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Natur

Bezaubernde Tierwelt: Nationalparks in Sri Lanka

Nirgends wimmelt es so von seltenen Tieren und Pflanzen, gibt es so viele einzigartige und spektakuläre Landschaften: Wir nehmen Sie mit in die Nationalparks von Sri Lanka.

Datum 29.11.2023
© Philip Koschel

Wer vor den Toren des Yala-Nationalparks im Süden Sri Lankas ins Hotel eincheckt, ist bereits mittendrin in der Wildnis: Wegen streunender Elefanten, Wasserbüffel und Wildschweine dürfen Gäste nur mit Begleitung zum Bungalow laufen. Auf der Terrasse bittet ein Riesenhörnchen mit großen Knopfaugen nach Futter. 

Die Nachtruhe beendet eine Horde Affen, die auf dem Dach des Bungalows tobt, und tatsächlich steht im Morgengrauen vor der Terrasse ein Wasserbüffel. Am Pool trinkt eine Affenfamilie unbeeindruckt von einer Rotte Wildschweine, die durch die offene Lobby weiterzieht, in der die Streifenhörnchen unter den Tischen lauern. Über die Zufahrt schlängelt eine Königskobra. Aber dies ist nur das Vorspiel. In langen Reihen warten die Jeeps mit Tourist:innen vor Sonnenaufgang vorm Eingang zum Nationalpark.

Merian nimmt Sie mit zu den wunderschönen Nationalparks in Sri Lanka.

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Sri Lanka, Yala-Nationalpark, Gnus © Philip Koschel
Gnus im Yala-Nationalpark in Sri Lanka

In dem weitläufigen Park mit seinen riesigen Grasflächen, mit grünem Dickicht und pittoresken Felsen verliert sich die Menge der Fahrzeuge schnell. Wer genau hinschaut, sieht nichts als Tiere: dünne Baumnattern, Hasen, Wildschweinrotten, Fischadler, Papageien, Sittiche und bunte Bienenfänger, Mangusten, Schmetterlinge, Affenhorden, behäbige Warane und schnelle Eidechsen, die allgegenwärtigen heimischen Pfauen sowie die verschiedenen Hirsche – vom stattlichen Sambar bis zu den schnellen Axishirschen. An den Lagunen stehen unweit der Krokodile Löffelschnabel, Reiher, Ibisse sowie Bunt-, Klaffschnabel-, Groß- und Wollhalsstorch.

Mit dieser hinreißenden Tierschau ist es schlagartig vorbei, wenn der Leopard aufkreuzt. Die Guides und Fahrer:innen verständigen sich blitzschnell per Handy, und innerhalb von Sekunden sammeln sich die Jeeps auf dem staubigen Weg, wo eben noch die Großkatze schnürte. Dann beginnt das große Lauern und Rasen. 

Die Parzelle wird umkreist, denn irgendwo muss das Tier wieder aus dem Dickicht kommen, und meist tut der Leopard den Tourist:innen den Gefallen. Genauso belauert werden die rund 200 Elefanten des Parks, die man öfter hört als sieht. Krachend verspeisen die Dickhäuter einen jungen Baum, während die Jungtiere possierlich mit dem Essen spielen und sich gegenseitig Grashüte auf dem Kopf arrangieren.

Safari in Sri Lanka: Endemische Arten und besondere Beobachtungen

Sri Lanka, Pfau im Nationalpark © Philip Koschel
Auch Hunderte Vogelarten können in den Nationalparks von Sri Lanka bestaunt werden.

Auf einer Fläche so groß wie Bayern vereint Sri Lanka ungewöhnlich viele verschiedene Landschaften – jede einzelne spektakulär und einzigartig. Korallenriffe und Nebelwald, Mangrovenhaine und Hochlandsavannen, Salzmarschen und Regenwälder beherbergen eine solche Vielzahl von Lebewesen, dass es für einen ganzen Kontinent reichen würde. 

Allein 50 der heimischen Schlangenarten sowie 70 weitere Reptilienarten gibt es nur hier. Auch von den Fröschen, Hunderten Süßwasserfischen und Vögeln sind die meisten endemisch, genau wie über 3.000 Pflanzen. Sollten sie hier aussterben, wären sie für immer von der Erde verschwunden. So weit, so typisch für eine tropische Insel. Ganz inseluntypisch aber sind die großen Säuger. Nirgends sonst auf der Welt sieht man so gut so viele wilde Elefanten. Auch die Leoparden lassen sich hier weltweit am besten beobachten, und sogar dem scheuen Lippenbären kann man begegnen.

Wer im Süden Sri Lankas reist, ist deshalb nicht einfach unterwegs, sondern auf der Pirsch nach diesen Big Three. Die Tourist:innen am Yala-Nationalpark begrüßen sich mit „Und? Haben Sie ihn gesehen?“ Und fast jede:r berichtet mit leuchtenden Augen von seiner Begegnung mit dem Leoparden. Fotos werden verglichen: eine gefleckte Schwanzspitze, die im Unterholz verschwindet, die eleganten Katzen lasziv auf einem Felsen dösend, Leopardenmutter und Kind auf staubiger Straße vor einem Jeep voller Reisender.

Hotspot der Artenvielfalt: Udawalawe-Nationalpark

Elefanten in Sri Lanka, Nahaufnahme © Philip Koschel
Rund 600 Elefanten leben im Udawalawe-Nationalpark in Sri Lanka.

Rund 100 Kilometer nordwestlich machen sich die Leoparden rar, dafür sind Elefanten keine seltene Attraktion mehr. Im Udawalawe-Nationalpark leben 600 von ihnen auf einem Viertel der Fläche von Yala. In der Savanne hört man bald auf, die Herden zu zählen, die man im Schatten dösen sieht, die gewaltigen Einzelgänger-Bullen, die in einer Pfütze auf dem Weg ein ausgiebiges Schlamm- und Staubbad nehmen, die halbstarken Elefantenkinder, die ihre zahlreichen Tanten necken. 

Über dem weiten Busch- und Grasland segeln majestätisch Schlangen- und Fischadler. Damit die Elefanten nicht weiterziehen müssen, sondern immer genug Wasser finden, wurden viele künstliche Seen aufgestaut, in denen tote Bäume stehen – mit perfekten Nisthöhlen für die vielen Papageien. 210 Vogelarten kann man hier beobachten, endemische, einheimische sowie Zugvögel, die aus Indien vorbeikommen.

Bezaubernder Nationalpark in Sri Lanka: Sinharaja-Regenwald

Die allermeisten erlebt man im Sinharaja-Regenwald im Südwesten Sri Lankas. Das große Waldgebiet ist seit 1988 UNESCO-Weltnaturerbe. Der namengebende Ceylonlöwe (Sinha) ist zwar in prähistorischer Zeit ausgestorben, und das Biosphärenreservat wurde nur deshalb nicht abgeholzt – wie der Rest des Regenwalds auf der Insel –, weil die steilen Hänge schwer zugänglich sind. Sri Lanka hat 95 Prozent seines Waldes verloren, die Brit:innen verwandelten ihn in Plantagen, er wich Siedlungen, Straßen und wurde zur Tropenholzgewinnung gerodet. 

Trotzdem überwältigt Sri Lanka mit seiner Natur. Das kleine Land hält sich einfach an keine ökologische Regel. In den isolierten Waldflecken, in denen Arten normalerweise gefährdet sind, entwickeln sich womöglich sogar neue Arten. Bei einer Froschsammelaktion wurden 2002 über 100 neue Arten entdeckt. Als die Waldgebiete noch zusammenhingen, waren es möglicherweise weniger. Sri Lanka gehörte auch früher schon zu den sogenannten Hotspots der Artenvielfalt, weil hier auf kleiner Fläche unverhältnismäßig viele Tierarten leben.

Die Besonderheit des Regenwaldes in Sri Lanka

Ganz anders bei den Bäumen. „Sinharaja ist einer der wenigen noch ungestörten Wälder, deshalb ist er für uns interessant“, sagt Thorsten Wiegand vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig. Gemeinsam mit einem internationalen Team analysiert er die Artenzusammensetzung tropischer Wälder – und wieder fällt Sri Lanka aus dem Rahmen: In einem vergleichbar immerfeuchten Wald in Ecuador zählten Forscher:innen 1.114 Baumarten, im Sinharaja-Regenwald dagegen nur 204. „Das liegt an der Geschichte“, sagt Wiegand, „vor mehr als einer Million Jahren war es in Indien und Sri Lanka so trocken, dass viele Baumarten ausstarben.“ Besucher:innen zeigt sich diese Besonderheit des sri-lankischen Regenwaldes nicht. Was man sieht, sind gewaltige Baumfarme und Brettwurzeln und viele, viele Tiere.

Wer genau und geduldig auf den Boden schaut, wird eine Vielzahl unauffällig brauner Frösche entdecken. Manche mit spitzen Schnuten, andere mit Fransen an den Gliedmaßen. Auf Ästen sitzen verschiedene Eidechsen. Schmetterlinge in allen Größen und Farben tanzen in den Sonnenflecken, Wasserschlangen schwimmen elegant in Tümpeln. Doch die Vögel stehlen allen die Schau. Allein zwölf Nachtschwalben-, Eulen- und Froschmaularten kann man hier an einem Tag zu sehen bekommen, außerdem Raritäten und absolute Neuheiten wie die endemische Zwergohreule, die erst 2001 entdeckt wurde.

Herausforderung in Sri Lanka: Natur- und Artenschutz

Elefant in Sri Lanka © Philip Koschel
Außerhalb der Nationalparks muss noch sehr viel für den Schutz der Dickhäuter getan werden.

Zwar wird die Artenliste für Sri Lanka mit jeder biologischen Exkursion länger, doch geraten auch zunehmend einzigartige Exoten auf die Liste der bedrohten Arten. Die zwölf Nationalparks und zahlreichen Schutzgebiete sollen zwar die wichtigsten Ökosysteme bewahren, doch Umweltschützer:innen sehen die staatlichen Institutionen kritisch.

Tatsächlich scheint in den Nationalparks der Verkauf der teuren Eintrittskarten oberste Priorität vor dem Naturschutz zu haben. „Die Parks werden nur verwaltet, aber nicht kompetent betrieben“, meint Ravi Corea. Der 48-jährige Biologe aus Colombo begann bereits während des Studiums ein Projekt, das ein friedliches Zusammenleben von Elefanten und Menschen ermöglichen sollte. Die gewaltigen Elefantenherden verwüsten nicht nur jedes Reisfeld und jede Plantage, durch die sie ziehen, sie trampelten auch Dörfer nieder und töteten Menschen.

70 Prozent der geschätzten 6.000 Dickhäuter leben außerhalb der Nationalparks und machen den Menschen Platz und Pflanzen streitig. „Im Nordwesten der Insel gibt es immer noch Elefanten, die sofort angreifen, wenn sie einen Menschen sehen. Sie sind zu oft mit Fackeln und Geschossen verjagt worden.“ Corea stellt entlang der Pfade der Elefanten gewaltige Elektrozäune auf, die Elefanten auf verträgliche Weise umleiten – zur Sicherheit von Mensch und Tier. 

Mit der von ihm gegründeten Sri Lankan Wildlife Conservation Society versucht Corea, Dorfbewohner:innen für Artenschutz zu interessieren und Regierungsorganisationen mit ins Boot zu holen – vergebens. „Ich bin total frustriert. Und wir haben so viel zu verlieren! Den Nebelwald und die Wale, die Trockengebiete, die Mangroven – Sri Lanka ist ein Kontinent auf einer Insel, zudem hat der Tsunami gezeigt, wie verletzlich sie ist.“

Naturschutz in Sri Lanka: Probleme und Chancen

Sri Lanka Nationalpark, Leopard am Wasser © Unsplash/Udara Karunarathna
Beim Naturschutz gibt es in Sri Lanka – trotz der vielen Nationalparks – noch viel Luft nach oben.

Kein Tourist wird die allgegenwärtigen Holzstapel an den Straßen übersehen, Lager der emsigen staatlichen und damit legalen Holzfällerei. Das Tropenholz Bangkirai in unseren Baumärkten stammt oft aus Sri Lanka. Und dennoch überwiegt der Eindruck einer tropisch üppigen Idylle. Wenn in den Horton Plains die mächtigen Sambarhirsche an kühlen Abenden hinter den Rhododendronbäumen herauskommen und in großen Rudeln äsen, wenn der Teufelsvogel, der Nepaluhu, unheimlich schreit, bevor er lautlos über die Ebene gleitet, scheint die Welt in Ordnung. Dass wenig Forschung und Tierschutz betrieben wurde, wird gern mit dem Bürgerkrieg begründet.

Tatsächlich stammt viel wertvolles Wissen noch aus der Zeit der britischen Kolonialherrschaft: Im Botanischen Garten bei Kandy zeigt das viktorianische Orchideenhaus vorbildlich die Schönheit der 170 heimischen Orchideenarten – von denen 74 endemisch sind. Gesammelt und erfasst wurden sie von britischen Botaniker:innen im 19. Jahrhundert. Dass die Natur Sri Lankas größte Touristenattraktion ist, könnte sie retten. An Land hat sich die Natur erstaunlich schnell vom verheerenden Tsunami 2004 erholt, die Korallenriffe sind zwar noch lädiert, doch immer noch bunt und schön – so wie es der Kunde wünscht. Immer mehr Hotels werben mit ökologischen Standards, bieten naturkundliche Führungen an, die mit Glück gut sein können, und arbeiten am Bild der intakten Inselnatur.

Im Jahr 2010 gelang Forschenden der Zoological Society of London in den Horton Plains ein Sensationsfoto: Der endemische Rote Schlanklori, ein kleiner nachtaktiver Primat, war wieder aufgetaucht. Nachdem Briten ihn 1937 entdeckt hatten, wurde er fast 70 Jahre lang nicht mehr gesehen und galt als ausgestorben. Für Forschende wie für Tourist:innen gibt es auf Sri Lanka noch viel zu entdecken.

Die schönsten Nationalparks in Sri Lanka

Baker Falls im Nationalpark Horton Plains, Sri Lanka © iStock/Sachin Fernando
Die Baker-Wasserfälle im Horton-Plains-Nationalpark von Sri Lanka

Zwölf Nationalparks und etliche Schutzgebiete zählt Sri Lanka. Hier sechs Parks, die wir besonders empfehlen.

Yala-Nationalpark

Der Yala-Nationalpark ist zugleich das älteste und bekannteste Naturschutzgebiet des Landes. Er wurde 1938 als Nationalpark gegründet, weite Teile des Gebietes standen aber bereits 1899 unter Naturschutz. Auf rund 1.500 Quadratkilometern Fläche sieht man hier Elefanten, Hirsche, Wildschweine sowie die dichteste Leoparden-Population der Welt. Eine Jeep-Safari durch Monsunregenwald, Mangroven und Buschland ist morgens und nachmittags lohnend. Einen Guide sollte man am besten am Vortag buchen.

Sinharaja Forest

Der letzte primäre Regenwald Sri Lankas ist bergig und nur zu Fuß zu passieren. Exzellente Guides warten am Parkeingang. Sinharaja Forest ist ein absolutes Muss für Vogelfreund:innen; es gibt viele endemische Arten. Aber: Reisende brauchen ein Fernglas und Geduld. Bereits seit 1988 zählt der Sinharaja-Nationalpark zum UNESCO-Weltnaturerbe. Gesäumt wird der Regenwald durch die Flüsse Gin Ganga und Koskulana Ganga.

Horton Plains

Im kühlen Hochland der Horton Plains sollte man in der Frühe eine Wanderung zum „World’s End“ machen, einem Abhang von 900 Metern Höhe, der eine grandiose Aussicht verspricht. Ein weiteres Highlight in diesem Nationalpark sind die Baker-Wasserfälle. Unterwegs kann man große Rudel Sambarhirsche sowie endemische Hochlandvögel sehen. Auch Horton Plains wurde – allerdings erst 2010 – zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt. 

Minneriya-Nationalpark

In diesem Nationalpark ist die Dichte an asiatischen Elefanten besonders hoch: Auf einer Fläche von rund 89 Quadratkilometern tummeln sich rund 200 Dickhäuter. Ende Juli bis Mitte August sammeln sie sich in den grasreichen Ebenen am Wasserreservoir des Minneriya-Nationalparks. Aber auch außerhalb der Trockenzeit sieht man hier verschiedene Hirsche und große Herden endemischer Affen.

Udawalawe-Nationalpark

Auf einer gigantischen Größe von etwas mehr als 300 Quadratkilometern finden Reisende im Udawalawe-Nationalpark rund 500 Elefanten, außerdem Krokodile, Büffel, Leoparden, Wildscheine, Rehe und etliche Vogelarten. Bereits 1972 wurde er zum Nationalpark erklärt. 

Wilpattu-Nationalpark

Der Wilpattu-Nationalpark ist das größte Schutzgebiet des Landes – mit einer Fläche von 1.080 Quadratkilometern. Natürliche Becken, die sich regelmäßig mit Regenwasser füllen, sorgen für ausreichend Trinkwasser für die tierische Population des Nationalparks. Reisende finden hier zum Beispiel Elefanten, Leoparden, Hirsche, Faultiere, Krokodile und Lippenbären – die vom Aussterben bedroht sind.

Verschiedene Anbieter und Guides bieten vor Ort Safari-Touren durch den Wilpattu-Nationalpark an.

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