

Depots sind meist Orte, in denen Schätze schlummern. Nicht mehr so im Depot Boijmans des Museums Boijmans Van Beuningen! 2021 eröffnete der als „Salatschüssel” kritisierte Bau der Architekten von MVRDV. Er macht um die 150.000 Kunstwerke zugänglich und eröffnet grandiose Blicke auf die Stadt.
Smriti Van Earthquake Memorial and Museum, Indien

Das Smriti Van ist ein Museum, umgeben von einem riesigen Gedenkgelände. Es erinnert an ein Erdbeben, das 2001 im indischen Bundesstaat Gujarat gut 13.000 Menschen tötete. Der Architekt Rajeev Kathpalia schuf dieses Zusammenspiel aus Natur und Architektur, das 2022 eingeweiht wurde.
Tate Modern Switch House, England

Das 65 Meter hohe, 2016 eröffnete Tate Modern Switch House ist die jüngste Erweiterung der Tate Modern, Londons erster Adresse für moderne und zeitgenössische Kunst. Der geknickte und verdrehte Turm ist ein Werk der Schweizer Herzog & de Meuron.